Offener Brief an Hulda-Pankok-Gesamtschule

Offener Brief an Hulda-Pankok-Gesamtschule

Beitragvon Croft » Sonntag 29. November 2009, 16:34

Liebe Freundinnen und Freunde,

Ihr habt es vielleicht in den Medien mitbekommen, was sich im Rahmen des Bildungs­streiks an der Hulda-Pankok-Gesamtschule in Düsseldorf abgespielt hat.

Wir sind die Eltern einer der betroffenen SchülerInnen, die im Rahmen der Besetzung der Mensa der Schule von einem von der Schulleitung veranlassten Polizeieinsatz bedroht und von der Polizei gefilmt wurden. Die Schulleitung hat sich am 19.11. in einem in drohenden Ton gehaltenen Schreiben auch an uns persönlich gewandt.

Wir antworten mit dem angehängten „Offenen Brief“ an die Schulleitung.

Die Vorgänge in Düsseldorf sind nicht nur empörend. Sie sind eine bei­spiellos repressive, entmündigende, unterdrückende, ethische und morali­sche Werte auslöschende Pädagogik. Genau die Pädagogik, die die „neoli­berale Elite“ wünscht, um eine entmündigte Bevölkerung von willfährigen Jasagern und rücksichtslosen Egoisten zu schaffen.
Wir verurteilen das Handeln der Schulleitung und fordern, dass diese die verhängten Disziplinarmaßnahmen und die Strafanzeige(n) „gegen Rädels­führer“ zurücknimmt und sich bei den Kindern und Jugendlichen (und bei uns Eltern, die mit dem genannten Schreiben ebenfalls angegangen wurden) öffentlich entschuldigt.

Wir bitten Euch, den beiliegenden „Offenen Brief“ weiter zu verbreiten.

Solidarisiert Euch mit den für ihre Rechte und Interessen eintretenden Jugendlichen und Kindern und mit den Protesten gegen repressive Maßnahmen.

Unterstützt die sich im Bildungsstreik engagierenden Ju­gendlichen nach Kräften.

Unterschreibt auf der angehängten Unterschriftenliste, sammelt Unterschriften.

Beschwert Euch individuell, wo immer Ihr könnt.

Ermutigt die Kinder und Jugendlichen zu Zivilcourage und Einsatz für die eigenen Interessen.


Düsseldorf, den 29.11.2009

Axel Köhler-Schnura Christiane Schnura
Croft
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Offener Brief an Hulda-Pankok-Gesamtschule

Beitragvon Croft » Sonntag 29. November 2009, 16:37

Axel Köhler-Schnura, Dipl.Kfm.

Christiane Schnura, Dipl. Soz. Päd.
Schweidnitzer Str. 41
40231 Düsseldorf

Fon 0211 - 22 92 601 (pr) 0211 - 26 11 210 (D) Fax 0211 - 26 11 220 (D)
eMail axel@koehler-schnura.de christiane@schnura.net

Axel Köhler-Schnura * Postfach 15 02 34 * 40079 Düsseldorf


Hulda Pankok Gesamtschule
Herr Gniostko (Schulleiter)
Herr Gruschke (stv. Schulleiter)
Brinckmannstr. 16
40225 Düsseldorf


29. November 2009


Offener Brief

Zu dem von der Schulleitung der Hulda-Pankok-Gesamtschule veranlassten Polizeieinsatz gegen
SchülerInnen, die am 18.11.2009 im Rahmen der bundesweiten Bildungsproteste einen Raum der Hulda-
Pankok-Gesamtschule besetzten,

zu der Strafanzeige der Schulleitung gegen „Rädelsführer“ dieser Protestaktion, zur Verurteilung der
Aktion der SchülerInnen durch die Schulleitung in den Massenmedien sowie

zu den Drohschreiben der Schulleitung an Schüler und Schülerinnen, die an der Besetzung
teilgenommen haben, und an deren Eltern.


Sehr geehrter Herr Gniostko,
sehr geehrter Herr Gruschke,

Sie sind Schulleiter bzw. stellvertretender Schulleiter der Hulda-Pankok-Schule. Sie haben uns mit einem in drohendem
Tonfall gehaltenen Schreiben v. 19.11.2009 darüber informiert, dass unsere 19-jährige Tochter „am 18.11.2009
an der Besetzung der Schule teilgenommen hat“. Im einzelnen haben Sie mitgeteilt,

dass Sie zur Beendung des „Sitzstreiks“ einen Polizeieinsatz veranlasst haben,

dass „die Fehlstunden ... dementsprechend gewertet“ werden und

dass im Widerholungsfall „weitere Maßnahmen im Rahmen des Schulgesetzes“ zur Anwendung gelangen.

