von Anne » Montag 23. Juli 2007, 01:28
Hallo Girasole,
Deine Fragen und Deinen Frust verstehe ich. Ich habe aber weniger den Eindruck, dass die MCS-Kranken abgestumpft sind, als dass sie vielmehr resignieren.
Anfangs denkt man noch: "Das kann doch nicht sein, dass man diese Krankheit nicht ernst nimmt. Da muss doch bald was geschehen." Wir merken doch immer wieder, wie rapide sich der Gesundheitszustand verschlechtert, wenn wir mit bestimmten Chemikalien in Kontakt kommen. Und wir merken auch, dass es unter Umständen lebensgefährlich für uns werden kann, wenn wir diesen Chemikalien nicht entfliehen können.
Und dann geht man zum Arzt, der wiederum runzelt die Stirn und fragt, ob wir schon mal eine Psychotherapie gemacht haben. In dem Moment wünsche ich diesem Arzt nichts anderes, als dass er meine Krankheit sofort am eigenen Leibe erfahren möge. Nur aus dem Grund, damit ich Hilfe bekommen kann. Aber so einfach geht mein Wunsch nicht in Erfüllung. Der Arzt sieht und behandelt mich als den eingebildeten Kranken, ohne überhaupt meine geschilderten Beschwerden näher untersucht zu haben. Natürlich bringt das für mich keinen Erfolg. Der Arzt vertraut mir nicht, so kann ich diesem Arzt natürlich auch nicht vertrauen und suche den nächsten auf. Was ich anfangs noch nicht weiß ist, dass hinter dieser Art Umwelterkrankte zu behandeln, System steckt. Das System ist von der Industrie, industrienahen Medizinern und Politikern vorgegeben.
Irgendwann stehe ich an einem Punkt und resigniere nur noch. Ich komme nicht gegen solche industriellen Gewalten an und versuche nur noch mein Leben irgendwie auf die Reihe zu bringen. Nebenbei muss ich noch ein paar Gutachterschikanen über mich ergehen lassen. (Die nächste und damit etwas sechste steht mir demnächst bevor!)
Das Leben ist nicht mehr lustig. Man kann ja auch nirgendwo einen Ausweg erblicken. So muss man sehen, wie man sich einigermaßen selbst behilft, was aber schon auf Grund der kankheitsbedingten finanziellen schwierigen Lage nur sehr eingeschränkt oder manchmal gar nicht möglich ist. Was bleibt noch? Der Rückzug und die Resignation? Das zumindest erlebe ich bei mehreren Mitgliedern meiner Selbsthilfegruppe. Da die meisten von uns auch noch in unterschiedlichen Orten kilometerweit voneinander entfernt wohnen, viele kein Auto mehr besitzen und öffentliche Verkehrsmittel auch nicht mehr benutzen können, das Telefonieren Kopfschmerzen verursacht und Menschen mit Duftstoffen nicht mehr vertragen werden können, bleibt doch nur noch, das Leben irgendwie vor sich hinzuleben. Je nachdem wie die Situation beim Einzelnen ist, mit mehr oder weniger Beschwerden. Und man hofft, dass man möglichst nicht in ein Krankenhaus muss, in dem man vor krankheitsauslösenden Chemikalien nicht mehr fliehen kann. Was dann passieren kann, wissen wir. Aber wir können nichts dran ändern und müssen es in Kauf nehmen, dass man unser Leben dort leichtfertig aufs Spiel setzt. Dort, wo einem Kranken eigentlich geholfen werden sollte.
Irgenwie sehen doch viele keinen Ausweg mehr und flüchten sich nur noch in die Resignation. Die Verantwortlichen für unsere Krankheit wirds freuen.
Ja, man könnte sich zusammenschließen und so manches tun. Aber wie, wenn man Telefon, PC, öffentliche Verkehrsmittel nicht mehr verträgt und ein eigenes Auto nicht mehr vorhanden ist? Ich habe dafür leider auch keine Lösung....
Viele Grüße
Anne