Dufte Schule im FR Forum ind ZDF Frontal 21

Dufte Schule im FR Forum ind ZDF Frontal 21

Beitragvon Juliane » Sonntag 1. Juni 2008, 13:21

Der Beitrag "Dufte Schule" ist jetzt auch im FR Forum zu finden:

http://forum.fr-online.de/forum/showthread.php?t=1114


In gekürzter Fassung auch im Forum von ZDF Frontal 21:

http://www.zdf.de/ZDFforum/ZDFde/inhalt/17/0,1872,5249297,00/F4872/
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Dufte Schule im FR Forum ind ZDF Frontal 21

Beitragvon Sato » Sonntag 1. Juni 2008, 19:45

Ich drücke Euch die Daumen, dass die FR das Thema im Forum sichtet und
in einem knackigen Artikel umsetzt.
Sato
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Dufte Schule im FR Forum ind ZDF Frontal 21

Beitragvon Juliane » Montag 2. Juni 2008, 11:36

Hallo Sato,

die FR hatte ja kürzlich gerade eine Doppelseite zum Thema (Leider nicht mehr online zum Anklicken)

"Gerüche im Kaufhaus

Der Duft der guten Laune

VON HARRY NUTT

Wenn unsichtbare Stoffe ins Spiel kommen, wähnt man sich schnell in einer Science Fiction. In seinem Roman "Das Thanatos-Syndrom" lässt der US-Schriftsteller Walker Percy seinen Helden, den Psychiater Tom More, nach längerer Abwesenheit in seine kleine Heimatstadt im Staate Louisiana zurückkehren. Durch das merkwürdige Verhalten seiner Patienten stößt er auf einen ungeheuerlichen Vorgang: Das Trinkwasser des Ortes ist mit Zusätzen aus einer nahe gelegenen Nuklearanlage versetzt. Politische Idealisten sind dabei, die Gesellschaft in Form einer geheimen Chemotherapie bessern zu wollen.

Die Literaturkritiker waren damals skeptisch. Percy schien sich allzu sehr in eine paranoide Verschwörungstheorie mit Öko-Touch vergaloppiert zu haben. Doch inzwischen erscheint die These fast plausibel, dass Percys Vision gar nicht so abwegig ist.


Die Dresdner Politologin Anja Stöhr sieht nicht wie eine düstere Weltverbesserin aus. Ihr genügt es schon, wenn es überall ein wenig besser riecht. An der Dresdner Hochschule für Technik und Wirtschaft hat sie sich mit dem lange unterschätzten Geruchssinn beschäftigt und die Potenziale des Einsatzes von Duftstoffen im Marketing unter die Lupe genommen.



Angriff auf die Sinne
Raumbeduftung ist ein wachsendes Gewerbe - das aber dezent im Hintergrund arbeitet. Denn wissentlich wollen die Kunden nicht an der Nase herumgeführt werden: Wie eine Befragung von 12000 Konsumenten in westlichen Staaten jetzt ergab, lehnt die Mehrheit der europäischen Verbraucher Angebote ab, die sie für überflüssig hält. Vor allem aufdringliche und zeitraubende Marketingaktionen, gestylte Verkäufer und Musikberieselung gelten als indiskutabel.

Gegen Musikberieselung kämpfen bereits mehrere Initiativen. So setzt sich Mediensoziologe Hartmut Lühr mit dem satirischen Internet-Projekt Dudelstopp gegen die "Beschallungsindustrie" ein. Der Hamburger Verein "Pipedown: Lautsprecher aus!" fordert musikfreie Zonen. Zu den Unterstützern zählen Helmut Schmidt, Justus Frantz, Dieter Hallervorden und Peter Sodann.Seither wirbt sie für das gewisse Etwas aus Verpackung und Klimaanlage. Wenn es in Kaufhäusern besser riecht, so eines ihrer Ergebnisse, fühlen sich die Leute wohler - und kaufen mehr ein. Das macht, so ihre marktkompatible Quintessenz, Kaufleute und Kunden gleichermaßen zufrieden.

Inzwischen kommt die Kauflaune immer öfter aus der Spraydose. Anja Stöhr sieht darin keinen Grund zur Sorge. Sie hat die Kundenbefindlichkeit erforscht und sucht nach Wegen, den Liebreiz der Düfte von möglichen Belästigungen zu unterscheiden. Es werde nichts getan, was der Kunde nicht wolle. Im Marketing fürchtet man nichts mehr als die unterbrochene Bindung zum Kunden. Eine angenehme olfaktorische Stimulation, hat Anja Stöhr über die Geruchsreizung herausgefunden, wirkt sich außerdem "positiv auf die Wahrnehmung der Einkaufsstätte und des Sortiments aus".

