Wie die Medizin wirklich ist

Wie die Medizin wirklich ist

Beitragvon Pianist » Sonntag 16. Mai 2010, 16:40

Im Focus steht ein Artikel den jeder lesen sollte. Ich zitiere auszugssweise.

LEST BITTE DEN GANZEN ARTIKEL:


http://www.focus.de/gesundheit/arzt-klinik/klinik/medizin-die-klinik-verkommt-zum-marktplatz_aid_499570.html/?mobile=no">http://www.focus.de/gesundheit/arzt-klinik/klinik/medizin-die-klinik-verkommt-zum-marktplatz_aid_499570.html/?mobile=no


„Die Klinik verkommt zum Marktplatz“

Chefchirurg Reiner Gradinger übt scharfe Kritik an seiner Zunft. Entscheidungen über Eingriffe orientieren sich immer öfter mehr am Geld als an der medizinischen Notwendigkeit...


...Meine Kritik richtet sich nicht gegen die Kollegen an sich, sondern gegen die falschen Anreize durch das Vergütungssystem. Es ist mir ein Anliegen und auch meine Aufgabe, auf Missstände hinzuweisen. Als Präsident des diesjährigen Chirurgenkongresses habe ich ganz bewusst das Thema Kommerzialisierung in den Mittelpunkt gestellt, um dort nicht nur mit Kollegen darüber zu diskutieren, sondern auch Lösungen zu erarbeiten....

"Was kritisieren Sie konkret?

Ich kenne Beispiele aus meinem Fachbereich, die nach einem Prinzip funktionieren, das auch für andere medizinische Therapien anwendbar ist. Dazu gehören Schmerzkatheter, wie zum Beispiel der sogenannte Racz-Katheter für Rückenschmerzpatienten. Den Betroffenen wird ein Rundum-sorglos-Paket angeboten, dazu gehört der erwähnte Katheter. Sie liegen zwei bis drei Tage in der Klinik und erhalten zusätzlich Physiotherapie und psychologische Beratung. Diese Therapie bringt der Klinik je nach Abrechnungsmodus rund 2500 Euro. Das Legen des Katheters dauert in der Regel weniger als zehn Minuten. Wenn sie 30 solcher Patienten drei Tage betreuen, haben Sie wenig Aufwand und am Ende 75000 Euro eingenommen. Obwohl wissenschaftlich nie bewiesen wurde, dass die Therapie hilft, wird sie von einzelnen Kassen bezahlt...."


"...Wie werden solche fatalen Entscheidungen hinter den Kulissen gefällt?

Der ständige Druck beeinflusst die Entscheidungen der Ärzte ganz unbewusst. Das ist gefährlich. Unsere nachfolgende Generation wächst mehr und mehr in diesem geistigen Klima auf. Controller entscheiden heute mit. Sie sagen uns, was was kostet. Wenn also ein Patient kommt, der die Klinik viel Geld kosten wird, zum Beispiel jemand mit einer komplizierten Entzündung, bekommt man in der einen oder anderen Klinik den Hinweis, diesen Patienten doch möglichst in eine andere Klinik zu verlegen.

Ich habe das bisher nie gemacht und werde es auch nicht tun. Als Ärztlicher Direktor eines Uniklinikums fordere ich die dafür notwendigen Ressourcen von Versicherungen und den zuständigen Ministerien. Wenn Sie allerdings leitender Arzt in einer kleinen Klinik sind, haben Sie nicht immer die Machtposition, um sich durchzusetzen...."

Am Schluss steht zu lesen:

Was raten Sie einem Patienten, der vor einem planbaren Eingriff steht und nicht sicher ist, ob er auch wirklich nötig ist?

Eine zweite Meinung einzuholen von jemandem, der an ihm als Patient nichts verdient.


http://www.focus.de/gesundheit/arzt-klinik/klinik/medizin-die-klinik-verkommt-zum-marktplatz_aid_499570.html/?mobile=no">http://www.focus.de/gesundheit/arzt-klinik/klinik/medizin-die-klinik-verkommt-zum-marktplatz_aid_499570.html/?mobile=no
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Wie die Medizin wirklich ist

Beitragvon Pianist » Sonntag 16. Mai 2010, 16:56

Einen Vorschlag zur Änderung hat Reiner Gradinger, ärztlicher Direktor des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München, Professor für Orthopädie und Unfallchirurgie. Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie und Kongresspräsident des 127. Chirurgenkongresses in Berlin, 20. bis 23. April:

Was wollen Sie tun, um diesen Missstand zu ändern?