Wir alle - insbesondere Sie als PädagogInnen und wir als Eltern - wissen, dass die Bildung zunehmend wirtschaftlichen,
einzig auf Profit ausgerichteten Interessen unterworfen wird. Ebenso wissen wir alle, welch’ verheerenden Konsequenzen
das für die SchülerInnen, die zukünftigen StaatsbürgerInnen, und die gesamte Gesellschaft hat. Wir ersparen
uns hier, all das zu wiederholen, was dazu seit Jahren umfangreich in den Medien erörtert wird; insbesondere, was
Ihr Berufsstand dazu alles an Klugem verlautbart hat.

Wir alle wissen, in welch’ verheerend skandalösem Zustand sich die Schulgebäude, der Personalstand und die
Organisation des Unterrichtes befinden. Auch an Ihrer Schule.

Und ebenso wissen wir - Sie als PädagogInnen und wir als Eltern - um all das Bedauern, das mehr oder weniger
lautstark beklagt, dass niemand sich diesen sich ständig verschlechternden Verhältnissen, der Ausrichtung auf Elite,
auf kurzfristig verwertbares Wissen, auf Egoismus, Gefühlskälte, Entsolidarisierung etc. entgegen stellt“.

Welcher Haltung und vor allem welcher Pädagogik entspringt es, wenn Sie als Schulleiter bzw. stellvertretender Schulleiter
gegen SchülerInnen und StudentInnen, die im Rahmen der bundesweiten Proteste von Jugendlichen Abhilfe
für die skandalösen Zustände im Bildungssystem fordern und am 18.11. einen Raum Ihrer Schule besetzten, ein
Räumungskommando der Polizei in Gang setzten, Strafanzeige gegen „Rädelsführer“ erstatteten und mit
Drohschreiben an SchülerInnen und Eltern Disziplinarmaßnahmen verhängen („Die Fehlstunden sind unentschuldigt
und werden dementsprechend gewertet“)´und Angst zu verbreiten suchen?

Mit Erziehung zu „mündigen BürgerInnen“, mit den Idealen von Humanismus und Gerechtigkeit, mit gelebter Demokratie
und der Ermutigung zu Zivilcourage hat das nichts zu tun. Sie reagieren auf die nur allzu berechtigten Proteste
der Kinder und Jugendlichen mit übermächtiger Repression. Sie bestrafen das Engagement, das die SchülerInnen
in lobenswerter und bewunderungswürdiger Weise in unser aller, auch in Ihrem, Interesse gezeigt haben, mit Strafund
Drohmaßnahmen. Sie kriminalisieren demokratisches Engagement.

Ihnen ist es dabei auch egal, ob eine martialisch in Reih und Glied in Ihrer Schule aufmarschierende Polizeitruppe
traumatisierende Wirkungen auf SchülerInnen hat und unverantwortbare Angstzustände auslöst. Sie haben es auch
zu verantworten und zugelassen, dass die Jugendlichen - wie auf den Fotos in der Rheinischen Post klar zu erkennen
ist - von der Polizei gefilmt wurden und damit in den obskuren Datenbanken der Sicherheitsbehörden landen.
Das alles ist nicht nur empörend. Es ist eine beispiellos repressive, entmündigende, unterdrückende, ethische und
moralische Werte auslöschende Pädagogik. Genau die Pädagogik, die die „neoliberale Elite“ wünscht, um eine entmündigte
Bevölkerung von willfährigen Jasagern und rücksichtslosen Egoisten zu schaffen.

