Tai Chi lindert Fibromyalgie
"Boston – Ein intensiver 12-wöchiger Tai Chi-Kurs hat in einer randomisierten Studie im New England Journal of Medicine (2010; 363: 743-754) bei Patienten mit Fibromyalgie den Aktionsradius erweitert und die Lebensqualität verbessert.
Das diagnostisch schwer fassbare Fibromyalgiesyndrom entzieht sich bisher weitgehend medizinischen Behandlungen. Ein Beispiel aus dem Editorial ist die Therapie mit Duloxetin, das in einer randomisierten Studie bei etwa der Hälfte der Patienten die Schmerzen nur leicht linderte.
Den gleichen Effekt erzielte bei einem Drittel der Patienten ein Placebo, ohne die Patienten mit den Nebenwirkung des Medikaments zu belasten. Es wundert deshalb nicht, dass viele Patienten sich alternativen Therapien zuwenden, zu denen auch Tai Chi (Tàijíquán) gehört.
Die im alten China entwickelte innere Kampfkunst “Schattenboxen” besteht aus sanften Übungen mit fließenden, zirkulären Bewegungen des Körpers, die mit bestimmten Atemübungen verbunden sind. Das Ziel ist eine Meditation, bei der die Lebensenergie “Chi” durch den Körper fließen soll.
Aus medizinischer Sicht ist Tai Chi eine komplexe Intervention, die körperliche, psychosoziale, emotionale, spirituelle und verhaltenstherapeutische Elemente umfasst. Dabei trainiert Tai Chi den Gleichgewichtssinn.
Die vielfältigen Bewegungen der Gelenke können Patienten mit rheumatischen Erkrankungen helfen ihre Gliedersteife zu überwinden. Eine Anwendung scheint auch beim Fibromyalgie-Syndrom (früher auch als Weichteilrheumatismus bezeichnet) sinnvoll. Die sanften Übungen sollen hier schmerzfreie Bewegungen ermöglichen und den Aktionsradius der Patienten erweitern.
Dies ist den Teilnehmern einer zugegebenermaßen kleinen Studie an 66 Fibromyalgiepatienten auch gelungen. Die Patienten wurden auf zwei Gruppen randomisiert. In einer Gruppe nahmen die Teilnehmer zweimal die Woche an einstündigen Vorträgen zur der Erkrankung teil.
In der anderen Gruppe erlernten die Teilnehmer während dieser Zeit eine vereinfachte Variante der Yang-Form, die sie täglich zuhause über 20 Minuten praktizieren sollten. Am Ende erhielten sie noch eine Instruktions-DVD, um die Übungen zuhause fortzusetzen.
Der Erfolg kann sich sehen lassen. Nach 12 Wochen hatte sich der „Fibromyalgia impact questionnaire“ (FIQ), der die Einschränkungen in Beruf und Alltag erfragt, von 63 auf 35 Punkte verbessert, während es in der Kontrollgruppe nur eine geringere Verbesserung (von 68 auf 59 Punkte) gab. Auch in sekundären Endpunkten zur Lebensqualität, zur Stimmung, Schlafqualität, Schmerzbeherrschung und körperlicher Ausdauer verzeichneten die Teilnehmer der Tai Chi-Kurse Verbesserungen.
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/42425/Tai_Chi_lindert_Fibromyalgie.htm
Original Article
A Randomized Trial of Tai Chi for Fibromyalgia
Chenchen Wang, M.D., M.P.H., Christopher H. Schmid, Ph.D., Ramel Rones, B.S., Robert Kalish, M.D., Janeth Yinh, M.D., Don L. Goldenberg, M.D., Yoojin Lee, M.S., and Timothy McAlindon, M.D., M.P.H.
N Engl J Med 2010; 363:743-754August 19, 2010
http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa0912611?query=TOC&