Psychotherapie ohne Wirkung bei MCS

Psychotherapie ohne Wirkung bei MCS

Beitragvon Zauberperle » Donnerstag 3. Dezember 2009, 13:46

Wieder ein Beispiel, dass Psychotherapien bei MCS ohne Wirkung sind: Ich habe neulich jemanden kennengelernt, der auf Anraten seines Arztes eine langjährige Psychotherapie wahrgenommen hat, ohne zu wissen, dass er an MCS erkrankt ist. Sein Gesundheitszustand hat sich weiterhin drastisch verschlechtert. Dann stellte sich endlich heraus, dass er an Chemikaliensensitivät leidet. Bei ihm ist kostbare Zeit verstrichen. Hätte man früher von seiner MCS Erkrankung gewusst, könnte es ihm sicherlich besser gehen. Er musste sein ganzes Wohnumfeld umstellen, da Formaldehyd bei ihm der Hauptübeltäter zu sein scheint.

Psychotherapie kann bei MCS Patienten vielleicht die Krankheitsbewältigung erleichtern, aber gegen umweltbedingte Ursachen, ist sie völlig fehl am Platz und kann sogar eine starke Verschlimmerung des Gesundheitszustandes bewirken, wie ich jetzt wieder erfahren musste.

Habt Ihr ähnliche Erfahrungen mit Psychotherapie gemacht oder kennt Ihr jemanden, bei dem es ähnlich lief?
Zauberperle
 

Psychotherapie ohne Wirkung bei MCS

Beitragvon Lucca » Donnerstag 3. Dezember 2009, 17:10

Hallo Zauberperle,

hast Du die Blogserie von Karlheinz verfolgt?
Er hat sich intensiv und auch auf wissenschaftlicher Ebene genau mit dem Thema
auseindergesetzt.

In einem der Artikel schrieb er auch, dass oft wertvolle Zeit mit Psychotherapie vertan wird und
die MCS dadurch schlimmer werden kann, weil dadurch ziemlich oft jede andere Behandlung geblockt wird.
Es gibt auch Studien die das belegen.

LG
Lucca
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Psychotherapie ohne Wirkung bei MCS

Beitragvon Sina » Donnerstag 3. Dezember 2009, 20:14

Es kommt natürlich auch ganz auf den Psychologen an, ob sie etwas unterstützend sein kann.

Viele Grüße von Sina
Sina
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Psychotherapie ohne Wirkung bei MCS

Beitragvon Alex » Donnerstag 3. Dezember 2009, 21:28

Unterstützend, wenn der Psychologe sich mit der Krankheit überhaupt auskennt.
Aber nie ein Ersatz für eine vernünftige Behandlung mit Entgiftung, Nährstoffausgleich bei Defiziten, Expositionsstop, Anpassung der Ernährung, Wohnraumsanierung,...
Alex
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Psychotherapie ohne Wirkung bei MCS

