BMU und UBA: Tagung Innenraumluftqualität

BMU und UBA: Tagung Innenraumluftqualität

Beitragvon Croft » Montag 13. Juli 2009, 09:20

Innenraumprobleme betreffen alle - Politik will handeln!

Das UBA berichtet regelmäßig über Schadstoffbelastungen - gleich ob chemisch oder biologisch - in Innenräumen. Die daraus resultierenden Gesundheitsgefahren können jeden von uns betreffen. Immerhin halten wir uns die meiste Zeit des Tages in Innenräumen zu Hause, in der Schule, im Büro oder in Verkehrsmitteln auf. Die Politik will jetzt verstärkt handeln und Maßnahmen gegen Innenraumbelastungen ergreifen.

Dies ist das Ergebnis der Konferenz:
„Innenraumluftqualität: Gesunde Umwelt in Innenräumen“,
die BMU und UBA gemeinsam am 23. und 24. Juni im dbb-Forum in Berlin ausrichteten.

Inhalte der Konferenz
Bereits in seiner Begrüßungsansprache machte der parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), Michael Müller deutlich, dass der Innenraumhygiene
künftig mehr politische Beachtung beikommen solle und dass Innenraumhygiene eine wichtige Säule, wenn nicht gar die tragende Säule des politischen Schwerpunktbereiches Umwelt und Gesundheit sein werde. Um die
Aktivitäten im Lande zu bündeln und die Umsetzungen staatlicher Empfehlungen, etwa des Umweltbundesamtes (UBA), in die Praxis zu unterstützen und handhabbarer zu machen, gab Michael Müller bekannt, dass das BMU ein Kompetenzzentrum für Innenraumhygiene einrichten wird. Michael Müller wörtlich: „Es geht dabei
nicht mehr um das ob sondern nur noch um das wie.“

Anschließend folgten zahlreiche Fachbeiträge zu vier Themenschwerpunkten (Foren), die die gesellschaftliche und
politische Diskussion derzeit bestimmen. Moderiert wurde die Veranstaltung von einer bekannten Fernsehjournalistin (Birgit Klaus, „Planet Wissen“).

Forum 4
befasste sich mit dem Einsatz von Duftstoffen in Innenräumen und damit in Zusammenhang gebrachten Gesundheitsstörungen wie Allergien, Reizungen oder Unverträglichkeiten. Gründe für den Einsatz von Duftstoffen in Innenräumen gibt es viele und nicht selten steht die Überdeckung (Maskierung) unerwünschter Gerüche als
Zweck des Einsatzes im Vordergrund. Der Markt bietet hier noch große Chancen, die die Duftstoffindustrie erkannt hat. Auch wenn dabei oft natürliche Essenzen eingesetzt werden, sehen BMU und UBA die ungehemmte Verbreitung von Duftstoffen mit Sorge. Über die Wirkung von Duftstoffen auf die Gesundheit, insbesondere von empfindlichen Menschen, ist bisher wenig bekannt.

Zudem weiß bis heute niemand genau, ob und wie die in die Raumluft eingebrachten Stoffe mit anderen flüchtigen organischen Verbindungen zusammenwirken. Duftstoffe sollten nicht zum Maskieren unangenehmer Gerüche eingesetzt werden, denn die Warnfunktion von Gerüchen über Schadstoffe in die Wohnraumluft, wie etwa nach Renovierungsarbeiten, wird durch dieses Vorgehen ausgeschaltet. Zudem stellen Duftstoffe als leicht flüchtige organische Verbindungen eine zusätzliche Belastung dar. Das UBA ist der Ansicht, dass eine Zuleitung von
Duftstoffen etwa über raumlufttechnische Anlagen in allen der Öffentlichkeit zugänglichen Räumlichkeiten zu unterlassen ist.

Raumbeduftungen sollten zudem bereits am Eingang für jedermann deutlich sichtbar bekannt gegeben werden.
Bis die Empfehlungen des UBA politisch umgesetzt werden können oder gar ein Verbot des „Beduftens“ bestimmter Räumlichkeiten in Frage kommt, ist es aber noch ein weiter Weg. BMU sieht weiteren Forschungsbedarf
über die Verbreitung der Raumbeduftung und mahnt zudem die Schaffung eines größeren Problembewusstseins bei den
meisten Verbrauchern an, die der Anwendung von Duftstoffen bisher größtenteils unkritisch gegenüberstehen.