Die schöne neue Geruchswelt gefällt aber längst nicht allen. Für Allergiker wird die synthetische Herstellung von frischer Luft zunehmend zu einem gesundheitlichen Problem mit manchmal verheerenden Folgen. Und freiheitsliebende Staatsbürger beschleicht ein Unbehagen prinzipieller Natur, wenn sie nach Vernehmen des Wohlgeruchs erkennen müssen, einer chemisch erzeugten Illusion aufgesessen zu sein. Man will schließlich wissen, was einem zu welchem Zweck unter die Nase gehalten wird.

Die enorme Bedeutung des Riechens für den Alltag des Menschen ist inzwischen intensiv erforscht. Gerüche gehen direkt ins emotionale Zentrum, so Thomas Hummel, Leiter des Arbeitsbereichs "Riechen und Schmecken" an der TU Dresden. Anders als bei den Sinneswahrnehmungen Sehen und Hören ist der Weg des Geruchs zum Gehirn kürzer und die Reaktion unmittelbarer.

Man kann sich vor Gerüchen so gut wie nicht schützen. Wer unter dem Einsatz von Duft und Geruch gesundheitlich leidet, gerät schnell in eine Art permanenten Kriegszustand. Nichtsdestotrotz ist Raumbeduftung ein wachsendes Gewerbe. So genannte Luftverbesserer befinden sich in zahlreichen Wasch- und Reinigungsmitteln, es werden weit mehr Duftstoffe verkauft als in Parfümerien erhältlich sind.

In öffentlichen Toiletten sind Chemie-Keulen im Dauereinsatz und in Hotels, Kinos und Kaufhäusern, aber auch in Behörden und Schulen versucht man, der verbrauchten Luft anders beizukommen als durch schnödes Fensteröffnen.

Dass darin Probleme lauern, hat inzwischen auch die Politik erkannt. In dem Hintergrundpapier "Duftstoffe: Wenn Angenehmes zur Last werden kann" hat das Umweltbundesamt bereits im Jahr 2006 auf das Problem von gesundheitlichen Belastungen durch Raumbeduftung aufmerksam gemacht. "Das UBA rät davon ab", heißt es in dem Papier, "Riech- und Aromastoffe gezielt über Lüftungs- und Klimaanlagen in Gebäuden zu verbreiten, vor allem, falls dies ohne Kenntnis der Raumnutzerinnen und -nutzer erfolgt."

Der Ratschlag hat die Wahrnehmungsorgane der Anwender und Hersteller aber nicht so recht erreicht. Der Großangriff auf die Sinne findet weitgehend unkontrolliert statt, und schon lange ist nicht mehr alles das, wonach es riecht. Man habe reichlich Aromastoffe und Duftkerzen im Einsatz gehabt, gestand denn auch freimütig die Inhaberin eines Berliner Schokoladengeschäfts, ehe es so richtig nach Kakao und Kolonialware gerochen habe.

Was einem nach Betreten des Geschmacksparadieses das Wasser im Mund zusammen laufen lässt, ist also weniger Schokolade mit Orange und Minze als langsam verrauchendes Nebelwerk. Verpackte Ware ist eben geruchlos, und nicht selten schlagen sich Ladeninhaber noch monatelang mit den Duftmerkmalen ihrer Vorbesitzer herum.

Der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB), der Ende Januar in Berlin eine interdisziplinäre Tagung zu den wachsenden Problemen mit der Geruchsinflation organisiert hat, plädiert für mehr Transparenz. Die Leute sollen wissen, was ihnen blüht. Zumindest sollen mit einer Kennzeichnungspflicht insbesondere die Allergiker darauf aufmerksam gemacht werden, wann sie einen "bedufteten Bereich" betreten.

Mit der Offenheit der expandierenden Beduftungsbranche ist das aber so eine Sache. Wie und womit man die Öffentlichkeit betört, sagt man nicht gern in die Mikrofone. Diese Erfahrung musste auch Silvia Pleschka machen, die im Rahmen des Projektes "Duftstoffe in Innenräumen" für den DAAB eine Studie erstellte. Von 420 angeschriebenen Einrichtungen und Geschäftshäusern erhielt sie nur von 132 eine Antwort.

Von denen, die schließlich zu einer Auskunft bereit waren, gaben viele an, Beduftung überwiegend zur Überdeckung von unangenehmen oder störenden Gerüchen einzusetzen. Dabei kämen Raumsprays und Duftspender zum Einsatz, seltener würden hingegen Klimaanlagen, Duftkerzen oder -öle benutzt.