Es ist öffentlich nachzulesen, was in den letzten Jahren vonstatten geht. Der reichste Mann der Welt, der Multimilliardär
Warren Buffett, lässt im Jahr 2006 in einem Interview der New York Times an Deutlichkeit und Klarheit
nichts zu wünschen übrig: „Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die
Krieg führt, und wir gewinnen.“

Der CDU-Politiker Heiner Geisler sagte in in der Fernsehsendung „Razzien und Randale – Wie weit dürfen Staat
und Demonstranten gehen?“ von Maybrit Illner am 31. Mai 2007 „Das gegenwärtige Wirtschaftssystem ist nicht
konsensfähig und zutiefst undemokratisch, es muss ersetzt werden durch eine neue Wirtschaftsordnung.“
Und BDI-Präsident Rogowski brachte es im Jahr 2004 in Phönix so auf den Punkt „Es ist ein Klassenkampf, und es
ist gut so, dass der Gegner auf der anderen Seite kaum noch wahrzunehmen ist“.

Kinder und Jugendliche, die sich am Bildungsstreik beteiligen, leisten Großes. Sie erheben ihre Stimmen und verleihen
den berechtigten Forderungen mit ihren Schul- und Hochschulbesetzungen Nachdruck. Sie sind diejenigen, die
die Demokratie und die pädagogischen Werte verteidigen und hochhalten. Sie zeigen Mut, indem sie aus dem ihnen
auferlegten Alltag ausbrechen und sich für ihre Interessen einsetzen.

Sie hingegen, als leitende Pädagogen Ihrer Schule geben ein trauriges Bild ab. Sie kämpfen nicht nur, wie es Ihnen
anstünde, sie solidarisieren sich nicht, wie Sie müssten, Sie unterstützen den Einsatz der Jugendlichen nicht, wie es
von Ihnen zwingend zu erwarten ist. Nein, Sie bestrafen den engagierten Einsatz der Jugend und versuchen gar, ihn
zu unterdrücken. Sie stellen sich auf die Seite der zitierten neoliberalen Kräfte, sind in erschreckender Weise undemokratisch
und verraten ihren pädagogischen Auftrag. Sie sind in die skandalöse Entwicklung des Bildungssystems
verwickelt, tragen Mitverantwortung zumindest in der Weise, dass Sie sich nicht entschieden dagegen stellen. Und
nun maßen Sie sich an, diejenigen zu maßregeln, die die Opfer dieser Entwicklungen sind. Es geht bei den
Bildungsstreiks nicht um Ihre und auch nicht um unsere Lebensbedingungen, es geht um die Zukunft der Jugend,
um deren Lebens- bzw. Bildungsbedingungen.

Wir solidarisieren uns ausdrücklich mit den Kindern und Jugendlichen, die sich im Rahmen der Bildungsstreiks für
ihre Interessen engagieren. Wir verurteilen Ihr Handeln und fordern Sie auf, die Maßnahmen zurückzunehmen und
sich bei den Kindern und Jugendlichen (und bei uns Eltern, die Sie mit Ihrem Schreiben ebenfalls angegangen sind)
öffentlich dafür zu entschuldigen.

Wir fordern unsere Miteltern und alle die sich angesprochen fühlen, auf, sich dieser Solidarisierung mit den für ihre
Rechte und Interessen eintretenden Jugendlichen und Kindern anzuschließen und den Protest gegen repressive
Maßnahmen gegen sich im Bildungsstreik engagierende Jugendliche nach Kräften zu unterstützen. Unterzeichnen
Sie diesen Offenen Brief, beschweren Sie sich individuell, wo immer Sie können, teilen Sie den Kindern und Jugendlichen
Ihre Unterstützung mit, ermutigen Sie die Kinder und Jugendlichen zu Zivilcourage und Einsatz für die
eigenen Interessen.

Mit freundlichen Grüßen

gez.
Axel Köhler-Schnura Christiane Schnura
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Offener Brief an Hulda-Pankok-Gesamtschule

Beitragvon Croft » Sonntag 29. November 2009, 16:39

Eine Unterschrift zur Unterstützung einfach an die oben genannten e-mail oder Faxadressen senden.