Fazit:
Gemeinsames und konsequentes Handeln aller Akteure ist wichtig, um auch in Zukunft gesund wohnen und arbeiten zu können. Die Bundesregierung hat die Innenraumproblematik zum Schwerpunkt des Bereiches Umwelt und Gesundheit der kommenden Jahre erklärt und wird weiterhin aktiv an der Vermeidung von Risiken für die Wohnumwelt
und an der Eröffnung neuer Möglichkeiten, schadstofffrei zu bauen und zu wohnen mitwirken, beispielsweise durch Einführung von Raumluftkriterien als Fördergrundlage im kfW-Gebäudeprogramm und durch die Gründung des Kompetenzzentrums für Innenraumhygiene.

H.J. Moriske, Ch. Däumling und W. Straff

http://www.umweltbundesamt.de/gesundheit/telegramm/Ausgabe04-2009.pdf
Croft
Durchstarter
 
Beiträge: 135
Registriert: Freitag 7. November 2008, 22:16

BMU und UBA: Tagung Innenraumluftqualität

Beitragvon Juliane » Montag 13. Juli 2009, 11:20

Na, dann sollen sie mal gleich wacker sein, die Experten.

Hier nämlich:

"Unter dem Motto „Inspired By Excellence“ präsentiert der Münchner WACKER-Konzern auf der vom 31. März bis 2. April 2009 in Nürnberg stattfindenden European Coatings Show (ECS) nachhaltige Produktlösungen aus den Kompetenzbereichen Coatings, Construction und Adhesives

CAVAMAX®/CAVASOL® Cyclodextrin-Duftstoff-Komplexe für innovative Coatings
WACKER hat ein System entwickelt, mithilfe von Cyclodextrinen Duftstoffe in Bauanwendungen trotz der hohen Flüchtigkeit und der chemischen Empfindlichkeit dieser Stoffe effektiv einzusetzen. Die ringförmigen Zuckermoleküle schützen empfindliche Substanzen in ihrem Inneren und setzen sie nach dem Trocknen und Abbinden des Beschichtungsstoffes kontrolliert frei. Damit bietet sich erstmals die Möglichkeit, ätherische Öle und andere Duftstoffe in unterschiedlichen nichthydrophoben Anwendungen der Bauindustrie, wie Beläge, Putze, Anstriche, Spachtelmassen und andere Beschichtungen sowie Dichtstoffe, einzusetzen."

http://www.wacker.com/cms/de/press_media/press-releases/archive-2009/pressinformation-2009-detail_20875.jsp
Juliane
Alleswisser
 
Beiträge: 9305
Registriert: Freitag 16. Februar 2007, 21:54

BMU und UBA: Tagung Innenraumluftqualität

Beitragvon Lucca » Dienstag 14. Juli 2009, 16:10

ZITAT: "Auch wenn dabei oft natürliche Essenzen eingesetzt werden, sehen BMU und UBA die ungehemmte Verbreitung von Duftstoffen mit Sorge. Über die Wirkung von Duftstoffen auf die Gesundheit, insbesondere von empfindlichen Menschen, ist bisher wenig bekannt."

Man hat schon geforscht und die Forschungsergebnisse müssen reichen um Vorsicht walten zu lassen und aufzuhören öffentliche Räume wie Krankenhäuser, Altenheim und Schulen zu beduften.




Auszug aus dem CSN Blog
(Anm: Es gibt noch mehr Studien!)

Analog zu den natürlichen Duftstoffen Limonen und Linalool, hat auch Geraniol das Potenzial, sich durch einen Autooxidationsvorgang, der durch Kontakt mit der Luft in Gang kommt, zu hochallergenen Substanzen zu entwickeln. (1-5)

Oxidation durch Luft verstärkt das Problem
Die Diagnostik von Duftstoffallergien gestaltet sich schon aufgrund der Flut von Duftstoffkomponenten nicht einfach. Im Fall von Geraniol, Linalool und Limonen kann eine Allergie nur dann ausgeschlossen werden, wenn auch eine Testsubstanz verwendet wurde, die einem Oxidationsprozess durch Luft unterzogen wurde. Denn ganz besonders die Oxidationsprodukte, die an der Luft entstehen, sind es, die in diesem Fall eine Allergie auslösen. Normaler Einsatz und herkömmliche Lagerung von Produkten, die Geraniol, Linalool oder Limonen enthalten reicht aus, um einen solchen Autooxidationsprozess in Gang zu setzen. (3)


Studien
1. A.T. Karlberg et al. (1992): Air oxidation of d-limonene (the citrus solvent) creates potent allergens, Contact Dermatitis. Bd. 26, S. 332-340(2).
2. Karlberg AT, Basketter D, Goossens A, Lepoittevin JP.Regulatory classification of substances oxidized to skin sensitizers on exposure to air, Contact Dermatitis,1999 Apr; 40(4):183-8.
3. Hagvall L, Bäcktorp C, Svensson S, Nyman G, Börje A, Karlberg AT., Fragrance compound geraniol forms contact allergens on air exposure. Identification and quantification of oxidation products and effect on skin sensitization, Chem. Res. Toxicol., 2007, 20 (5), pp 807–814.
4. Sköld M, Hagvall L, Karlberg AT.,Autoxidation of linalyl acetate, the main component of lavender oil, creates potent contact allergens,Contact Dermatitis. 2008 Jan;58(1):9-14.
5. Sköld M, Börje A, Harambasic E, Karlberg AT.,Contact allergens formed on air exposure of linalool. Identification and quantification of primary and secondary oxidation products and the effect on skin sensitization, Chem Res Toxicol. 2004 Dec;17(12):1697-705.