Ich bin fest davon überzeugt, dass wir uns auf die Ethik zurückbesinnen müssen. Das bedeutet, dass nur noch das gemacht werden soll, was medizinisch sinnvoll ist. Diese ärztliche Ethik verliert sich zunehmend im Kommerz. Das gilt zwar nicht für die Mehrheit der Ärzte, aber zu viele handeln nach dieser Maxime. Das Krankenhaus und die Praxis verkommen zum Marktplatz, wenn wir das so weiter laufenlassen. Dagegen müssen wir ankämpfen.
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Wie die Medizin wirklich ist

Beitragvon Leckermäulchen » Sonntag 16. Mai 2010, 20:07

hab noch was gefunden, ist zwar schon fast ein Jahr alt, aber verbessert haben dürfte sich trotzdem nichts ...


http://alles-schallundrauch.blogspot.com/2009/05/das-gesundheitssystem-das-keines-ist.html
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Beitragvon Juliane » Dienstag 18. Mai 2010, 08:18

Dr. med. Bernd Hontschik aktuell auf FR online:

Zitat

"Der nächste Brief ist wieder nur langweilige Routine: Für die Schwenninger BKK ist ein Auszahlschein für Krankengeld auszufüllen. Der Patient ist nun schon über sechs Wochen krank, die Zeitdauer der Lohnfortzahlung ist überschritten. Ich trage Beginn und Ende der Arbeitsunfähigkeit meines Patienten ein, die sechsstellige Verschlüsselung der Diagnose, die Daten des stattgehabten Krankenhausaufenthaltes, Datum, Stempel, Unterschrift. Fertig.

Irgendetwas lässt mich aber stutzen. Ich lese den Schein noch mal. Da ist es! Diese Krankenkasse fragt mich allen Ernstes, wie lange ihr Kunde noch arbeitsunfähig sei! Das habe ich noch nie gelesen. Ihr Kunde! Nicht ihr Versicherter oder mein Patient, nein: ihr Kunde!

Laut DIN EN ISO 8402 ist ein Kunde der "Empfänger eines vom Lieferanten bereitgestellten Produkts". Wer bin ich in diesem neuen Spiel? Der Lieferant? Oder der Subunternehmer des Lieferanten?

Im Spannungsbogen zwischen .(..z) wischen Caritas und Kundendienst, zwischen Nächstenliebe und Kundenorientierung finden Ärzte sich immer weniger zurecht. Man kann nicht beides haben oder sein. Ein Kranker braucht einen Arzt, sucht eine Beziehung. Ein Kunde braucht einen Hersteller, macht ein Geschäft. Einen Mittelweg gibt es nicht.

Buchtipp: Paul Unschuld: Ware Gesundheit - Das Ende der klassischen Medizin. Verlag C.H. Beck, München 2009, 9,95 Euro."

http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wissen_und_bildung/aktuell/2646409_Diagnose-Naechstenliebe.html
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Wie die Medizin wirklich ist

Beitragvon TJ » Donnerstag 20. Mai 2010, 12:19

„Der Wettbewerb zwingt zur Erschließung neuer Märkte. Das Ziel muss die Umwandlung aller Gesunden in Kranke sein, also in Menschen, die sich möglichst lebenslang sowohl chemisch-physikalisch als auch psychisch für von Experten therapeutisch, rehabilitativ und präventiv manipulierungsbedürftig halten, um „gesund leben“ zu können. Das gelingt im Bereich der körperlichen Erkrankungen schon recht gut, im Bereich der psychischen Störungen aber noch besser, zumal es keinen Mangel an Theorien gibt, nach denen fast alle Menschen nicht gesund sind. Fragwürdig ist die analoge Übertragung des Krankheitsbegriffs vom Körperlichen auf das Psychische“ schreibt Klaus Dörner im Ärzteblatt : http://www.aerzteblatt.de/V4/archiv/artikel.asp?src=heft&id=32976

Dazu gibts spannende Bücher:
Peter Yoda: Ein medizinischer Insider packt aus
Kurt Büchel: Heilen verboten-Töten erlaubt
Werner Bartens: Vorsicht Vorsorge
MArkus Grill: Kranke Geschäfte
Lynne Mc Taggert: Was Ärzte uns nicht erzählen
Ivan Illich: Die Nemesis der MEDIZIN
u.v.m.

Am Ende weiß man Sachen, die man eher nicht wissen wollte!

Wenn's wenigstens therapeutisch helfen würde, aber leider werden wir immer kränker.

"Hightechmedizin mit Steinzeitbewußtsein" sagte ein Lehrer von mir immer!
TJ
 

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Beitragvon TJ » Donnerstag 20. Mai 2010, 12:34

TJ
 

Wie die Medizin wirklich ist

Beitragvon Kira » Freitag 21. Mai 2010, 07:11

@TJ
danke für die spannende Lektüre, vielleicht kannst du die Liste bei Gelegenheit erweitern ;o)
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(Jupp Müller, deutscher Schriftsteller)

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