Asbest im Biotop!

Asbest im Biotop
Müllentsorgung im Naturschutzgebiet
Am Rhein bei Hockenheim befindet sich seit Jahrzehnten ein wunderschönes Naturschutzgebiet. Doch die Idylle trügt: Mitten in dem Areal türmt sich Abfall. Nicht irgendein Abfall, sondern Sondermüll.
Nach Expertenschätzungen lagern hier 14 Millionen Kilogramm asbesthaltigen Materials. Der Sondermüll ist nicht sachgerecht gelagert, sondern liegt einfach so herum, zum Teil unverpackt, zum Teil unter zerrissenen Schutzplanen - in jedem Fall Wind und Wetter ausgesetzt. Allein das ist nicht zu glauben. Etwas anderes noch weniger: Es handelt sich um eine amtlich genehmigte Verbrennungsanlage für Asbest.
Die Anwohner können bis heute nicht verstehen, wie es für eine solche Anlage überhaupt eine Genehmigung geben konnte, denn das Gelände kann jederzeit überflutet werden.
Genehmigte Verschmutzung
Für knapp 200 Euro Gebühren hatte das Landratsamt Rhein-Neckar am 29. März 2001 eine Genehmigung zur "Thermischen Behandlung von Asbestzementabfällen" erteilt. In der ehemaligen Ziegelei durften fortan asbesthaltige Abfälle verbrannt werden. Eine spezielle Hitzebehandlung im alten Ofen der Firma sollte die krebserregenden Fasern unschädlich machen. Kurz nachdem die Anlage in Betrieb geht, kam es jedoch zu starken Rauchentwicklungen. Die Anwohner schlugen Alarm.
Auf dem Gelände stinkt es bestialisch, die Müllberge wachsen. Eigentlich dürften hier laut Genehmigung "nur" 1000 Tonnen asbesthaltige Abfälle lagern. Tatsächlich lagert hier mehr als das Fünffache.
Unklare Zuständigkeiten
WISO fragt beim Landratsamt nach, wie aus einer einfachen Ziegelei eine Sondermüllverbrennungsanlage werden konnte. Man sei nicht mehr zuständig, heißt es jedoch, habe die Akten gar nicht mehr. Mit einem Millionenkredit der Landesbank Baden-Württemberg sollte hier ursprünglich ein Hi-Tech-Unternehmen entstehen. Doch von moderner Technologie ist rein gar nichts zu sehen. An die damalige Betreiberfirma MVG, die im Juni vergangenen Jahres Pleite gemacht hat, erinnert nur noch ein verwaschenes Graffiti. Ihre Nachfolge hat eine Gesellschaft namens MCR, mit Sitz in England, angetreten.
Die insolvente MVG hatte ihren Sitz in Landshut. Als WISO dort recherchiert, gibt es eine Überraschung. Denn laut Klingelschild und Briefkasten residiert hier die MCR, und auch der Name eines der Geschäftsführer steht auf dem Briefkasten. Als WISO versucht, Kontakt aufzunehmen, heißt es auch hier: kein Interview.
Staatsanwaltschaft ermittelt
Inzwischen interessiert sich auch die Staatsanwaltschaft Mannheim für die Hockenheimer Anlage. Sie leitete ein Ermittlungsverfahren wegen "Verdachts des unerlaubten Umgangs mit gefährlichen Abfällen" ein. Ende vergangenen Jahres spitzte sich die Lage dramatisch zu. Analysen hatten ergeben: Im Eingangslager sind die zulässigen Abfallmengen weit überschritten, die Stoffe sind umweltgefährdend gelagert, und im Bereich des Verbrennungsofens wird Dioxin, das so genannte Seveso-Gift, gefunden. Im behandelten Material, das eigentlich giftfrei sein sollte, befindet sich noch immer Asbest.
Das nun zuständige Regierungspräsidium hat Ende 2006 endlich gehandelt: Der Betrieb der Anlage wurde untersagt, eine Schließung verfügt. Aber was passiert mit dem Asbestmüll? Die Behörden prüfen also weiter - und bei den Anwohnern wächst die Angst. Für das Gelände suchen die Behörden einen neuen Investor - aber wer kauft schon einen riesigen Haufen Sondermüll? Im Moment sieht es so aus, dass die Entsorgung am Steuerzahler hängen bleibt. Das Ganze könnte bis zu fünf Millionen Euro kosten - nach vorsichtigen Schätzungen.