Solidarität mit den SchulbesetzerInnen

Am 18. November 2009 protestierten im Rahmen der bundesweiten Bildungsstreiks 40 Schülerinnen und Schüler in der Mensa
der Hulda-Pankok-Schule gegen Kopfnoten, Turbo-Abitur und ein an wirtschaftlichen Interessen ausgerichtetes Bildungssystem.
Der Schulleiter, Herr Gniostko, forderte Polizei zur Räumung an und erstattete Strafanzeige gegen „Rädelsführer“.
Er nahm in Kauf, dass SchülerInnen durch Polizeieinsätze in der Schule traumatisiert werden und ist verantwortlich dafür,
dass Jugendliche von der Polizei gefilmt wurden. Mit einem in drohendem Ton an Eltern und SchülerInnen gerichteten Schreiben
teilte er mit dass „die Fehlstunden ... dementsprechend gewertet“ werden und dass im Widerholungsfall „weitere Maßnahmen
im Rahmen des Schulgesetzes“ zur Anwendung gelangen. Das ist eine beispiellos repressive, entmündigende, unterdrückende,
grundlegende ethische und moralische Werte auslöschende Pädagogik. Mit Erziehung zu „mündigen BürgerInnen“, mit den
Idealen von Humanismus und Gerechtigkeit, mit gelebter Demokratie und der Ermutigung zu Zivilcourage hat das nichts zu tun.
Wir verurteilen dieses Handeln der Schulleitung der Hulda-Pankok-Gesamtschule und fordern, dass die Strafanzeige(n)
zurückgenommen wird (werden) und die Schulleitung sich bei den Jugendlichen und den Eltern öffentlich entschuldigt.
Wir solidarisieren uns mit den Aktionen der Jugendlichen im Rahmen des Bildungsstreiks.
Unterstützen Sie diesen Appell mit Ihrer Unterschrift.



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Unterschrift
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Offener Brief an Hulda-Pankok-Gesamtschule

Beitragvon Croft » Sonntag 29. November 2009, 18:00

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Offener Brief an Hulda-Pankok-Gesamtschule

Beitragvon Alex » Sonntag 29. November 2009, 18:49

Die Schüler haben kompetente Unterstützung.
Der Offene Brief stammt von einem Vater, der im Vorstand der "Cooperation gegen Bayer - Gefahren" ist.

http://www.cbgnetwork.org/1.html

http://www.cbgnetwork.org/cbgnetwork.php?id=25
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Offener Brief an Hulda-Pankok-Gesamtschule

Beitragvon Juliane » Sonntag 29. November 2009, 19:57

Zwitschern wir es auf twitter.
Ich fange gleich an.
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Offener Brief an Hulda-Pankok-Gesamtschule

Beitragvon Juliane » Sonntag 29. November 2009, 20:16

So es ist gezwitschert:

http://twitter.com/ApisNigra
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Offener Brief an Hulda-Pankok-Gesamtschule

Beitragvon Stier » Montag 30. November 2009, 00:20

Hoffentlich wird der treffend formulierte "Offene Brief" von vielen unterzeichnet.
Wenn ich zu den betroffenen Eltern gehören würde, würde ich eine Strafanzeige gegen den Schulleiter erstatten.
Welch eine unangemessene Reaktion.
Diese Traumatisierung der Jugendlichen ist in meinen Augen eine Körperverletzung.
Stier
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Offener Brief an Hulda-Pankok-Gesamtschule

Beitragvon Croft » Freitag 4. Dezember 2009, 15:42

NEUE INFORMATIONEN


Liebe Freundinnen und Freunde,
=> die Unterschriftensammlung gegen die polizeiliche Räumung der Hulda-Pankok-Gesamtschule in Düsseldorf läuft an. Uns haben bereits viele eMails erreicht. Weiter so!

=> Im Düsseldorfer Express erschien fast eine ganze Seite (siehe Anhang).
=> Bei Google aktuell 172 Meldungen.
=> Der Schulleiter Gniostko bleibt bei seiner Haltung. Zugleich wird bekannt, dass er zur Bezirksregierung wechselt (siehe Anhang).

=> Es gibt kein Angebot der Schulleitung an uns Eltern.
=> Es gibt viele Ideen zum „wie weiter?“ bei SchülerInnen und Eltern. Jede Idee ist willkommen.
=> Am 10.12. an der bundesweiten Demo „Kultusminister nachsitzen!" in Bonn teilnehmen (Aufruf anbei)

Hintergrund:
Im Rahmen des Bildungs­streiks wurde die Hulda-Pankok-Gesamtschule in Düsseldorf am 18.11.09 auf Wunsch des Schulleiters polizeilich geräumt, weil 40 Schülerinnen die Treppe zur Mensa besetzt hatten.
Wir sind die Eltern einer der betroffenen SchülerInnen, die durch den Polizeieinsatz bedroht und von der Polizei gefilmt wurden. Die Schulleitung hat sich am 19.11. in einem in drohenden Ton gehaltenen Schreiben auch an uns persönlich gewandt.

