Ausgebrannte Mediziner......

Ausgebrannte Mediziner......

Beitragvon Kira » Freitag 18. Februar 2011, 18:29

Oh je

Ausgebrannte Mediziner sollen ausgebrannten Patienten helfen


Von unserem Redakteur Bernd Wientjes
Vielen Psychiatern in der Region geht es nicht besser als vielen ihrer Patienten: Der Job macht sie fertig, sie sind mit den Nerven am Ende. Viele kommen wegen fehlender Ärzte kaum noch mit ihrer Arbeit zurande.
Trier. Lange ist es für den Familienvater im Job gut gelaufen. Nach Realschulabschluss und Ausbildung hat er sich zum Abteilungsleiter hochgearbeitet. Trotz zunehmenden Stresses hat dem 38-Jährigen die Arbeit stets Spaß gemacht. Es blieb immer noch genügend Zeit für seine Frau und seinen kleinen Sohn. In der Freizeit engagierte er sich, so oft er konnte, bei der Feuerwehr in seinem Heimatdorf. Doch in den letzten Jahren macht ihm der Job, in dem er seit über 20 Jahren arbeitet, immer weniger Freude.

Wegen Umstrukturierungen ist sein Aufgabengebiet und damit auch die Belastung gewachsen. Trotz fast täglicher Überstunden schafft der 38-Jährige das immer größer werdende Pensum nur noch selten. Er leidet immer mehr an und in seinem Job. Der Chef droht, ihn hinauszuwerfen, wenn er nicht wieder volle Leistung bringt. Um seinen "guten Ruf" zu wahren, wie er sagt, macht sich der Familienvater noch mehr Druck, versucht den Anforderungen gerecht zu werden - und scheitert. Er wird krank, psychisch krank.

Sein Hausarzt erkennt, wie schlimm es um den 38-Jährigen steht, und überweist ihn an einen Nervenarzt. Der Mann habe mehrere Wochen stationär behandelt werden müssen, berichtet Nervenarzt Matthias Nitzsche aus Wittlich. Weil dem 38-Jährigen mittlerweile gekündigt worden sei, sei auch eine berufliche Weiterbildung und Eingliederung nötig gewesen. Der "außerordentlich leistungsbereite" Mann sei mittlerweile seelisch wieder geheilt, sagt Nitzsche.

Doch in der Region mangelt es an Nervenärzten, die die Betroffenen behandeln können. 47 Ärztliche Psychotherapeuten gibt es. Und die kommen mit ihrer Arbeit kaum noch zurande. Sie drohten, wie viele ihrer Patienten, wegen des Jobs "auszubrennen", sagt der Wittlicher Psychiater Dirk Ohlmann.

Zwölf bis 14 Stunden pausenloser Sprechstunde seien keine Seltenheit bei ihm und seinen Kollegen. Bei 50 Patienten am Tag, darunter 15 bis 20 neue, bleibe kaum Zeit für notwendige Gespräche. Hinzu komme ein zunehmender bürokratischer Aufwand. Vier Stunden Wartezeit müssten die Patienten mittlerweile einkalkulieren. Es werde unter diesen Umständen immer schwieriger, den Anliegen der Patienten gerecht zu werden, sagt Ohlmann. Der Arzt, der Sprecher der Psychiater in der Region ist, fordert von der rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerin Malu Dreyer, eine Analyse des Betreuungsbedarfs psychisch Erkrankter. Das Ministerium müsse solche unterversorgten Regionen wie die hiesige fördern und die Zulassungsbeschränkung aufheben. Nur wenn eine Praxis frei wird, kann ein Nachfolger diese übernehmen. Ohlmann fordert Gespräche an einem runden Tisch, der über die psychotherapeutische Versorgung in der Region beraten soll. Ansonsten breche die ohnehin schon problematische Versorgung zusammen.Extra Psychische Erkrankungen: Statistisch war jeder rheinland-pfälzische Beschäftigte im vergangenen Jahr 12,6 Tage krankgeschrieben. Das geht aus dem aktuellen Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse hervor. Bundesweit waren es 12,3 Tage. Fast zwei Tage (1,95) davon waren durch psychische Störungen bedingt, rund 22 Prozent mehr als 2009. Laut einer aktuellen Befragung fühlen sich 81 Prozent der Beschäftigten durch ihre Arbeit überlastet - vor allem wegen der gleichzeitigen Anforderungen in Beruf und Familie. 79 Prozent haben das Gefühl, dass der Leistungsdruck in allen Lebensbereichen zunimmt. (wie/dpa)













