von sunday » Donnerstag 25. Dezember 2008, 16:43
hallo,
als ich mir überlegt habe, daß ich auch noch eine geschichte mit einem wunder in den blog setzen könnte, fiel mir wieder ein, daß ich selbst auch ein weihnachtswunder (eigentlich sogar mehrere) erlebt habe.
vor ca. 20 jahren als ich noch nicht wußte, daß ich mcs habe, aber schon lange sehr krank war und es plötzlich immer schlimmer wurde, mußte ich innerhalb weniger tage hier weg, weil ich sonst nicht überlebt hätte.
zum arzt zu gehen, war sinnlos, da ich schon oft die erfahrung gemacht hatte, daß die chem. medikamente nichts nützten und ich von einigen mehrere stunden bewußtlos war und eeg-veränderungen hatte, die erst nach wochen wieder weg waren usw.
und anfang dezember ging es mit allen organfunktionen so rapide bergab, daß ich wußte, daß ich sterbe, wenn sich nicht ganz schnell eine heilungsmöglichkeit ergibt.
und in dieser größten verzweiflung und ratlosigkeit hatte ich plötzlich daß gefühl, daß ich unbedingt in den süden ans meer muß. irgendwohin, wo wenig menschen sind und nur natur.
also habe ich job und wohnung fristlos gekündigt und bin nach fuerteventura geflogen, weil es da einen billigen restplatz gab (nur flug) und es dort lt. reiseführer im winter nachts auch 15 grad warm sein sollte (stimmt leider nicht immer).
da ich dort den ganzen tag draußen war (zuerst auch nachts) und ein einfaches chemiefreies zimmer fand, ging es mir nach 2 wochen schon etwas besser.
aber es gab dort zu der zeit überhaupt keine arbeitserlaubnis für ausländer, daher bin ich erst wieder hierher zurück und war ein paar tage bei bekannten.
aber es ging sofort wieder sehr viel schlechter, also bin ich wieder geflohen.
da ich nur noch sehr wenig geld hatte, reichte es gerade für ein bahnticket nach südfrankreich, ein paar tage billighotel und die hoffnung, daß es dort wieder besser wird.
als ich 2 tage vor weihnachten in nizza ankam, ging es mir nicht nur allgemein gesundheitlich sehr schlecht, sondern ich hatte zusätzlich zu den entzündungen der inneren organe usw. auch noch eine heftige knochenentzündung im fuß (und das ohne krankenversicherung, mit einer unverträglichkeit von antibiotika und dem wissen, daß sowas gefährlich ist), so daß ich nur mit schlimmsten schmerzen ein paar meter humpeln konnte.
und das in einem fremden land fast ohne geld, fast ohne sprachkenntnisse (nur ca. 20 wörter, die man halt im urlaub braucht, um essen zu bestellen o.ä.) und ohne die möglichkeit, wieder zurückzugehen.
und da begannen die wunder.
zuerst mußte ich noch selbst etwas tun, bekam aber schon irgendwie unterstützung von "oben" (oder woher auch immer).
am bahnhof war die touristeninformation noch geöffnet und sie hatten eine liste mit hotels und pensionen und den preisen für die zimmer und einen kostenlosen mini-stadtplan.
es gab auch tatsächlich in unmittelbarer nähe eine kleine pension mit sehr billigen zimmern und eins war noch frei.
dann hunpelte ich zur post, die dort erfreulicherweise auch nur ca. 100 m vom bahnhof entfernt war und durchsuchte das telefonbuch nach irgendwelchen hinweisen. eigentlich sinnlos, wenn man die sprache nicht kann und garnicht weiß, wie man dort an arbeit kommen kann, aber ich mußte ja sehr schnell einen job finden (mein geld reichte für ca. 7 tage billighotel plus wasser und brot und dann hätte ich mir nur noch aussuchen können, ob ich da verhunger oder mich in deutschland mit der chemie umbringen lasse).
aber beim durchblättern fielen mir dann 2 adressen auf, die nach arbeitsvermittlung aussahen und die beide auch in der nähe vom bahnhof waren.
um dahinzugehen war es zu spät. also hab ich erst noch mal in die zimmerliste geschaut und versucht, ein noch billigeres zimmer zu finden. bei den hotels und pensionen gab es nichts, aber damals gab es da noch eine rubrik für meublees (ein mix zwischen pension und möbl. zimmer). eins war auch in der nähe vom bahnhof und beim anruf zeigte sich, daß, wenn man eine ganze woche nahm, der preis etwas niedriger war als in der billigsten pension und man hatte eine kochecke im zimmer und war 3 stunden pro tag durch die verwalterin telefonisch erreichbar, was ja für eine jobsuche unbedingt notwendig ist.
am nächsten tag (1 tag vor heiligabend) gab es früh wieder ein kleines wunder. die homöop. mittel hatten geholfen. ich hatte zwar noch sehr starke schmerzen im fuß, aber kein fieber mehr, so daß ich annehmen konnte, daß die akute gefahr vielleicht doch schon vorbei war.
die besuche bei den beiden arbeitvermittlungen waren erfolglos. für die hotelpersonalvermittlung war ich nicht geeignet, weil ich noch nie im hotel gearbeitet hatte, keine zeugnisse diesbezüglich hatte und ausländerin war (franzosen wurden bevorzugt, weil es da sehr viele arbeitslose gab). und für die au-pair-vermittlung war ich zu alt.
aber der mann dort sprach englisch und meinte, ich solle ihm doch meine tel.-nr. geben und wenn er zufällig irgendwo etwas hören würde, was passen könnte, würde er mir bescheid sagen. das fand ich sehr nett, aber viel hoffnung hatte ich nicht, daß da noch rechtzeitig etwas kommen könnte.
