Verzockt?

Verzockt?

Beitragvon Maria Magdalena » Freitag 13. November 2009, 20:27

von Hinrichs Otto-Werner, Readers Edition

Dass die Leute immer noch glauben, das Geldpapier, welches sie in der Hand haben, habe einen festen Wert, liegt daran, dass durch geschickte Manipulation der Devisenkurse ein scheinbares Wertverhältnis vorgespiegelt wird. Diese Devisenkurse werden nämlich von genau den gleichen Gruppen manipuliert, die auch die Geldmengenvermehrung produzieren.

Praktisch hat inzwischen das von der US-Hochfinanz gesteuerte und ihnen gehörende private Federal-Reserve-System Welt-Geldbedeutung erlangt: Das FED–Privatgeld, der Dollar ist schon von der Geldmenge her in der Welt dominierend, die größte gelddruckende, die Leitwährung der Welt druckende Bank ist komplett im privaten Besitz.

Es ist schon ein paar Jahre her, aber irgendwann war der Zeitpunkt gekommen, an dem die USA mehr und mehr Dollars brauchten, um ihre Rohstoffimporte, vor allem das Öl, bezahlen zu können. Aber sie hatten nicht mehr genügend Gold, um die Menge der gedruckten Dollars abzudecken. So entschloss man sich 1971 die Golddeckung des Dollar abzuschaffen.

Doch Faktum ist, dass die “Leistungsfähigkeit der US-Wirtschaft” nicht ausreicht, um auch nur zehn Prozent der Dollars zu decken, die in den letzten 30 Jahren auf buntem Papier gedruckt wurden. Die USA hat seit dreissig Jahren eingekauft und mit Papier bezahlt. Sehr günstig für die US-Wirtschaft, denn die Öl- und sonstigen Importe der letzten 30 Jahre haben praktisch nichts gekostet, na gut - außer den Kosten für Papier und Druckfarbe.

Nahezu alle Staaten dieser Welt haben ihre Währungsreserven zu einem großen Teil in Dollar angelegt, von den Banken ganz zu schweigen. Man nimmt an, das zwei Drittel der Welt-Währungsreserven aus Dollar bestehen. Seit einiger Zeit steigen die Länder, Banken und Unternehmen vermehrt auf den Euro um. Sie fragen warum? – Weil Ihnen inzwischen klar geworden ist, dass die Euros mehr wert sind als das Papier. Für Euro kann man auch langfristig etwas kaufen. Der Euro ist durch eine reale Wirtschaftsleistung gedeckt.

Sie verkaufen also ihre Dollar gegen Euro - und das treibt den Dollarkurs in den Keller. Eigentlich will niemand mehr das ungedeckte amerikanische Papiergeld haben. Inzwischen wird deutlich, die USA stehen unmittelbar vor dem Abgrund. Können sie sich an den Bush-Spruch über die “Achse des Bösen” erinnern, können Sie sich erinnern, dass er die Staaten: Irak, Iran und Nordkorea namhaft machte. Sie sind von Dollar auf Euro umgestiegen. Der Irak hatte Ende 2000 beschlossen, seine Dollarreserven in Euro umzuwandeln. Aber Bush platze der Kragen erst, als die Irak-Entscheidung, das Guthaben bei der UNO - zehn Milliarden Dollar - in Euro umzutauschen publik wurde. Der Irak hatte es also gewagt, als erster sein Öl für Euros zu verkaufen.

Auch der Iran hat im Januar 2002 die Hälfte seiner Währungsreserven von Dollar auf Euro getauscht. Nordkorea hat im Herbst 2002 seine Dollar in Euro getauscht. Prompt wurde der Liefervertrag über Heizöl etc. von USA an Nordkorea einseitig von den USA gebrochen. Die USA haben einfach nichts mehr geliefert.China hat ebenfalls ganz, ganz vorsichtig begonnen seine Dollarreserven abzustossen und gegen Euro zu ersetzen. Russland hat ebenfalls die Front gewechselt. Die gesamten OPEC-Staaten liebäugeln mit dem Euro, einige haben damit begonnen ihre Dollars abzustossen.

