Japan bewegt nicht alle Staaten
Obama setzt aufs Atom
Japan bewegt nicht alle Staaten zum Umdenken
In Deutschland werden die ältesten Atomkraftwerke vorübergehend abgeschaltet - mindestens eins wird stillgelegt. Doch nicht alle Staaten reagieren so auf die Atomkatastrophe in Japan.
.USA: Trotz der Besorgnis erregenden Zustände in der japanischen Nuklearanlage Fukushima-Daiichi hält US-Präsident Barack Obama an der Atomkraft als Energiequelle fest. Atomkraftwerke in den USA würden streng überwacht und seien bis zu einem gewissen Grad erdbebensicher, sagte Obama. Alle Energiequellen hätten ihre Schattenseiten und keine sei absolut sicher. Das sei eine Lehre aus der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko im Sommer vergangenen Jahres, sagte der Präsident.
In den Vereinigten Staaten erlebt die Kernkraft gerade eine Renaissance. Um die Abhängigkeit von Ölimporten zu verringern, hat die Regierung 18,5 Milliarden Dollar (13,3 Milliarden Euro) an Kreditgarantien für den Ausbau der Kernkraft zugesagt. Washington betrachtet die Atomkraft auch als Möglichkeit, den Ausstoß von Treibhausgasen zu drosseln.
RUSSLAND: Nachdem Regierungschef Wladimir Putin zunächst die Kernenergie nicht in Frage stellen wollte, fordert er nun eine einmonatige Überprüfung des Atomenergiesektors. Russland ist einer der wichtigsten Atomenergieproduzenten der Welt und baut auch im Ausland Kernkraftwerke.
CHINA: Trotz der Vorfälle in Japan will China die Atomenergie vorantreiben. 27 Reaktoren befinden sich derzeit im Bau, 50 weitere sind in Planung. Allerdings erklärte Peking, China könne seine Lehren aus der Krise in Japan ziehen.
VENEZUELA: Nach den atomaren Unfällen in Japan hat Venezuela sein Atomenergieprogramm auf Eis gelegt. Staatschef Hugo Chávez sagte im Fernsehen, die Geschehnisse seien "extrem riskant und gefährlich für die Welt". Im Oktober hatte Venezuela ein Abkommen mit Russland über den Bau des ersten Atomkraftwerkes in dem südamerikanischen Land geschlossen, das über große Erdölvorkommen verfügt.
EUROPÄISCHE UNION: Die EU-Kommission will eine schnelle Überprüfung der Sicherheitsstandards in Europa. Nach Angaben von EU-Energiekommissar Günther Oettinger sollen alle Atomkraftwerke einem Stresstest unterzogen werden - dabei geht es unter anderem um die Frage, wie sie gegen Terrorangriffe und Stromausfälle gewappnet sind. Die Kommission hat in der Atomaufsicht allerdings nur geringe Kompetenzen. Für Lizenzen und Kontrollen der Werke sind die Staaten zuständig, sie treffen auch die Grundsatzentscheidung für oder gegen Kernenergie.
FRANKREICH: Als größter Atomstromproduzent Europas hält Frankreich an der Kernenergie fest, die Regierung will aber die Sicherheit aller Atomkraftwerke überprüfen. Die Opposition fordert eine grundsätzliche Debatte über die Atomkraft, die Grünen sprachen sich für eine Volksabstimmung aus. Sorge macht Umweltschützern insbesondere das älteste Kraftwerk Fessenheim an der deutsch-französischen Grenze, das in einem Erdbebengebiet liegt.
ITALIEN: Trotz der Atomunfälle in Japan hält die italienische Regierung an der geplanten Rückkehr zur Atomenergie fest. Nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl beschloss Italien den Ausstieg aus der Atomkraft, doch muss es seitdem teuren Strom importieren. Deshalb will Ministerpräsident Silvio Berlusconi neue Atomkraftwerke bauen lassen - allerdings war schon vor den Unfällen in Japan eine Mehrheit der Bevölkerung dagegen. Voraussichtlich im Juni wird es ein Referendum geben.
BELGIEN: In Belgien führen die Atomunfälle womöglich zu einer Revision geplanter Laufzeitverlängerungen. Belgien hatte 2003 beschlossen, seine sieben Reaktoren zwischen 2015 und 2025 zu schließen. Eine neue Regierung vereinbarte 2009 dann aber eine Verlängerung für die drei ältesten Reaktoren. Das Parlament hat diese allerdings noch nicht gebilligt.
