Dissertation zu Fibromyalgie

Dissertation zu Fibromyalgie

Beitragvon Janik » Dienstag 14. Juli 2009, 21:55

Voxelbasierte Morphometrie bei Patienten mit Fibromyalgie-Syndrom

Aus dem Universitätsklinikum Münster Klinik und Poliklinik für Psychosomatik

- Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. Gereon Heuft -
Referent: Univ.-Prof. Dr. med. Gereon Heuft
Koreferent: Prof. Dr. Dr.med. B. Pfleiderer

Zusammenfassung
Voxelbasierte Morphometrie bei Patienten mit Fibromyalgie-Syndrom

Sebastian Hilgart

Einleitung und Fragestellung: Das Fibromyalgie-Syndrom ist eine Störung, die durch
ausgedehnte chronische muskuloskeletale Schmerzzustände und weitere Symptome wie
Schlafstörungen, Müdigkeit und Steifheit charakterisiert ist. Sowohl die Ätiologie als auch
die Pathogenese sind bisher weitgehend unklar. Die therapeutischen Möglichkeiten sind
für die betroffenen Patienten und die behandelnden Ärzte bisher nicht zufrieden stellend.
Bei anderen chronischen Schmerzstörungen wie chronische Spannungskopfschmerzen
fanden sich strukturelle Veränderungen der grauen Substanz in Bereichen des Gehirns, die
mit der Verarbeitung von Schmerzen in enger Verbindung stehen.

Die Fragestellung der vorliegenden Arbeit ist, ob es bei dem Fibromyalgie-Syndrom ebenfalls strukturelle Veränderungen des Volumens an grauer Substanz in Bereichen des neuronalen schmerzverarbeitenden Systems gibt und ob diese Veränderungen als Folge oder Ursache des chronischen Schmerzsyndroms anzusehen sind.

Material und Methoden: 14 weibliche Fibromyalgie-Patientinnen und 14 gesunde schmerzfreie Kontrollpatientinnen wurden einer Magnetresonanztomographie (MRT) des Schädels unterzogen. Die Bilddaten der beiden Gruppen wurden anschließend mit
voxelbasierter Morphometrie (VBM) auf Unterschiede des Volumens an grauer Substanz analysiert. Die Ergebnisse wurden weiterhin auf Korrelationen mit klinischen Daten wie Dauer der Schmerzen, Medikamenteneinnahme und funktionale Einschränkungen geprüft.

Ergebnisse: Es fanden sich signifikante Unterschiede bei Fibromyalgie-Patientinnen im Bereich des rechten inferioren frontalen Kortexes, des rechten anterioren cingulären Kortexes (ACC) und der linken Amygdala. Eine positive Korrelation zwischen
Medikamenteneinnahme und Volumen im Bereich des ACC konnte gezeigt werden.

Diskussion: Die Ergebnisse deuten auf strukturelle Veränderungen im Schmerzsystem bei Patienten mit Fibromyalgie hin und können mögliche Prädispositionen für die Entwicklung chronischer Schmerzen darstellen.......


http://miami.uni-muenster.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-5054/diss_hilgart.pdf
Janik
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Beitragvon Kallewirsch » Dienstag 14. Juli 2009, 22:03

Also kann man FMS doch nachweisen. Es wird ja immer wieder gerne behauptet,
FMS sei eine eingebildete Erkrankung.
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Beitragvon Karlheinz » Mittwoch 15. Juli 2009, 06:22

Wird eher ein Zufallsergebnis sein.
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Beitragvon Maria Magdalena » Mittwoch 15. Juli 2009, 11:54

@ Karlheinz

Wieso?
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Beitragvon Mia » Mittwoch 15. Juli 2009, 23:57

Das ist doch eine sehr positive Nachricht und zeigt, dass immerhin auf diesem Gebiet geforscht wird. Endlich tut sich etwas, Nachweismöglichkeiten, die ja bestehen müssen, aufzufinden.

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Beitragvon Karlheinz » Donnerstag 16. Juli 2009, 08:12

Hallo Maria Magdalena,

das ist natürlich geraten, ich habe die Dissertation natürlich nicht gelesen.