Ausgebrannte Mediziner sollen ausgebrannten Patienten helfen
Von unserem Redakteur Bernd Wientjes
Vielen Psychiatern in der Region geht es nicht besser als vielen ihrer Patienten: Der Job macht sie fertig, sie sind mit den Nerven am Ende. Viele kommen wegen fehlender Ärzte kaum noch mit ihrer Arbeit zurande.
Trier. Lange ist es für den Familienvater im Job gut gelaufen. Nach Realschulabschluss und Ausbildung hat er sich zum Abteilungsleiter hochgearbeitet. Trotz zunehmenden Stresses hat dem 38-Jährigen die Arbeit stets Spaß gemacht. Es blieb immer noch genügend Zeit für seine Frau und seinen kleinen Sohn. In der Freizeit engagierte er sich, so oft er konnte, bei der Feuerwehr in seinem Heimatdorf. Doch in den letzten Jahren macht ihm der Job, in dem er seit über 20 Jahren arbeitet, immer weniger Freude.

Wegen Umstrukturierungen ist sein Aufgabengebiet und damit auch die Belastung gewachsen. Trotz fast täglicher Überstunden schafft der 38-Jährige das immer größer werdende Pensum nur noch selten. Er leidet immer mehr an und in seinem Job. Der Chef droht, ihn hinauszuwerfen, wenn er nicht wieder volle Leistung bringt. Um seinen "guten Ruf" zu wahren, wie er sagt, macht sich der Familienvater noch mehr Druck, versucht den Anforderungen gerecht zu werden - und scheitert. Er wird krank, psychisch krank.

Sein Hausarzt erkennt, wie schlimm es um den 38-Jährigen steht, und überweist ihn an einen Nervenarzt. Der Mann habe mehrere Wochen stationär behandelt werden müssen, berichtet Nervenarzt Matthias Nitzsche aus Wittlich. Weil dem 38-Jährigen mittlerweile gekündigt worden sei, sei auch eine berufliche Weiterbildung und Eingliederung nötig gewesen. Der "außerordentlich leistungsbereite" Mann sei mittlerweile seelisch wieder geheilt, sagt Nitzsche.

Doch in der Region mangelt es an Nervenärzten, die die Betroffenen behandeln können. 47 Ärztliche Psychotherapeuten gibt es. Und die kommen mit ihrer Arbeit kaum noch zurande. Sie drohten, wie viele ihrer Patienten, wegen des Jobs "auszubrennen", sagt der Wittlicher Psychiater Dirk Ohlmann.

Zwölf bis 14 Stunden pausenloser Sprechstunde seien keine Seltenheit bei ihm und seinen Kollegen. Bei 50 Patienten am Tag, darunter 15 bis 20 neue, bleibe kaum Zeit für notwendige Gespräche. Hinzu komme ein zunehmender bürokratischer Aufwand. Vier Stunden Wartezeit müssten die Patienten mittlerweile einkalkulieren. Es werde unter diesen Umständen immer schwieriger, den Anliegen der Patienten gerecht zu werden, sagt Ohlmann. Der Arzt, der Sprecher der Psychiater in der Region ist, fordert von der rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerin Malu Dreyer, eine Analyse des Betreuungsbedarfs psychisch Erkrankter. Das Ministerium müsse solche unterversorgten Regionen wie die hiesige fördern und die Zulassungsbeschränkung aufheben. Nur wenn eine Praxis frei wird, kann ein Nachfolger diese übernehmen. Ohlmann fordert Gespräche an einem runden Tisch, der über die psychotherapeutische Versorgung in der Region beraten soll. Ansonsten breche die ohnehin schon problematische Versorgung zusammen.Extra Psychische Erkrankungen: Statistisch war jeder rheinland-pfälzische Beschäftigte im vergangenen Jahr 12,6 Tage krankgeschrieben. Das geht aus dem aktuellen Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse hervor. Bundesweit waren es 12,3 Tage. Fast zwei Tage (1,95) davon waren durch psychische Störungen bedingt, rund 22 Prozent mehr als 2009. Laut einer aktuellen Befragung fühlen sich 81 Prozent der Beschäftigten durch ihre Arbeit überlastet - vor allem wegen der gleichzeitigen Anforderungen in Beruf und Familie. 79 Prozent haben das Gefühl, dass der Leistungsdruck in allen Lebensbereichen zunimmt. (wie/dpa)


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(Jupp Müller, deutscher Schriftsteller)

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