Medizin aus einer etwas anderen Sicht

Bisher habe ich zum Thema "Fun" noch nichts beigetragen, das wollte ich heute ändern:
Die Medikamentenstafette
Um auch einmal etwas Konstruktives zu leisten, wollen wir uns jetzt mit den neuesten Errungenschaften der zeitgenössigen Medizin befassen. Es lässt sich nicht leugnen, dass beispielsweise dank der sogenannten “Antibiotika” sehr viele Patienten, die noch vor wenigen Jahren gestorben wären, heute am Leben bleiben und dass andererseits sehr viele Patienten, die noch vor wenigen Jahren am Leben geblieben wären.... aber wir wollen ja konstruktiv sein.
Es begann im Stiegenhaus. Plötzlich fühlte ich ein leichtes Jucken in der linken Ohrmuschel. Meine Frau ruhte nicht eher, als bis ich einen Arzt aufsuchte. Man kann, so sagte sie, in diesen Dingen nicht vorsichtig genug sein.
Der Arzt kroch in mein Ohr, tat sich dort etwa eine halbe Stunde lang um, kam wieder zum Vorsschein und gab bekannt, dass ich offenbar ein leichtes Jucken in der linken Ohrmuschel verspürte.
“Nehmen sie 6 Pinicillin-Tabletten”, sagte er. “Das wird Ihnen gleich beide Ohren säubern”.
Ich schluckte die Tabletten. Zwei Tage später war das Jucken vergangen und meine linke Ohrmuschel fühlte sich wie neugeboren. Das einzige, was meine Freude trübte, waren die roten Flecken auf meinem Bauch, deren Jucken mich beinahe wahnsinnig machte.
Unverzüglich suchte ich einen Spezialisten auf, er wusste nach einem kurzen Blick sofort Bescheid:
“Manche Leute vertragen kein Penicillin und bekommen davon einen allergischen Ausschlag. Seien sie unbesorgt. 12 Aureomycin-Pillen – und in ein paar Tagen ist alles wieder gut”.
Das Aureomycin übte die erwünschte Wirkung: die Flecken verschwanden. Es übte auch eine unerwünschte Wirkung: meine Kniee schwollen an. Das Fieber stieg stündlich. Mühsam schleppte ich mich zum Spezialisten.
“Diese Erscheinungen sind uns nicht ganz unbekannt”, tröstete er mich. “Sie gehen häufig mit der Heilwirkung des Aureomycins Hand in Hand”.
Er gab mir ein Rezept für 32 Terramycin-Tabletten. Sie wirkten Wunder. Das Fieber fiel und meine Kniee schwollen ab. Der Spezialist, den wir an mein Krankenlager beriefen stellte fest, dass der mörderische Schmerz in meinen Nieren eine Folge des Terramycins war und ich sollte das nicht unterschätzen. Nieren sind schliesslich Nieren.
Eine geprüfte Krankenschwester verabreichte mir 64 Streptomycin-Injektionen, von denen die Bakterienkulturen in meinem Innern restlos vernichtet wurden.
Die zahlreichen Untersuchungen und Tests, die in den zahlreichen Laboratorien der modern eingerichteten Klinik an mir vorgenommen wurden ergaben eindeutig, dass zwar in meinem ganzen Körper keine einzige lebende Mikrobe mehr existierte, dass aber auch meine Muskeln und Nervenstränge das Schicksal der Mikroben geteilt hatten. Nur ein extrastarker Chloromycin-Schock konnte mein Leben noch retten.
Ich bekam einen extrastarken Chloromycin-Schock.
Meine Verehrer strömten in hellen Scharen zum Begräbnis und viele Mussiggänger schlossen sich ihnen an. In seiner Grabrede kam der Rabbiner auch auf den heroischen Kampf zu sprechen, den die Medizin gegen meinen von Krankheit zerrütteten Organismus geführt und leider verloren hatte.