Die Gründe: Hauptsächlich der, das es m.W. kein "Schmerzzentrum" gibt, sondern viele Teile des Gehirns beteiligt sind. Wenn man sehr viele Parameter vergleicht, findet man jedoch allein aufgrund der zufälligen Schwankungen auch mit zunehmender Wahrscheinlichkeit bei einigen Parametern "statistisch signifikante" Abweichungen. (Das ist ganz einfach wahrscheinlichkeitstheoretisch so.)

In http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=967481686&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=967481686.pdf
Seite 4 (vom Dokument Seite 14) findet sich eine Übersicht, was alles so beteiligt ist.

Dann gibt es noch zufällige Schwankungen durch unterschiedlich große Gehirne, nicht genau vergleichbare Schnittebenen, von vielen funktionellen Zentren kann man die Lage indiviuell nur ungefähr angeben etc.

Selbst wenn man das alles kontrollieren können sollte und nur die oben genannten Strukturen untersucht worden sind (keine ex post Beschränkung!), wäre die niedrige Teilnehmerzahl von 14 sehr gering. Das Ergebnis ist zumindest von daher noch nicht sehr vertrauenswürdeig.

Und selbst wenn das Ergebnis kein Artefakt wäre, hätte man nur eine Korrelation (d.h. es sagt nichts über Ursache und Wirkung) und die wäre ja auch in irgendeiner Form zu erwarten bei Leuten, die überdurchschnittlich viel Schmerzen haben (ob nun "psychisch" oder nicht). Dies zumindest wenn man annimmt, dass psychische Vorgänge zumindest biologisch vermittelt sind und geisterhafte Wirkungen auf und von einer metaphysischen Seele mal ausschließt.

vgl.

"Unfortunately, many researchers looking for risk factors for diseases are not aware that they need to modify their statistics when they test multiple hypotheses. The consequence of that mistake, as John Ioannidis of the University of Ioannina School of Medicine, in Greece, explained to the meeting, is that a lot of observational health studies—those that go trawling through databases, rather than relying on controlled experiments—cannot be reproduced by other researchers. Previous work by Dr Ioannidis, on six highly cited observational studies, showed that conclusions from five of them were later refuted. In the new work he presented to the meeting, he looked systematically at the causes of bias in such research and confirmed that the results of observational studies are likely to be completely correct only 20% of the time. If such a study tests many hypotheses, the likelihood its conclusions are correct may drop as low as one in 1,000—and studies that appear to find larger effects are likely, in fact, simply to have more bias." http://www.economist.com/sciencetechnology/displayStory.cfm?story_id=E1_RSPPSVQ

"One is an unsophisticated reliance on “statistical significance”. To qualify as statistically significant a result has, by convention, to have odds longer than one in 20 of being the result of chance. But, as Dr Ioannidis points out, adhering to this standard means that simply examining 20 different hypotheses at random is likely to give you one statistically significant result. In fields where thousands of possibilities have to be examined, such as the search for genes that contribute to a particular disease, many seemingly meaningful results are bound to be wrong just by chance.

Other factors that contribute to false results are small sample sizes, studies that show weak effects (such as a drug which works only on a small number of patients) and poorly designed studies that allow the researchers to fish among their data until they find some kind of effect, regardless of what they started out trying to prove. Researcher bias, due either to clinging tenaciously to a pet theory, or to financial interests, can also skew results. " aus http://www.economist.com/displaystory.cfm?story_id=4342386

auch interessant:

http://www.economist.com/sciencetechnology/displayStory.cfm?story_id=12376658
Karlheinz
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Beitragvon Maria Magdalena » Donnerstag 16. Juli 2009, 10:30

Danke für die Erklärung, kann ich gut nachvollziehen. Trotzdem wäre es logisch, dass bestimmte Zentren (Areale) im Gehirn, oben werden sie als "Bereiche des neuronalen, schmerzverarbeitenden Systems" definiert, ihre Funktionen nicht mehr richtig ausführen können, wenn Intoxikationen zur Schädigung der Hirnsubstanz geführt haben.

Dazu fällt mir Quecksilber ein, doch auch Pestizide können fatale Auswirkungen haben (wir hatten hier ein Studie über Deltamethrin). Die Folgen sind organische Veränderungen der Hirnzellen, die z. B. aufgrund einer durch Gifte ausgelösten und unterhaltenen Autoimmunreaktion zustande kommen. Natürlich sollte man in solchen Fällen weiter forschen, um die Ergebnisse zu überprüfen.
Maria Magdalena
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