Schöne neue Wackerwelt:Trojanische Zuckertüten

Zitat vdi-nachrichten
"Sakkos, die keinen Zigarettenrauch mehr annehmen, Hemden ohne Schweißgeruch, Teddybären, die beim Streicheln ätherische Öle abgeben, Cremes, die erst auf der Haut ihre Wirkstoffe freisetzen - noch vor wenigen Jahren wären solche Produkte nicht denkbar gewesen. Doch dann gelang es Forschern der Wacker-Chemie im bayerischen Burghausen, nanometerkleine Molekülkapseln - so genannte Cyclodextrine (CD) - sortenrein herzustellen und ihre Herstellungskosten drastisch zu senken. Das Unternehmen ist heute der weltweit führende Hersteller dieser "Nanotüten".
Cyclodextrin heißt so viel wie "Ring aus dem Zucker Dextrin". Die ringförmigen Moleküle umschließen einen Hohlraum, in dem sie Substanzen aufnehmen können, lange Zeit hervorragend geschützt - ohne feste chemische Bindungen.
Am liebsten nehmen sie Substanzen auf, die eine Abneigung gegen Wasser haben, also unpolar sind. Dazu gehören fettlösliche Vitamine und Öle, leicht flüchtigen Duftstoffe von Parfüms oder auch weniger gut riechende organische Moleküle. Solche Stoffe bleiben dann so lange im Inneren der Wirtmoleküle, bis sie durch ein Übermaß an Wasser wieder verdrängt werden. Auf diese Weise lässt sich Kneipengeruch im Mantel ebenso einfangen und wegsperren wie der Essensdunst in der Küchengardine. Im Wasser der Waschmaschine setzen die Cyclodextrine die Duftmoleküle wieder frei und können erneut als winzige Müllschlucker dienen. Bei einem Überschuss an Wasser und erhöhter Temperatur wandern die Gastmoleküle nämlich lieber vom Cyclodextrin ins Waschwasser und werden so ausgespült.
Ähnlich funktioniert die Schweißabsorption. Hier nehmen die Ringmoleküle jene Stoffe auf, die der Mensch mit dem Schweiß abgibt und die Bakterien - etwa in den Achselhöhlen - verstoffwechseln und dabei in streng riechende Substanzen zersetzen. Abgeschirmt im Inneren der Cyclodextrine sind sie jedoch jedem Zugriff entzogen. Der Vorteil: Die natürliche Bakterienflora wird nicht bekämpft, sie wird nur auf Diät gehalten.
Die Anwendung für Textilien wurde in breitem Umfang erst möglich, als es den Entwicklern von Wacker gelang, Derivate natürlicher Cyclodextrine zu erzeugen, die sich chemisch fest an Cellulosefasern binden.
"An Baumwolle und Viskose lassen sie sich nun so gut koppeln, dass sie sich auch nach häufigem Waschen nicht lösen", erklärt der Chemiker Jens Moldenhauer. Selbst auf Leder oder Zeltplanen können sie ihre Wirkung entfalten: "Bei den Zeltplanen geht es jedoch nicht um Gerüche, sondern hier können die Cyclodextrine beispielsweise Antischimmel-Mittel beherbergen, die sie nach und nach abgeben", sagt Moldenhauer.........
Schon vor drei Jahren hatte der deutsche Stofftierhersteller BärenWelt einen Teddybär auf den Markt gebracht, der vom Käufer mit Parfüm besprüht werden konnte und diesen Duft dann so lange im Inneren der auf seiner Oberfläche angebrachten Cyclodextrine versteckte, bis der Kunde darüberstrich.
Künftig könnte sich dieses Prinzip vielleicht auch für medizinische Zwecke nutzen lassen: Dies reicht vom Teddy mit ätherischen Ölen für erkältete Kinder über Kleidung mit Hautpflegemitteln für Personen mit Neurodermitis bis zur Krankenhauswäsche mit keimtötenden Stoffen oder vielleicht sogar dem T-Shirt, das den Sommerurlaub rettet, weil es über lange Zeit Mücken abweisende Substanzen abgibt. ... "
Cycoldextrine
Trojanische Zuckertüten
Wacker fertigt die Cyclodextrine in Bioreaktoren. Hier schneiden Enzyme, die aus Mikroorganismen gewonnen werden, aus Maisstärke winzige Stücke heraus, die sich dann zu ringförmigen CD-Molekülen verbinden. Davon gibt es drei unterschiedlich große, das Alpha-, das Beta- und das Gamma-Cyclodextrin mit jeweils sechs, sieben oder acht Einheiten des Zuckers.