Es ist wirklich ein Jammer, dass ich so jung sterben musste. Erst in der Hölle fiel mir ein, dass jenes Jucken in meiner Ohrmuschel von einem Moskitostich herrührte...
von Ephraim Kishon
Die Medikamentenstafette
Um auch einmal etwas Konstruktives zu leisten, wollen wir uns jetzt mit den neuesten Errungenschaften der zeitgenössigen Medizin befassen. Es lässt sich nicht leugnen, dass beispielsweise dank der sogenannten “Antibiotika” sehr viele Patienten, die noch vor wenigen Jahren gestorben wären, heute am Leben bleiben und dass andererseits sehr viele Patienten, die noch vor wenigen Jahren am Leben geblieben wären.... aber wir wollen ja konstruktiv sein.
Es begann im Stiegenhaus. Plötzlich fühlte ich ein leichtes Jucken in der linken Ohrmuschel. Meine Frau ruhte nicht eher, als bis ich einen Arzt aufsuchte. Man kann, so sagte sie, in diesen Dingen nicht vorsichtig genug sein.
Der Arzt kroch in mein Ohr, tat sich dort etwa eine halbe Stunde lang um, kam wieder zum Vorsschein und gab bekannt, dass ich offenbar ein leichtes Jucken in der linken Ohrmuschel verspürte.
“Nehmen sie 6 Pinicillin-Tabletten”, sagte er. “Das wird Ihnen gleich beide Ohren säubern”.
Ich schluckte die Tabletten. Zwei Tage später war das Jucken vergangen und meine linke Ohrmuschel fühlte sich wie neugeboren. Das einzige, was meine Freude trübte, waren die roten Flecken auf meinem Bauch, deren Jucken mich beinahe wahnsinnig machte.
Unverzüglich suchte ich einen Spezialisten auf, er wusste nach einem kurzen Blick sofort Bescheid:
“Manche Leute vertragen kein Penicillin und bekommen davon einen allergischen Ausschlag. Seien sie unbesorgt. 12 Aureomycin-Pillen – und in ein paar Tagen ist alles wieder gut”.
Das Aureomycin übte die erwünschte Wirkung: die Flecken verschwanden. Es übte auch eine unerwünschte Wirkung: meine Kniee schwollen an. Das Fieber stieg stündlich. Mühsam schleppte ich mich zum Spezialisten.
“Diese Erscheinungen sind uns nicht ganz unbekannt”, tröstete er mich. “Sie gehen häufig mit der Heilwirkung des Aureomycins Hand in Hand”.
Er gab mir ein Rezept für 32 Terramycin-Tabletten. Sie wirkten Wunder. Das Fieber fiel und meine Kniee schwollen ab. Der Spezialist, den wir an mein Krankenlager beriefen stellte fest, dass der mörderische Schmerz in meinen Nieren eine Folge des Terramycins war und ich sollte das nicht unterschätzen. Nieren sind schliesslich Nieren.
Eine geprüfte Krankenschwester verabreichte mir 64 Streptomycin-Injektionen, von denen die Bakterienkulturen in meinem Innern restlos vernichtet wurden.
Die zahlreichen Untersuchungen und Tests, die in den zahlreichen Laboratorien der modern eingerichteten Klinik an mir vorgenommen wurden ergaben eindeutig, dass zwar in meinem ganzen Körper keine einzige lebende Mikrobe mehr existierte, dass aber auch meine Muskeln und Nervenstränge das Schicksal der Mikroben geteilt hatten. Nur ein extrastarker Chloromycin-Schock konnte mein Leben noch retten.
Ich bekam einen extrastarken Chloromycin-Schock.
Meine Verehrer strömten in hellen Scharen zum Begräbnis und viele Mussiggänger schlossen sich ihnen an. In seiner Grabrede kam der Rabbiner auch auf den heroischen Kampf zu sprechen, den die Medizin gegen meinen von Krankheit zerrütteten Organismus geführt und leider verloren hatte.
Es ist wirklich ein Jammer, dass ich so jung sterben musste. Erst in der Hölle fiel mir ein, dass jenes Jucken in meiner Ohrmuschel von einem Moskitostich herrührte...
von Ephraim Kishon