Was aber passiert, wenn der Dollar kippt? Ganz einfach: dann stürzt der Dollar auf den Wert, den er tatsächlich hat: 0,20 Eurocent. Das ist der Wert der herauskommt, wenn man die Menge an Dollar durch die Exportleistung der US-Wirtschaft dividiert, immer verglichen mit der Menge an Euro mit der Exportleistung der europäischen Wirtschaft. Die USA können ab diesem Augenblick an das Öl und die anderen Rohstoffe, die sie für ihre Industrie, Verkehr, für ihre gesamte Wirtschaft brauchen nicht mehr bezahlen, sie sind bankrott. In den USA stehen dann die Fabriken still, die US-Wirtschaft ist tot. Die US-Unternehmen, weitgehend börsennotiert, verlieren 90 Prozent ihres Wertes: Erstens, weil sie weniger produzieren können, zweitens, weil kaum noch ein US-Bürger etwas kaufen kann, drittens, weil sie in Dollar notiert sind - und der ist dann nichts mehr wert.

Das gesamte Finanzsystem der USA ist aber auf Aktien aufgebaut. Alle Banken, alle Versicherungen sind zahlungsunfähig. Wenn die US-Aktien stürzen, dann ist alles tot. Die gesamte Altersvorsorge der USA ist auf Aktien (vergleichbar mit der Riester Rente) aufgebaut. Dann werden 250 Millionen Amerikaner um ihr gesamtes Erspartes gebracht. Mehr als 50 Millionen alter Menschen im Ruhestand werden plötzlich vollkommen mittellos sein. Die USA würden zu einem unglaublichen Armenhaus und würden zurück fallen auf ein pro-Kopf-Wohlstands-Niveau wie es in der 2.Welt herrscht.

Quelle:
http://www.readers-edition.de/2009/11/11/verzockt/
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Beitragvon Karlheinz » Samstag 14. November 2009, 08:34

Die FED ist selbstredend nicht in Privatbesitz.

Der große Warner vor dem Papiergeld war Ludwig von Mises. Er hielt zuletzt alle Befürworter von Papiergeld für Sozialisten. Seine Schriften gibts kostenlos bei Mises.org in englisch und teilweise bei Mises.de in deutsch.

Sein Schüler Rothbard hat auch was zu dem Thema geschrieben, gibts glaub ich auch auf deutsch.

Für das Verständnis der amerikanischen Mentalität sehr empfehlenswert: Ayn Rand. Konkurriert in den USA an Auflagenstärke mit der Bibel. Hierzulande nicht mal bei Amazon gelistet. Keine hohe Literatur aber dafür sehr spannend.

Dass Menschen gern mal in großem Stile Murks fabrizieren was Geld angeht, wurde wohl sehr schön von Kindleberger beschrieben. Was den ganz großen Stil angeht jüngst Carmen Rheinhardt und Kenneth Rogoff.
Das passiert leider regelmäßig, aber doch selten genug um bei den jeweiligen Zeitgenossen immer wieder Verwunderung auszulösen.

Menschen sind nun mal ein Leben in Gruppen von ca. 150 Exemplaren unter Steinzeitbedingungen angepasst und nicht an dass Rummachen mit Großökonomien und Massengesellschaften. Aber dass hat ja vermutlich auch bald ein Ende wenn endlich alles kaputt ist.
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Beitragvon Energiefox » Samstag 14. November 2009, 10:27

Danke Maria Magdalena und Karlheinz für die interessanten Berichte.
Es kann einem schon Angst bereiten. Ich bin ja mehr ein Techniker und werbe für Engergieeffizienz.
Meiner Meinung nach ist das Hauptübel wir wirtschaften nicht Nachhaltig, mit mehr Verstand denke ich
könnte es allen Menschen gut gehen. Nur wir dürfen uns auch nicht noch mehr so massenhaft vermehren.
Mit der Verschuldug Amerikas ich denke auch wir sind überschuldet, irgendwann muss es da vermutlich eine
Entschuldung geben und zurück zur wertgedeckter Währung. Ist aber jetzt mehr mein laienhafter Blick auf das Finazwesen.
Gruß Energiefox
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Beitragvon Maria Magdalena » Samstag 14. November 2009, 23:19

@ Karlheinz

Und in wessen Besitz ist die FED?
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Beitragvon Karlheinz » Sonntag 15. November 2009, 08:43

Die FED ist eine US-Bundeseinrichtung so wie die deutsche Bundesbank und die Europäische Zentralbank.