Angesichts zunehmender öffentlicher Gegenwehr lassen sich die Riechstoffhersteller nicht einfach den schwarzen Peter zuschieben. Nicht alle Bedufter seien böse, es gebe große Qualitätsunterschiede. Gerade auf Millionen deutscher Toiletten, so ein Experte, werde Billigware eingesetzt.

Richtig Duften will also gelernt sein. Erhebliche gesundheitliche Schäden, bestätigt denn auch Silvia Pleschka, entstehen vor allem aus der so genannten "kolateralen Beduftung".

Manchmal ist es zum Beispiel das ungeplante Zusammenspiel von verschiedenen Reinigungsmitteln, Farben und einer Überdosis Wohlgeruch, das das menschliche Riechorgan in den Wahnsinn treiben kann.

Eine Lösung hat auch Professor Hummel nicht anzubieten. Bei älteren Menschen, so seine Botschaft, lasse der Geruchssinn allerdings stark nach. Als älterer Wein- und Käseliebhaber bedauere er das aber sehr."

"Raumbeduftung ist ein wachsendes Gewerbe - das aber dezent im Hintergrund arbeitet. Denn wissentlich wollen die Kunden nicht an der Nase herumgeführt werden: Wie eine Befragung von 12000 Konsumenten in westlichen Staaten jetzt ergab, lehnt die Mehrheit der europäischen Verbraucher Angebote ab, die sie für überflüssig hält. Vor allem aufdringliche und zeitraubende Marketingaktionen, gestylte Verkäufer und Musikberieselung gelten als indiskutabel.

Gegen Musikberieselung kämpfen bereits mehrere Initiativen. So setzt sich Mediensoziologe Hartmut Lühr mit dem satirischen Internet-Projekt Dudelstopp gegen die "Beschallungsindustrie" ein. Der Hamburger Verein "Pipedown: Lautsprecher aus!\" fordert musikfreie Zonen. Zu den Unterstützern zählen Helmut Schmidt, Justus Frantz, Dieter Hallervorden und Peter Sodann."

http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/reportage/?em_cnt=1312937


Wer Lust hat kann ja mal bei dem FR Redakteur Harry Nutt anfragen bzw. Harry Nutt auf das Thema aufmerksam machen.

Bronski Leserbriefe: (leserbrief@fr-online.de)
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Beitragvon Juliane » Dienstag 3. Juni 2008, 15:05

Der Beitrag "Dufte Schule" hatte im FR Forum innerhalb von 2 Tagen über 300 Aufrufe.

http://forum.fr-online.de/forum/showthread.php?t=1114
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Beitragvon Janik » Dienstag 3. Juni 2008, 21:39

Lucca und ich sind gerade wieder am recherchieren über Duftverbote.
Enorm, was sich da getan hat in anderen Ländern.
Beim Rauchverbot hängten wir auch hinterher und plötzlich wurde
es doch eingeführt. Vernunft in Schulen wäre noch notwendiger.
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Beitragvon Juliane » Dienstag 3. Juni 2008, 21:56

Hallo Janik,

ja der deutsche Michel schläft und schläft.

Ein Teilnehmer im FR Forum schrieb am 30.05.2008 folgenden Beitrag:


" Der Wahnsinn" Elektrozigarette "


Gestern kam ein Bericht im Fernsehen die Elektrozigarette. Hab im Internet nachgesehen
wird auch mit folgendem Argument beworben - rauchen überall, auch in den Rauchverbotszonen.
Eine rauchende Rechtsanwältin wartete auch schon auf eine Anzeige, damit sie klagen kann.
(Recht auf das Rauchen in den Verbotszonen mit Elektrozigarette. Schon aus Sicht der Energieverschwendung müsste so einem Gerät verboten werden.
Wenn sich das Teil durchsetzt, werden Zigmillionen Akkus für die Elektrozigaretten, vermutlich auch einfach in die Landschaft entsorgt."

http://forum.fr-online.de/forum/showthread.php?p=5671#post5671


"Eine rauchende Rechtsanwältin wartete auch schon auf eine Anzeige, damit sie klagen kann."

Wenn die Dame einen Prozeß führt, muß sich die Justiz mit dem Problem Duftstoff/Aromastoff auseinandersetzten.
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Beitragvon Janik » Dienstag 3. Juni 2008, 22:19

Hallo Juliane,
da fall ich vom Sockel. Dieser Wahnsinn ist kaum zu toppen.

Grüße,
Janik
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