die anzeigenagentur der zeitung war die ganzen weihnachtsferien geschlossen, so daß auch keine jobs in der zeitung standen (danach auch so gut wie nichts und schon garnichts passendes) und beim arbeitsamt gab es auch null jobs.
damit war der tag dann auch vorbei und ich war so erschöpft, daß mir eh alles egal war.
heiligabend konnte ich wegen der jobsuche nichts mehr unternehmen, weil alles geschlossen war und so dachte ich mir: wenn sowieso schon bald alles vorbei ist, will ich wenigstens noch ein schönes weihnachtsfest haben.
und als ich zufällig in einem schaufenster ein spottbilliges mini-radio gesehen habe, habe ich das gekauft (ich liebe musik), dazu eine billige deutsche zeitung (damit mir jemand etwas auf deutsch erzählt und ich dadurch heiligabend nicht so ganz allein war) und etwas billiges, aber leckeres zu essen. der rest geld reichte dann noch für ca. 3 tage wasser und brot (das zimmer war für 1 woche bezahlt), aber das war mir in dem moment egal. hauptsache noch einmal etwas schönes.
aber vor dem abendessen bin ich in die kirche gegangen. ganz in der nähe des zimmers war eine, die hieß notre dame und weihnachten ist es ja mehr konzert als kirche und so hatte ich zum weihnachtsessen auch noch ein weihnachtskonzert.
mehr hatte ich nicht erwartet, aber dann geschahen die wunder.
als ich aus der kirche ging, sprach mich ein alter mann an, der auf der anderen seite gesessen hatte. ich verstand ihn erst überhaupt nicht, weil er einen dialekt sprach und ich konnte ja noch nicht mal französisch. aber es hörte sich an wie; machen sie hier urlaub? also habe ich gesagt, daß ich auf arbeitssuche bin (zu dem zeitpunkt, der einzige komplette satz, den ich konnte). seine antwort verstand ich nicht, aber dann war mir so, als würde er fragen, ob ich am nächsten tag auch in der kirche bin. das hatte ich zwar nicht vor (bin nicht kirchlich-religiös), aber ich sagte ja, weil ich dachte, vielleicht hat er dann ja einen tip für mich.
als ich mich dann verabschiedet habe, griff er in seine manteltasche und gab mir ein paar geldstücke und meinte wenn ich weihnachten schon allein wär, sollte ich mir wenigstens einen kaffee trinken gehen (oder ins cafe gehen, ich konnte es halt nicht genau verstehen) und das obwohl er ja garnicht wußte, daß ich völlig abgebrannt war. es war genug für eine weitere woche wasser und brot und telefon für die jobsuche. das war das erste weihnachtswunder.
als ich dann zu dem zimmer kam, hing ein zettel an der tür, ich solle doch mal die nr. anrufen, da gäbe es arbeit für mich.
ich bin sofort zur telefonzelle und habe die leute auch erreicht. eine familie, die noch ein paar wochen auf ein au-pair-mädchen warten mußte, fragte mich, ob ich für ein paar stunden pro woche im haushalt helfen wollte, aber sie könnten nur ganz wenig bezahlen. das war mir egal, hauptsache ein bißchen geld.
das war das zweite weihnachtswunder.
und so konnte ich dann heiligabend wirklich schön und frohgemut feiern.
nach weihnachten habe ich dann vom ersten dort verdienten geld selbst eine anzeige aufgegeben und tatsächlich ein angebot bekommen, das eigentlich nicht gut war (ein sehr schlecht bezahlter job als köchin bei reichen leuten, die mich mit dem arbeitsvertrag erst mal mit allen möglichen ausreden hinhielten und nach 4 wochen sagten, daß sie wollten, daß ich schwarz arbeite, was ich aber nicht wollte, weil es zum einen auch da verboten und außerdem zu riskant war wegen der fehlenden krankenversicherung usw.), aber für mich erst mal sehr gut, weil da wohl alles rel. chemiefrei war und das direkt am meer und ich sehr viel zeit direkt am strand (ganz allein, in dem ort waren im dezember keine touristen) verbringen und mich erholen konnte.
da ich nichts anderes finden konnte (die arbeitlosigkeit war da sehr hoch und franzosen wurden bevorzugt), bin ich wieder nach deutschland und da ich zuerst auf dem land war mit rel. chemiefreiem zimmer, ging es noch eine weile so einigermaßen.
aber da ich ja damals nichts von mcs etc. wußte, und dann wegen eines besseren jobs nach münchen gezogen bin, ging es wieder bergab.
ein weiter versuch, wieder in frankreich am meer zu leben, funktionierte nicht, weil ich da wohl ein zimmer mit chemie drin erwischt hatte. und da gab es auch kein wunder mehr. vielleicht hatte das schicksal oder wer auch immer, beschlossen, daß ich nach deutschland zurück muß, um endlich den beruf zu erlernen und auszuüben, der anscheinend für mich bestimmt war (jedenfalls ist es mein absoluter traumberuf und wenn ich arbeite bin ich oft happy, auch wenn es mir gesundheitlich schlecht geht).
ich könnte aber wieder gut ein wunder brauchen, da die wohnung, die ich jetzt gefunden hatte, ein besonders raffinierter betrug war (sehr gut versteckter schimmel in der wand), der mich evtl. restlos ruiniert, da ich das nicht beweisen kann und auch kein geld für einen gutachter habe usw. (gottseidank hatte ich die alte wohnung noch nicht gekündigt).
aber jetzt will erst wieder ein schönes weihnachtsfest haben und wünsche auch allen anderen weiterhin schöne feiertage und ein wunder, wenn sie gerade eins brauchen. :-)
liebe grüße
sunday