Wir antworten mit dem angehängten „Offenen Brief“ an die Schulleitung.

Wir verurteilen das Handeln der Schulleitung und fordern, dass diese die verhängten Disziplinarmaßnahmen und die Strafanzeige „gegen Rädelsführer“ zurücknimmt und sich bei den Kindern und Jugendlichen (und bei uns Eltern, die mit dem genannten Schreiben ebenfalls angegangen wurden) öffentlich entschuldigt. Die Polizeivideos müssen gelöscht werden.

=> Wir bitten darum, den beiliegenden „Offenen Brief“ weiter zu verbreiten.
=> Solidarisiert Euch mit den für ihre Rechte und Interessen eintretenden Jugendlichen und Kindern und mit den Protesten gegen repressive Maßnahmen.

=> Unterstützt die sich im Bildungsstreik engagierenden Ju­gendlichen nach Kräften.
=> Unterschreibt auf der angehängten Unterschriftenliste, sammelt Unterschriften.
=> Beschwert Euch individuell, wo immer Ihr könnt.

=> Ermutigt die Kinder und Jugendlichen zu Zivilcourage und Einsatz für die eigenen Interessen.

Düsseldorf, den 03.12.2009
Axel Köhler-Schnura
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Offener Brief an Hulda-Pankok-Gesamtschule

Beitragvon Croft » Freitag 4. Dezember 2009, 15:45

WEITERE NEUE INFOS



Was sagen wir zum aktuellen Stand? Vier Fragen, vier Antworten:


1.)Welche Reaktionen auf den Offenen Brief gab es von Seiten der Schulleitung?

Christiane Schnura: Keine. Gegenüber dem Düsseldorfer Express v. 1.12.09 allerdings sagte Schulleiter Heinz Gniostko "Im Brief werden einige Dinge verzerrt dargestellt. Der Streik und viele Forderungen waren für mich nachvollziehbar - nicht aber die Art, wie alles ablief. Mehr als die Hälfte der Besetzer waren fremde Schüler. Die Polizei rief ich erst, nachdem die Schüler meine Angebote - einen Raumwechsel und eine Podiumsdiskussion - abgelehnt hatten. Ich würde wieder so handeln."

Axel Köhler-Schnura: In der Westdeutschen Zeitung, Ausgabe Düsseldorf, war am gleichen Tag zu lesen, dass Herr Gniostko bereits am 21.12. offiziell zur Bezirksregierung wechselt. In vielen Soli-eMails, die wir erhalten haben, wird vermutet, dass die Räumung seinen Stern zum Glänzen bringen sollte. Also genau jene Haltung, die wir in unserer Kritik verurteilen: Nach oben buckeln, nach unten treten. Rote Karte, Herr Gniostko.


2.) Wie waren die Reaktion andererer Eltern und Schüler?

Axel Köhler-Schnura: Wir haben innerhalb von 48 Stunden zahlreiche eMails erhalten. Von Eltern, SchülerInnen, aber auch von LehrerInnen. Ausschließlich Zuspruch und Unterstützung:

"Ich bin Personalratsmitglied und betreue die Hulda-Pankok-Geamtschule. Über Kolleginnen der Schule habe ich von Ihrer Unterschriftenaktion erfahren..."

"Sie werden zumindest von der Landesdelegiertenversammlung der GEW-Lehrer(innen) Untertützung erhalten ... Die Delegierten waren alle empört, dass bei dem Bildungsstreik an der HPGE von Seiten der Schulleitung mit so wenig Augenmaß gehandelt wurde. Viele Koleginnen und Kollegen wären froh, wenn ihre Schüler(innen) vernünftig politisch aktiv würden."

"Ich finde gut, dass Sie das Anliegen Ihrer Tochter unterstützen und ihr den Rücken stärken."

"Nach Lesen des Briefs habe ich das Bedürfnis, euch kurz zu schreiben, dass ich den Text ganz toll finde. Ich glaubve es ist die erste Stellungnahme von betroffenen Eltern, die ich in diesem Kontext gelesen habe."

"Bravo und herzlichen Dank für Ihren Brief. Sie sprechen mir aus der Seele."

"...den Brief finde ich super."