Beitragvon Juliane » Donnerstag 3. Dezember 2009, 23:28

Ich habe im Frühjahr 2006 in Frankfurt auf einem Vortrag den ehemaligen Schuleiter Wolfgang Krug kennengelernt. Herr Krug war aktiver Sportler, jung und gesund als an eine Schule nach Baunatal kam. In der Schule wurde er schwer krank. Es begann schleichend mit Symptomen wie Schwäche, Konzentrationsstörungen, verminderte Leistungsfähikeit, Krankheitsgefühl etc. . Auch bei ihm stand, wie so häufig am Schluss der üblichen Ausschlussdiagnostik fest , die Krankheitsursache müsse doch psychisch sein.Herr Krug ist dann eineinhalb Jahre zum Psychologen gelaufen, aber sein Zustand verschlechtere sich immer mehr.Herr Krug hatte bis dato noch nie darüber nachgedacht, dass es etwas mit der Schule zu tun haben könnte, dass es ihm so schlecht ging.Klick machte es bei ihm erst, als er während eines Ausflugs hinter zwei Kollegen ging, die sich darüber unterhielten, wie schlecht es ihnen in den letzten Jahren gehe. Das war Freitags.Montags rief Schulleiter Krug eine Gesamtkonferenz ein und brachte auf den Tisch, wie es ihm in den letzten Jahren erging und dass auch der jetzt schon so lange aufgesuchte Psychologe nicht helfen könne.Nach Wolfgang Krugs Offenheit waren auch alle Kollegen offen. Allen ging es nicht gut. Wolfgang Krug tat das einzig richtige, was man in so einer Situation tun kann. Die Gesamtkonferenz beschloss auf seinen Antrag hin , dass in dieser Schule erst mal nicht mehr unterrichtet werden könne.Nun, diese Schule wurde nach Untersuchungen abgerissen. Diese Schule war hoch mit PCB und vielen anderen Schadstoffen und Schimmel belastet. Es war so eine Schule aus Beton , wie sie in den 70er Jahren überall gebaut wurden. In dem Beton fand man entsorgte Chemikalien als Zuschlagstoff, auch üblich zu dieser Zeit.Wolfgang Krug und seine Kollegen und Kolleginnen hatten damals zum Teil unspezifische Symptome. Keiner hatte Angst vor Umweltgiften ,wie das oft unterstellt wird. Trotzdem wurden alle krank.Schaut mal in der Mediathek des ZDF den Film "Gift in Schulen" an. Wolfgang Krug ist heute ein schwerkranker Mann. Er hat eine für PCB typischen Krebserkrankung. MCS war hier die Vorgeschichte. Hört mal genau hin, wieviele aus Krugs Kollegium heute noch leben.
Juliane
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Psychotherapie ohne Wirkung bei MCS

Beitragvon Marcel S. » Freitag 4. Dezember 2009, 09:19

Genau so ist die bittere Realität Juliane, da liegt noch vieles im Argen.

Psychotherapie ist nicht nur die falsche Therapie bei MCS, sie bewirkt, dass sich die Erkrankung immer weiter manifestiert und bei den Betroffenen wertvolle Zeit verstreicht. Würde man gleich eine Umweltkrankheit in Betracht ziehen und versuchen, das Übel an der Wurzel zu packen, könnten viele MCS Betroffenen vermutlich noch ein wenig am öffentlichen Leben teilhaben, weil sich ihr Zustand wieder verbessern kann. Aber durch die Fehldiagnosen, die ja nur allzu gerne getroffen werden, schiebt man MCS-Kranke erst richtig in die Isolation ab. Man kann schon sagen, das geschieht mit System.
Marcel S.
 

Psychotherapie ohne Wirkung bei MCS

Beitragvon Maria » Freitag 4. Dezember 2009, 10:07

Genau so sehe ich das auch. Durch falsche Therapien wird wertvolle Zeit vergeudet, an deren Folgen die betreffenden MCS Kranken ihr restliches Leben lang zu leiden haben. Das kann man nie wieder aufholen. Wird die Ursache der MCS Erkrankung nicht relativ zeitgleich festgestellt, kommt es in den meisten Fällen zu Chronifizierung der MCS Beschwerden. Die gesundheitliche Schädigung ist dann so weit vorangeschritten, dass wahre Therapien aber auch nicht mehr allzu wirkungsvoll sind, als sie es wären, wenn man die Ursachen im Frühstadium von MCS beseitigt hätte.

Viele MCS Betroffene müssten keine EU-Rente beziehen, sondern könnten bei Mithilfe von Arbeitgebern und Kollegen, vermutlich noch im Erwerbsleben stehen. Aber lieber sträubt man sich bei uns in D gegen MCS, anstatt sich dem Problem anzunehmen und endlich adäquat zu handeln.