Das mit dem Besitz ist doch etwas komplizierter:

Who owns the Federal Reserve?
The Federal Reserve System is not "owned" by anyone and is not a private, profit-making institution. Instead, it is an independent entity within the government, having both public purposes and private aspects.

As the nation's central bank, the Federal Reserve derives its authority from the U.S. Congress. It is considered an independent central bank because its decisions do not have to be ratified by the President or anyone else in the executive or legislative branch of government, it does not receive funding appropriated by Congress, and the terms of the members of the Board of Governors span multiple presidential and congressional terms. However, the Federal Reserve is subject to oversight by Congress, which periodically reviews its activities and can alter its responsibilities by statute. Also, the Federal Reserve must work within the framework of the overall objectives of economic and financial policy established by the government. Therefore, the Federal Reserve can be more accurately described as "independent within the government."

The twelve regional Federal Reserve Banks, which were established by Congress as the operating arms of the nation's central banking system, are organized much like private corporations--possibly leading to some confusion about "ownership." For example, the Reserve Banks issue shares of stock to member banks. However, owning Reserve Bank stock is quite different from owning stock in a private company. The Reserve Banks are not operated for profit, and ownership of a certain amount of stock is, by law, a condition of membership in the System. The stock may not be sold, traded, or pledged as security for a loan; dividends are, by law, 6 percent per year. http://www.federalreserve.gov/generalinfo/faq/faqfrs.htm#5

mehr bei http://en.wikipedia.org/wiki/Federal_Reserve_System#cite_note-6

Eine öffentliche Einrichtung, deren Kapital zwangsweise von privaten Mitgliedsbanken gehalten wird. Die FED ist formal unabhängig. Das Sagen haben die von der Politik ernannten Gouverneure.

http://en.wikipedia.org/wiki/File:Organiztion_of_the_Federal_Reserve_System.jpg

Die FED wurde ca. 1913 gegründet um Bankenkrisen besser verhüten zu können, die vorher relativ regelmäßig vorkamen und für die Betroffenen den Ruin bedeuten konnten. Seither ist die Inflationsrate in den USA deutlich gestiegen und und der durchschnittliche Realzins deutlich gesunken. Beschleunigt seit Abschaffung der Goldbindung.

je unabhängiger die Zentralbank (von der Politik) desto niedriger die Inflation: http://en.wikipedia.org/wiki/File:Alisna_and_Summers_Central_Bank_Independence_vs_Inflation.gif

Vor der Einrichtung der FED lag die Inflation allerdings im Schnitt bei Null. Heute strebt man 2 bis drei Prozent an. Man kann auch argumentieren, dass die wirkliche Inflation deutlich höher liegt, als die offiziell ausgewiesene.

Rothbards bekannte Kritik in Kurzform: http://mises.org/books/fed.pdf
was "aktuelles": http://mises.org/tradcycl/econdepr.asp

Einige Fed-Gouverneure (ich glaube auch Bernanke) meinten noch vor ein paar Jahren, man hätte die Wirtschaftszyklen mittlerweile im Griff.
Bernanke, der heutige FED-Chef (der effektiv die Richtung vorgibt) meinte im Falle einer drohenden Deflation bräuchte man nur das Geld von Helikoptern aus abwerfen. Seither hat er den Spitznamen Helicopter-Ben.

In der aktuellen Krise macht er diesem Spitznamen bisher alle Ehre. Bei den Japanern hat das aber nicht recht funktioniert.
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