"Ihr habt die Solidarität von vielen Kolleginnen und Kollegen in ver.di. Besonders bestürzt bin ich über diese Vorgehensweise, da meine Kinder selbst bis vor ca 8 Jahren die HPG besucht haben und ich gerade den Schulleiter anders in Erinnerung habe."

"Hier wurde Pädagogik durch "Krieg" ersetzt. Ein vernichtendes Urteil für
die "Pädagogen" der Schulleitung."

"Besten Dank für die Offenheit Ihres Briefes an die Schulleitung,
den ich über die Bochumer Studentenprotest-Mailingliste bekommen habe!"

"Danke für diese Reaktion auf das unmögliche Verhalten von Heinz Gniostko und diesen guten offenen Brief dazu!"

Christiane Schnura: Die Sache ist nicht durch. Es gibt eine ganze Reihe von - ich betone: spannenden - Vorschlägen, wie es weitergehen kann. Jetzt läuft erst Mal die Unterschriften-Aktion. Übrigens freut uns JEDE Unterschrift, egal woher. Wir haben sogar schon aus Irland Unterschriften. Es ist kein lokales Problem, sondern nur ein lokales Beispiel für ein überall vorhandenes Problem: Polizeigewalt gegen SchülerInnenstimmen. Wobei SchülerInnenin der Regel sehr junge Menschen sind, so auch konkret. Unser Tochter Anabel war die Älteste, die meisten waren Jahrgangsstufe 9 (ca. 13/14 Jahre alt).


3.) Waren Sie von der Räumung überrascht, weil die Schule möglicherweise als eher alternativ, liberal etc gilt, was man aus der Homepage schließen könnte?

Axel Köhler-Schnura: Nein - wir waren keineswegs überrascht. Was soll uns noch überraschen, wenn die Bundeswehr im Bayrischen Wald ganz aktuell Manöver hat und die "Blauen", die Manövergegner der Bundeswehr, die "Feinde" also, FriedensdemonstrantInnen sind? Wir sind empört. Erstens wird deutlich, dass die in der Gesellschaft überall voranschreitende polizeistaatliche Repression auch vor den Schulen nicht mehr halt macht. Zweitens ist das eine neue Entwicklung. Ich kann mich nicht entsinnen, dass in Deutschland seit 1945 eine Schule polizeilich geräumt wurde, obwohl in dieser Zeit jede Menge Schulen besetzt wurden. - Alleine in Nürnberg, meiner Heimatstadt, habe ich als Schüler miterlebt, wie 1968 SÄMTLICHE Schulen der Stadt anlässlich der Proteste gegen die Notstandsgesetze besetzt wurden. Ohne Polizeiliche Räumung wohlgemerkt. Schulbesetzungen, Unibesetzungen sind ebenso berechtigt wie Betriebsbesetzungen. Die Schulen und Universitäten gehören im Zweifelsfall immer denen, die dort lernen. Sie gehören nicht dem Staat, und schon gar nicht den Konzernen. Auch wenn das anders dargestellt wird und sich in der Realität die Konzerne das Bildungswesen tatsächlich aufkaufen bzw. vereinnahmen.

Christiane Schnura: Dass es sich bei dieser Maßnahme um eine Gesamtschule unter einem links getünchten Schulleiter handelt, kommt erschwerend hinzu. Aber er hat sich entlarvt, er ist der willfährige Büttel der neoliberalen Bildungsübernahme. Links blinken, rechts abbiegen. So wird der Weg bereitet. Es steht damit die Frage: Wann wird der erste Kindergarten polizeilich geräumt?


4.) Werden Ihre Kinder weiter diese Schule besuchen, auch wenn es zu keiner Einigung kommt?

Christiane Schnura: Es ist nur eine Tochter auf der Schule. Sie macht gerade ihr Abitur. Unsere anderen beiden Töchter studieren (und besetzen Uni und Fachhochschule - bravo!).

Axel Köhler-Schnura: Erstens verlässt der Schulleiter die Schule, zweitens unterstützen Personalrat und viele KolegInnen der Schule unseren Offenen Brief. Drittens ist der weitere Fortgang offen. Unser Brief leistet jedenfalls genau das, was wir wollten: Die Eröffnung politischer Debatten, die öffentliche Disdkussion der Entscheidung.

Christiane Schnura: Die Forderung nach Rücknahme der Strafanzeige und Disziplinarmaßnahmen sowie nach öffentlicher Entschuldigung stehen natürlich weiterhin.
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