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/16/0,1872,5273584,00.html
Müllentsorgung im Naturschutzgebiet
Am Rhein bei Hockenheim befindet sich seit Jahrzehnten ein wunderschönes Naturschutzgebiet. Doch die Idylle trügt: Mitten in dem Areal türmt sich Abfall. Nicht irgendein Abfall, sondern Sondermüll.
Nach Expertenschätzungen lagern hier 14 Millionen Kilogramm asbesthaltigen Materials. Der Sondermüll ist nicht sachgerecht gelagert, sondern liegt einfach so herum, zum Teil unverpackt, zum Teil unter zerrissenen Schutzplanen - in jedem Fall Wind und Wetter ausgesetzt. Allein das ist nicht zu glauben. Etwas anderes noch weniger: Es handelt sich um eine amtlich genehmigte Verbrennungsanlage für Asbest.
Die Anwohner können bis heute nicht verstehen, wie es für eine solche Anlage überhaupt eine Genehmigung geben konnte, denn das Gelände kann jederzeit überflutet werden.
Genehmigte Verschmutzung
Für knapp 200 Euro Gebühren hatte das Landratsamt Rhein-Neckar am 29. März 2001 eine Genehmigung zur "Thermischen Behandlung von Asbestzementabfällen" erteilt. In der ehemaligen Ziegelei durften fortan asbesthaltige Abfälle verbrannt werden. Eine spezielle Hitzebehandlung im alten Ofen der Firma sollte die krebserregenden Fasern unschädlich machen. Kurz nachdem die Anlage in Betrieb geht, kam es jedoch zu starken Rauchentwicklungen. Die Anwohner schlugen Alarm.
Auf dem Gelände stinkt es bestialisch, die Müllberge wachsen. Eigentlich dürften hier laut Genehmigung "nur" 1000 Tonnen asbesthaltige Abfälle lagern. Tatsächlich lagert hier mehr als das Fünffache.
Unklare Zuständigkeiten
WISO fragt beim Landratsamt nach, wie aus einer einfachen Ziegelei eine Sondermüllverbrennungsanlage werden konnte. Man sei nicht mehr zuständig, heißt es jedoch, habe die Akten gar nicht mehr. Mit einem Millionenkredit der Landesbank Baden-Württemberg sollte hier ursprünglich ein Hi-Tech-Unternehmen entstehen. Doch von moderner Technologie ist rein gar nichts zu sehen. An die damalige Betreiberfirma MVG, die im Juni vergangenen Jahres Pleite gemacht hat, erinnert nur noch ein verwaschenes Graffiti. Ihre Nachfolge hat eine Gesellschaft namens MCR, mit Sitz in England, angetreten.
Die insolvente MVG hatte ihren Sitz in Landshut. Als WISO dort recherchiert, gibt es eine Überraschung. Denn laut Klingelschild und Briefkasten residiert hier die MCR, und auch der Name eines der Geschäftsführer steht auf dem Briefkasten. Als WISO versucht, Kontakt aufzunehmen, heißt es auch hier: kein Interview.
Staatsanwaltschaft ermittelt
Inzwischen interessiert sich auch die Staatsanwaltschaft Mannheim für die Hockenheimer Anlage. Sie leitete ein Ermittlungsverfahren wegen "Verdachts des unerlaubten Umgangs mit gefährlichen Abfällen" ein. Ende vergangenen Jahres spitzte sich die Lage dramatisch zu. Analysen hatten ergeben: Im Eingangslager sind die zulässigen Abfallmengen weit überschritten, die Stoffe sind umweltgefährdend gelagert, und im Bereich des Verbrennungsofens wird Dioxin, das so genannte Seveso-Gift, gefunden. Im behandelten Material, das eigentlich giftfrei sein sollte, befindet sich noch immer Asbest.
Das nun zuständige Regierungspräsidium hat Ende 2006 endlich gehandelt: Der Betrieb der Anlage wurde untersagt, eine Schließung verfügt. Aber was passiert mit dem Asbestmüll? Die Behörden prüfen also weiter - und bei den Anwohnern wächst die Angst. Für das Gelände suchen die Behörden einen neuen Investor - aber wer kauft schon einen riesigen Haufen Sondermüll? Im Moment sieht es so aus, dass die Entsorgung am Steuerzahler hängen bleibt. Das Ganze könnte bis zu fünf Millionen Euro kosten - nach vorsichtigen Schätzungen.
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/16/0,1872,5273584,00.html