Psychotheapien sind bei MCS nicht nur wirkungslos, sondern auch stark schädigend, falls sie als einzige Therapie angegangen wird. Unterstützend das mag ja evtl. sein, das kommt auch immer auf den Patienten an, aber "Allheilmittel" nie und nimmer!!!
Maria
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Psychotherapie ohne Wirkung bei MCS

Beitragvon Seelchen » Freitag 4. Dezember 2009, 16:08

Vielen Dank,dass Ihr das Thema mal aufgegriffen habt.
Es geht vielen so,dass die Angehörigen oder das Umfeld oder der Arbeitgeber alles auf die Psyche schiebt.So haben wir Phobien,weil wir in einem chemisch verseuchten raum nicht mehr gehen können.
Wir leiden an Verfolgungswahn,weil wir im Wald oder in einem Park vor beduftete Menschen flüchten.
Wir brauchen alle einen Psychiater oder einen Psychotherapeuten,weil wir uns isolieren,damit wir nicht noch mehr Symptome bekommen und nicht mehr an grillpartys und Co teilnehmen.
Ich finde,das ist einfach diffamierend und es raubt einem die Menschenwürde.
Natürlich ist es gut,nach 10 Jahren wieder einmal mit Jemanden sprechen zu können,aber bestimmt nicht mit einem bedufteten Psychodoktor!!!!
Seelchen
 

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Beitragvon Monja » Freitag 4. Dezember 2009, 18:06

Ha, zweimal habe ich in den 13 Jahren MCS versucht, eine Psychotherapie
zu machen, einmal verlangte es die Beschäftigungsgesellschaft und einmal
wollte ich da nur heimlich lernen, wie ich die depperten Gutachter aus-
tricksen kann. Beide Therapeuten, eine Frau und ein Mann hatten einen
solchen Sprung in der Schüssel, das war echt der Hammer. Ganz eindeutig
saß der Gestörte auf der anderen Seite des Tisches. Ich hab die erste nach
5 und den zweiten nach 2 Sitzungen abgebrochen. Es wäre eine lange Geschichte,
Einzelheiten zu schreiben, aber ich habe sie noch brüh-warm in Erinnerung.
Ich hoffe, die beiden mich auch :-))

Herzlichst Monja
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Psychotherapie ohne Wirkung bei MCS

Beitragvon Leckermäulchen » Freitag 4. Dezember 2009, 20:30

@ Monja

diese umgekehrte Rollenverteilung habe ich ja auch erlebt, beim MDK, wo ich hingezwungen wurde. Wie ich dein Posting lese ... lange Geschichte .... könnte man sowas vielleicht mit geänderten Namen und unwesentliche Dinge auch verfremdet, aber in der Sache mal öffentlich machen, und ordentlich scharf gewürzt? Könnte man das so aufbereiten, damit man was zu lachen hat? Diese Witzfiguren auf der anderen Seite des Schreibtisches ziehen echt manchmal eine Nummer ab die zirkusreif wäre.

LG
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Psychotherapie ohne Wirkung bei MCS

Beitragvon Monja » Samstag 5. Dezember 2009, 18:01

ja Leckermäulchen, hast Recht, wäre ne gute Idee. Vor einigen Jahren
hatte ich ja auch ein Buch angefangen, aber da hatte ich meinen ge-
liebten Humor noch nicht wieder gefunden, darum war alles sehr schwer
und hoch-dramatisch für mich, was die vielen Gutachter da von sich
gaben. Leider leider war ich damals aufgrund schwerster MCS und ohne
Internet, also ohne andere Betroffene, furchtbar ängstlich, aber der
Zustand hat sich eines Tages, das weiß ich noch wie heute, schlagartig
geändert und es wurde "Wut" draus; ich sagte es damals noch zu meiner
Sachbearbeiterin, nachdem wir wiedermal von einem voll gestörten Gut-
achter kamen. Seitdem gings berg-auf. Hab ich Mut oder Wut, gehts mir
gut, - habe ich damals gedichtet. Heute kann ich keinen mehr ernst nehmen,
der mir mit Weißkittel dumme Sprüche entgegen bringt. Ich kontere und
sehe in erstaunte Augen, waaas?...die hat ja gar keinen Respekt mehr. HA,
na wie denn auch, die Herren Kollegen haben dafür gesorgt in den schwersten
Jahren meines Lebens, als ich eigentlich Hilfe gebraucht hätte. Sie haben
wirklich alles getan, um einen zu verschei... oder zu drohen oder ähnliches.
Dennoch, wenn ein Arzt oder eine Amtsperson freundlich zu mir ist, bin ich
der liebste Mensch der Welt, aber ich zeige seitdem immer auch, dass ich
"keine" Stufe unter ihnen stehe, ich behandle sie eben wie ganz normale Leute.
Leben lässt lernen. Und die beste Therapie ist eh das Leben.