Die Durchmesser des umschlossenen Raums der molekularen Tüten variieren dabei von 0,47 Nanometer bis 0,83 Nanometer, die Höhe beträgt etwa 0,8 Nanometer. Ein Nanometer ist nur ein millionstel Millimeter - und doch reicht dies aus, um die noch kleineren Geruchsmoleküle einzufangen und festzuhalten."
http://www.vdi-nachrichten.com/vdi-nachrichten/aktuelle_ausgabe/article.asp?cat=1&id=21617&source=archiv
"Sakkos, die keinen Zigarettenrauch mehr annehmen, Hemden ohne Schweißgeruch, Teddybären, die beim Streicheln ätherische Öle abgeben, Cremes, die erst auf der Haut ihre Wirkstoffe freisetzen - noch vor wenigen Jahren wären solche Produkte nicht denkbar gewesen. Doch dann gelang es Forschern der Wacker-Chemie im bayerischen Burghausen, nanometerkleine Molekülkapseln - so genannte Cyclodextrine (CD) - sortenrein herzustellen und ihre Herstellungskosten drastisch zu senken. Das Unternehmen ist heute der weltweit führende Hersteller dieser "Nanotüten".
Cyclodextrin heißt so viel wie "Ring aus dem Zucker Dextrin". Die ringförmigen Moleküle umschließen einen Hohlraum, in dem sie Substanzen aufnehmen können, lange Zeit hervorragend geschützt - ohne feste chemische Bindungen.
Am liebsten nehmen sie Substanzen auf, die eine Abneigung gegen Wasser haben, also unpolar sind. Dazu gehören fettlösliche Vitamine und Öle, leicht flüchtigen Duftstoffe von Parfüms oder auch weniger gut riechende organische Moleküle. Solche Stoffe bleiben dann so lange im Inneren der Wirtmoleküle, bis sie durch ein Übermaß an Wasser wieder verdrängt werden. Auf diese Weise lässt sich Kneipengeruch im Mantel ebenso einfangen und wegsperren wie der Essensdunst in der Küchengardine. Im Wasser der Waschmaschine setzen die Cyclodextrine die Duftmoleküle wieder frei und können erneut als winzige Müllschlucker dienen. Bei einem Überschuss an Wasser und erhöhter Temperatur wandern die Gastmoleküle nämlich lieber vom Cyclodextrin ins Waschwasser und werden so ausgespült.
Ähnlich funktioniert die Schweißabsorption. Hier nehmen die Ringmoleküle jene Stoffe auf, die der Mensch mit dem Schweiß abgibt und die Bakterien - etwa in den Achselhöhlen - verstoffwechseln und dabei in streng riechende Substanzen zersetzen. Abgeschirmt im Inneren der Cyclodextrine sind sie jedoch jedem Zugriff entzogen. Der Vorteil: Die natürliche Bakterienflora wird nicht bekämpft, sie wird nur auf Diät gehalten.
Die Anwendung für Textilien wurde in breitem Umfang erst möglich, als es den Entwicklern von Wacker gelang, Derivate natürlicher Cyclodextrine zu erzeugen, die sich chemisch fest an Cellulosefasern binden.
"An Baumwolle und Viskose lassen sie sich nun so gut koppeln, dass sie sich auch nach häufigem Waschen nicht lösen", erklärt der Chemiker Jens Moldenhauer. Selbst auf Leder oder Zeltplanen können sie ihre Wirkung entfalten: "Bei den Zeltplanen geht es jedoch nicht um Gerüche, sondern hier können die Cyclodextrine beispielsweise Antischimmel-Mittel beherbergen, die sie nach und nach abgeben", sagt Moldenhauer.........
Schon vor drei Jahren hatte der deutsche Stofftierhersteller BärenWelt einen Teddybär auf den Markt gebracht, der vom Käufer mit Parfüm besprüht werden konnte und diesen Duft dann so lange im Inneren der auf seiner Oberfläche angebrachten Cyclodextrine versteckte, bis der Kunde darüberstrich.
Künftig könnte sich dieses Prinzip vielleicht auch für medizinische Zwecke nutzen lassen: Dies reicht vom Teddy mit ätherischen Ölen für erkältete Kinder über Kleidung mit Hautpflegemitteln für Personen mit Neurodermitis bis zur Krankenhauswäsche mit keimtötenden Stoffen oder vielleicht sogar dem T-Shirt, das den Sommerurlaub rettet, weil es über lange Zeit Mücken abweisende Substanzen abgibt. ... "
Cycoldextrine
Trojanische Zuckertüten
Wacker fertigt die Cyclodextrine in Bioreaktoren. Hier schneiden Enzyme, die aus Mikroorganismen gewonnen werden, aus Maisstärke winzige Stücke heraus, die sich dann zu ringförmigen CD-Molekülen verbinden. Davon gibt es drei unterschiedlich große, das Alpha-, das Beta- und das Gamma-Cyclodextrin mit jeweils sechs, sieben oder acht Einheiten des Zuckers.
Die Durchmesser des umschlossenen Raums der molekularen Tüten variieren dabei von 0,47 Nanometer bis 0,83 Nanometer, die Höhe beträgt etwa 0,8 Nanometer. Ein Nanometer ist nur ein millionstel Millimeter - und doch reicht dies aus, um die noch kleineren Geruchsmoleküle einzufangen und festzuhalten."
http://www.vdi-nachrichten.com/vdi-nachrichten/aktuelle_ausgabe/article.asp?cat=1&id=21617&source=archiv