KVWL Leitfaden Umweltmedizin

KVWL Leitfaden Umweltmedizin

Beitragvon Juliane » Sonntag 7. Februar 2010, 17:46

KVWL Leitfaden Umweltmedizin

Seite 50ff

"5.3 Spezifische Therapien

Bei den umweltmedizinisch verursachten Erkrankungen haben wir es in aller Regel mit den aus

Studium, Klinik und Praxis bekannten Erkrankungen zu tun (z. B. Lärmschwerhörigkeit, Lungenkrebs,

Konjunktivitis usw.) Diese werden (neben der Expositionsvermeidung) in der üblichen Art

und Weise therapiert. Darüber hinaus wird versucht, spezifisch umweltbedingte Krankheitsentitäten

neu zu bestimmen, z. B. die „Multiple Chemikaliensensitivität“ (MCS), das „Holzschutzmittel-

Syndrom“ (HMS), das „Chronische Müdigkeitssyndrom“ (CFS), das „Sick-Building-Syndrom“ (SBS)

u. ä. vegetative Beschwerdekomplexe sowie Befindlichkeitsstörungen. Die Meinungsbildung über

die Abgrenzbarkeit dieser Syndrome gegenüber bekannten Erkrankungen bzw. psychosomatischen

Krankheitsbildern ist noch nicht abgeschlossen; mangels gesicherter Erkenntnisse über die

Pathogenese und Pathophysiologie können auch keine zuverlässigen Therapiekonzepte angegeben

werden.

Zur Behandlung akuter Vergiftungen sei auf die entsprechenden toxikologischen Lehrbücher verwiesen.



5.4 Unspezifische Therapien

5.4.1 Patientenführung

Zur Vermeidung der Entwicklung von Umweltängsten, Resignation und Ohnmachtsgefühlen ist

bei nachgewiesenen oder vermeintlichen Schadstoffbelastungen unbedingt eine einfühlsame und

behutsame Auseinandersetzung mit den Besorgnissen des Patienten notwendig.

Dazu gehören der sichere Ausschluss von nicht vorhandenen Noxen (soweit möglich), klare Aussagen

auf der Basis fundierter Weiterbildung über die Gefährlichkeit der schädlichen Agentien,

Hinführung der Gedanken auf die tatsächlich vorhandenen (nicht spekulierten) Gefahren. Dabei

wirkt billige Beruhigung eher kontraproduktiv, weil sich der Patient nicht ernst genommen fühlt.

Bei Umweltpatienten ist oft eine enge ärztliche Führung notwendig. Hilfreich können Hinweise

auf eigenverantwortliche Gesundheitsstärkung des Patienten sowie Eröffnung von Aktivitäten im

Umweltschutzbereich sein....



5.4.2 Vermeidung zusätzlicher Gesundheitsbelastungen

Keine umweltmedizinische Beratung ohne Raucherberatung! Die Bedeutung des Rauchens wird

sowohl von Ärzte- als auch Patientenseite immer noch nicht in der richtigen Größenordnung im

Vergleich zu anderen Umweltnoxen anerkannt. Ähnliches gilt für Alkohol. Ansonsten ist zu raten,

dass schlecht gelüftete Wohnungen, Schimmelpilzbelastungen, ungünstige klimatische Einflüsse,

Autoabgase (insbesondere Dieselabgase), Lärm sowie belastete Lebensmittel vermieden werden

sollen....



5.5 Sonstige Allgemeinmaßnahmen

Der Nachweis klinischen Nutzens steht bei zahlreichen Verfahren noch dahin, z. B. bei der hoch

dosierten Gabe von Vitaminen und Spurenelementen (sog. orthomolekulare Medizin), von neurotropen

Vitaminen bei Polyneuropathien, von Selen und Zink (Zentralatomen antioxydativer Enzyme)

und von Acetylzystein (als Präkursor des Glutathions als Antioxydans bzw. entgiftendes Konjugationsmittel)

oder von Chelatbildnern (bei Schwermetallbelastung) sowie von Immunstimulantien

(z.B. Mistellektinen, Thymuspeptiden). Auf die bei diesen Verfahren möglichen unerwünschten

Nebenwirkungen sei hier nochmals besonders hingewiesen..."



http://www.kvwl.de/arzt/kv_dienste/fortbildung/umweltmedizin/umwelt.pdf
Juliane
Alleswisser
 
Beiträge: 9305
Registriert: Freitag 16. Februar 2007, 21:54

Zurück zu MCS & MCS Community

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast

cron