http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/12/17/auch-natuerliche-duftstoffe-sind-aeusserst-bedenkliche-allergieausloeser
Lucca
Forenjunkie
 
Beiträge: 1371
Registriert: Samstag 20. Januar 2007, 21:42

BMU und UBA: Tagung Innenraumluftqualität

Beitragvon Croft » Dienstag 14. Juli 2009, 20:45

Weiteres von der Tagung Innenraumluft

Stand: Juni 2009

Kurzinfo Innenraumluft
Was ist das Problem?

Erwachsene halten sich in Mitteleuropa etwa 80 - 90% des Tages in geschlossenen Räumen auf: zu Hause, am Arbeitsplatz, in Verkehrsmitteln, wie Auto, Bus oder Bahn. Eine möglichst unbelastete und klimatisch behagliche Innenraumluft hat damit für das Wohlbefinden und die Gesundheit eine entscheidende Bedeutung.

Verunreinigungen der Innenraumluft sind einerseits bedingt durch die bloße Anwesenheit von Menschen, die Sauerstoff verbrauchen und Kohlendioxid ausatmen sowie Körpergerüche abgeben. Andererseits entstehen sie bei einer Reihe von Aktivitäten, wie Tabakrauchen, Kochen oder Heizen. Tabakrauch gehört zu den gefährlichsten Luftverunreinigungen. Er enthält viele krebserzeugende Substanzen und begünstigt die Entstehung von Lungenkrebs - nicht nur bei Raucherinnen und Rauchern, sondern ebenso bei passiv mitrauchenden Personen. Auch die von Bauprodukten, der Innenausstattung und Produkten des täglichen Gebrauches oder bei Renovierungsarbeiten in die Luft abgegebenen Radon aus dem Erdreich in Gebäude ein, das ebenfalls gesundheitsschädlich ist. Für die Beurteilung der Qualität der Innenraumluft gibt es für einzelne Schadstoffe Richtwerte, die von einer Arbeitsgruppe festgelegt werden, die sich aus Mitgliedern der Innenraumlufthygiene-Kommission und der Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesgesundheitsbehörden zusammensetzt.

Energieeinsparverordnung mit guter Luftqualität in Einklang bringen
Einige Probleme in Innenräumen haben sich seit der im Jahr 2002 in Kraft getretenen Energieeinsparverordnung verbessert, andere leider nicht. Bessere Wärmedämmung an den Fassaden sowie dicht schließende Fenster und Türen helfen, Energie einzusparen und "kalte" Außenwände, an denen Wasserdampf aus der Luft kondensieren kann, zu vermeiden. Die Luftdichtheit führt aber auch dazu, dass sich Stoffe, die im Innenraum freigesetzt werden, in der Raumluft anreichern können. Begegnen kann man diesem Problem nur dadurch, dass emissionsarme Bauprodukte beim Renovieren oder beim Neubau eingesetzt werden und dass das Lüftungsverhalten geändert wird. Auch das richtige Heizen spielt eine wichtige Rolle...


Sick-Building-Syndrom und MCS
Beim Sick-Building-Syndrom ("Gebäude bezogenes Krankheitsbild") handelt es sich um eine Gruppendiagnose. Typisch ist, dass mehrere Menschen, die in einem Haus leben oder arbeiten, über dieselben Symptome klagen. Meist sind es Geruchsempfindungen oder Reizungen der Augen sowie der Schleimhaut von Nase und Rachen oder auch Kopfschmerzen, Schwindelgefühl und Müdigkeit. Häufig finden Fachleute keine Ursachen – aber sobald die Betroffenen dieses Gebäude verlassen, geht es ihnen besser.

Ob und in wie weit ein Zusammenhang mit der von betroffenen Personen selbst berichteten Chemikalienüberempfindlichkeit (Multiple Chemical Sensitivity, MCS), besteht, diskutieren Mediziner und andere Sachverständige gegenwärtig kontrovers.

http://www.bmu.de/gesundheit_und_umwelt/innenraumluft/kurzinfo/doc/2461.php
Croft
Durchstarter
 
Beiträge: 135
Registriert: Freitag 7. November 2008, 22:16


Zurück zu MCS & MCS Community

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste

cron