Keksdosen als Abhörschutz

Abschirmtechnik
Keksdosen als Schutz gegen Spione
Von Matthias Kremp
Schnapsidee oder Spionageschreck? Einem Zeitungsbericht zufolge versuchen sich deutsche Manager vor Wirtschaftsspionen zu schützen, indem sie ihre Handys bei Besprechungen in Keksdosen sperren. Ob das wirklich hilft?
Hamburg - In deutschen Hightech-Unternehmen grassiert die Angst vor Wirtschaftsspionage - und bringt einige ungewöhnliche Blüten hervor. Eine ganz besondere hat die " Wirtschaftswoche" entdeckt. Bei dem Essener Chemieunternehmen Evonik versuchen Manager, fremde Lauscher auszusperren, indem sie ihre Handys bei vertraulichen Besprechungen in eine Keksdose stecken.
Auf Anfrage bestätigte Evonik-Pressesprecherin Boy den Bericht. Tatsächlich würden in den Konferenzräumen des Unternehmens Keksdosen stehen, in denen die Mobiltelefone aufbewahrt werden, wenn Firmengeheimnisse besprochen werden. Ausgeschaltet werden die Telefone trotzdem. Andreas Blume, bei Evonik als "Know-how Protection Officer" für den Schutz des Firmenwissens zuständig, fürchtet, beispielsweise ausländische Geheimdienste könnten die Mikrofone der ausgeschalteten Handys per Fernsteuerung aktivieren. So könnten sie auch dann mithören, wenn die Handys eigentlich ausgeschaltet erscheinen. Dass so etwas machbar ist, bestätigte das FBI bereits 2006 .
Die Angst vor einem ungewollten Wissenstransfer ist bei den Chemiefirma durchaus begründet. Denn das Unternehmen produziert nicht nur das für die Reifenproduktion wichtige Isobuten, sondern auch Farbstoffe und Biodiesel. Vor allem forscht die Firma aber an Zukunftstechnologien für die Stromspeicher künftiger Elektro-Autos des Stuttgarter Autokonzerns Daimler.
Welche Keksdose hilft wirklich?
Ob sich die aber tatsächlich per Keksdosen-Abschirmung schützen lassen? So ein Blechgehäuse soll nach dem Prinzip eines faradayeschen Käfigs funktionieren, der undurchlässig für elektromagnetische Wellen ist, also auch keine Handysignale durchlässt. In Theorie kein Problem. Aber in der Praxis?
Versuche in der Redaktion, Handys mit verschiedenen Keksdosen abhörsicher zu machen, scheiterten jedenfalls. Dosen unterschiedlichen Materials ließen ankommende Gespräche stets ungehindert passieren. Erst ein Cocktail-Shaker aus Blech - der nagelneu und unbenutzt in der Ecke einer Kaffeeküche verstaubte - brachte das gewünschte Ergebnis. Sein Blechkleid schirmte das Handy derart von der Außenwelt ab, dass es keine Anrufe mehr entgegennahm, man also auch keine Möglichkeit mehr gehabt hätte, das Mikrofon abzuhören oder aus der Ferne zu aktivieren.
Die Methode, mit der sich Evonik vor Industriespionen schützen will, hat also durchaus Aussicht auf Erfolg - wenn man die richtigen Keksdosen besitzt. Welche Keksdosen im Hause Evonik verwendet werden, wollte Pressesprecherin Boy aber nicht verraten. Nicht etwa, aus Angst vor Nachahmern, sondern weil man keine Werbung machen möchte, außer für sich selbst.
http://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/0,1518,770752,00.html
Keksdosen als Schutz gegen Spione
Von Matthias Kremp
Schnapsidee oder Spionageschreck? Einem Zeitungsbericht zufolge versuchen sich deutsche Manager vor Wirtschaftsspionen zu schützen, indem sie ihre Handys bei Besprechungen in Keksdosen sperren. Ob das wirklich hilft?
Hamburg - In deutschen Hightech-Unternehmen grassiert die Angst vor Wirtschaftsspionage - und bringt einige ungewöhnliche Blüten hervor. Eine ganz besondere hat die " Wirtschaftswoche" entdeckt. Bei dem Essener Chemieunternehmen Evonik versuchen Manager, fremde Lauscher auszusperren, indem sie ihre Handys bei vertraulichen Besprechungen in eine Keksdose stecken.
Auf Anfrage bestätigte Evonik-Pressesprecherin Boy den Bericht. Tatsächlich würden in den Konferenzräumen des Unternehmens Keksdosen stehen, in denen die Mobiltelefone aufbewahrt werden, wenn Firmengeheimnisse besprochen werden. Ausgeschaltet werden die Telefone trotzdem. Andreas Blume, bei Evonik als "Know-how Protection Officer" für den Schutz des Firmenwissens zuständig, fürchtet, beispielsweise ausländische Geheimdienste könnten die Mikrofone der ausgeschalteten Handys per Fernsteuerung aktivieren. So könnten sie auch dann mithören, wenn die Handys eigentlich ausgeschaltet erscheinen. Dass so etwas machbar ist, bestätigte das FBI bereits 2006 .
Die Angst vor einem ungewollten Wissenstransfer ist bei den Chemiefirma durchaus begründet. Denn das Unternehmen produziert nicht nur das für die Reifenproduktion wichtige Isobuten, sondern auch Farbstoffe und Biodiesel. Vor allem forscht die Firma aber an Zukunftstechnologien für die Stromspeicher künftiger Elektro-Autos des Stuttgarter Autokonzerns Daimler.
Welche Keksdose hilft wirklich?
Ob sich die aber tatsächlich per Keksdosen-Abschirmung schützen lassen? So ein Blechgehäuse soll nach dem Prinzip eines faradayeschen Käfigs funktionieren, der undurchlässig für elektromagnetische Wellen ist, also auch keine Handysignale durchlässt. In Theorie kein Problem. Aber in der Praxis?
Versuche in der Redaktion, Handys mit verschiedenen Keksdosen abhörsicher zu machen, scheiterten jedenfalls. Dosen unterschiedlichen Materials ließen ankommende Gespräche stets ungehindert passieren. Erst ein Cocktail-Shaker aus Blech - der nagelneu und unbenutzt in der Ecke einer Kaffeeküche verstaubte - brachte das gewünschte Ergebnis. Sein Blechkleid schirmte das Handy derart von der Außenwelt ab, dass es keine Anrufe mehr entgegennahm, man also auch keine Möglichkeit mehr gehabt hätte, das Mikrofon abzuhören oder aus der Ferne zu aktivieren.
Die Methode, mit der sich Evonik vor Industriespionen schützen will, hat also durchaus Aussicht auf Erfolg - wenn man die richtigen Keksdosen besitzt. Welche Keksdosen im Hause Evonik verwendet werden, wollte Pressesprecherin Boy aber nicht verraten. Nicht etwa, aus Angst vor Nachahmern, sondern weil man keine Werbung machen möchte, außer für sich selbst.
http://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/0,1518,770752,00.html