Prof. Werner Maschwesky stellte 10 Thesen zu MCS auf.
Als Fazit der bisherigen Forschung lassen sich aus siner Sicht zehn Thesen zu MCS aufstellen:
1. Die Empfindlichkeit gegen schädliche Umwelt- und Arbeitseinflüsse ist bei Menschen sehr unterchiedlich (bis zu mehreren Zehnerpotenzen).
2. Hohe Empfindlichkeit wurde schon früher beoachtet, oft medizinisch-moralisch gewertet (Hysterie, Hypochondrie; Rentenneurose);sehr empfindliche Personen gelten als "überempfindlich" und werden diskriminiert.
3. Gegenüber früher wird MCS heute einerseit besser wahrgenommen, tritt andererseits aber auch häufiger auf.
4. Bei weiter Definition kann MCS verschiedene Ursachen haben, die gemeinsame unspezifische Endstrecke verschiedener Krankheiten sind.
5. Nicht alle vorgebrachten Überempfindlichkeiten sind somatisch bedingt – einige sind psychisch bedingt (damit real), andere evtl. simuliert (damit nicht-real).
6. Umgekehrt sind viele angeblich primär funktionelle, psychische, psychosomatische oder psychiatrische Störungen durch Umwelt- und Arbeitsnoxen bedingt, aber falsch diagnostiziert.
7. Betroffene sind oft psychisch auffällig- meist nicht wegen psychischer Verursachung von MCS, sondern umgekehrt als psychische (Sekundär-) Reaktion auf Leiden und Diskrimination nach Auftreten von MCS.
8. MCS-Betroffene sind keine seltenen Ausnahmen; in BRD sind > 10'000 Betroffene anzunehmen.
9. Überempfindliche Reaktionen werden in verschiedenen Ländern verschieden beschrieben/ erklärt: Stress, psychosomatische Störung, Somatisierungsstörung, psychisches Trauma, CFS, ME, Alkohol- bzw. Drogen-Missbrauch, Lösemittel-, Holzschutzmittel-, Pestizid-, Pyrethroid-, Amalgam-, Sick-Building-Syndrom, etc. Viele MCS-Fälle sind hier eingeordnet.
10. MCS-Betroffene erhalten wenig soziale Unterstützüng, gelten als merkwürdig, lästig, abweichend; sie werden im Arbeits-, Umwelt-, Verbraucher- und PatientInnenschutz marginalisiert und per Psychosomatisierung und Psychiatrisierung aus Schutzsystemen hinausdefiniert.