Herzlichst Monja
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Psychotherapie ohne Wirkung bei MCS

Beitragvon Polly » Mittwoch 16. Dezember 2009, 10:25

Psychotherapie gegen die Gesundheitsschäden die teilweise hochtoxische Chemikalien hinterlassen haben,
das ist krank.
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Psychotherapie ohne Wirkung bei MCS

Beitragvon Kobold » Mittwoch 16. Dezember 2009, 11:23

Polly,

alleine die Vorstellung, dass Psychotherapie bei Chemikalienbelastung helfen soll / kann, ist ein Witz, aber ein makaberer.

Grüsse von Kobold
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Psychotherapie ohne Wirkung bei MCS

Beitragvon Zauberperle » Dienstag 29. Dezember 2009, 10:15

Psychotherapie hat bei MCS Kranken schon eine Wirkung, allerdings eine negative. Weil die tatsächlichen Ursachen bei der Psychotherapie nie und nimmer erkannt werden und den Patienten dadurch geschadet wird.
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Psychotherapie ohne Wirkung bei MCS

Beitragvon Yol » Dienstag 29. Dezember 2009, 16:22

Dann hab ich Glück gehabt.
In einer akuten Vergiftungsphase war ich so extrem nervös, ich konnte mein Nervenkleid nicht mehr steuern und dachte ich sei auf dem Weg zur Psychose. Die Symptome waren analog und ich wollte selbst schon morgens um 5 in der psychiatrischen Klinik anrufen, man möge mich sofort abholen, ich würde diese unkontrollierbare Nervosität nicht mehr aushalten. Nur der Zustand, dass man da zur öffentlichen Person wird, hat mich bis 8 Uhr durchhalten lassen um einen uns bekannten (unkonventionellen) Psychiater anzurufen.

Da er mich gut kannte wusste er dass ich es ernst meinte und er bestellte mich sofort zu sich. Um mir(uns) dann mitzuteilen, dass ich KEIN FALL FÜR EINEN PSYCHIATER SEI, mir aber ernsthaft was fehle und er nur in primitivster Weise mir helfen könnte mein Nervenkleid in etwa zu stabilisieren. Er kannte meine Überempfindlichkeit gegen Medikamente und verschrieb mir ein Mittel in Tropfenform, wo ich mich selbst an meine Möglichkeiten herantasten konnte. Und dieses Mittel vertrage/nehme ich heute noch bei akuten Reaktionen - es reagiert auf die Herzfrequenz, die bei mir extrem steigt.

Wo stände ich heute ohne diesen vernünftigen Psychiater - der übrigens heute - auf eignen Wunsch - von mir sehr gut über MCS informiert wird und somit sicherlich der einzige im Lande ist, der darüber etwas weiss? Er ist so gut informiert, dass er es wagt die Diagnose MCS in den Raum zu stellen und die Leute an entsprechende Adressen zu verweisen.

Das wäre nun einmal eine etwas andere, positivere Seite in Sachen Psychiatrie.
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Psychotherapie ohne Wirkung bei MCS

Beitragvon Sina » Dienstag 29. Dezember 2009, 18:35

Da hast Du ja mal etwas feines erlebt, liebe Yolande. Hört sich wirklich gut an. Das mit der unkontrollierten Nervosität habe ich auch ab und an.

Die Tröpfchen, sind die homöopathisch?
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