POLEN: Warschau will am geplanten Atom-Einstieg festhalten. Das Programm sei "unverzichtbar", um die Stromversorgung in den kommenden Jahrzehnten zu sichern, erklärte die Regierung am Montag. Derzeit gibt es in Polen kein Atomkraftwerk, 94 Prozent des Stroms werden in Kohlekraftwerken produziert. Geplant sind vorerst zwei Akw.
SCHWEIZ: Die Regierung hat sämtliche Pläne zu Kraftwerksneubauten vorerst auf Eis gelegt. Wirtschaftsministerin Doris Leuthard beauftragte die Atomaufsicht, "die Ursachen des Unfalls in Japan genau zu analysieren" und daraus "neue oder schärfere Sicherheitsstandards abzuleiten". Erst dann könnten Anträge für den Ersatz bestehender Kraftwerke "umfassend beurteilt werden".
http://www.n24.de/news/newsitem_6731770.html
Japan bewegt nicht alle Staaten zum Umdenken
In Deutschland werden die ältesten Atomkraftwerke vorübergehend abgeschaltet - mindestens eins wird stillgelegt. Doch nicht alle Staaten reagieren so auf die Atomkatastrophe in Japan.
.USA: Trotz der Besorgnis erregenden Zustände in der japanischen Nuklearanlage Fukushima-Daiichi hält US-Präsident Barack Obama an der Atomkraft als Energiequelle fest. Atomkraftwerke in den USA würden streng überwacht und seien bis zu einem gewissen Grad erdbebensicher, sagte Obama. Alle Energiequellen hätten ihre Schattenseiten und keine sei absolut sicher. Das sei eine Lehre aus der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko im Sommer vergangenen Jahres, sagte der Präsident.
In den Vereinigten Staaten erlebt die Kernkraft gerade eine Renaissance. Um die Abhängigkeit von Ölimporten zu verringern, hat die Regierung 18,5 Milliarden Dollar (13,3 Milliarden Euro) an Kreditgarantien für den Ausbau der Kernkraft zugesagt. Washington betrachtet die Atomkraft auch als Möglichkeit, den Ausstoß von Treibhausgasen zu drosseln.
RUSSLAND: Nachdem Regierungschef Wladimir Putin zunächst die Kernenergie nicht in Frage stellen wollte, fordert er nun eine einmonatige Überprüfung des Atomenergiesektors. Russland ist einer der wichtigsten Atomenergieproduzenten der Welt und baut auch im Ausland Kernkraftwerke.
CHINA: Trotz der Vorfälle in Japan will China die Atomenergie vorantreiben. 27 Reaktoren befinden sich derzeit im Bau, 50 weitere sind in Planung. Allerdings erklärte Peking, China könne seine Lehren aus der Krise in Japan ziehen.
VENEZUELA: Nach den atomaren Unfällen in Japan hat Venezuela sein Atomenergieprogramm auf Eis gelegt. Staatschef Hugo Chávez sagte im Fernsehen, die Geschehnisse seien "extrem riskant und gefährlich für die Welt". Im Oktober hatte Venezuela ein Abkommen mit Russland über den Bau des ersten Atomkraftwerkes in dem südamerikanischen Land geschlossen, das über große Erdölvorkommen verfügt.
EUROPÄISCHE UNION: Die EU-Kommission will eine schnelle Überprüfung der Sicherheitsstandards in Europa. Nach Angaben von EU-Energiekommissar Günther Oettinger sollen alle Atomkraftwerke einem Stresstest unterzogen werden - dabei geht es unter anderem um die Frage, wie sie gegen Terrorangriffe und Stromausfälle gewappnet sind. Die Kommission hat in der Atomaufsicht allerdings nur geringe Kompetenzen. Für Lizenzen und Kontrollen der Werke sind die Staaten zuständig, sie treffen auch die Grundsatzentscheidung für oder gegen Kernenergie.
FRANKREICH: Als größter Atomstromproduzent Europas hält Frankreich an der Kernenergie fest, die Regierung will aber die Sicherheit aller Atomkraftwerke überprüfen. Die Opposition fordert eine grundsätzliche Debatte über die Atomkraft, die Grünen sprachen sich für eine Volksabstimmung aus. Sorge macht Umweltschützern insbesondere das älteste Kraftwerk Fessenheim an der deutsch-französischen Grenze, das in einem Erdbebengebiet liegt.
ITALIEN: Trotz der Atomunfälle in Japan hält die italienische Regierung an der geplanten Rückkehr zur Atomenergie fest. Nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl beschloss Italien den Ausstieg aus der Atomkraft, doch muss es seitdem teuren Strom importieren. Deshalb will Ministerpräsident Silvio Berlusconi neue Atomkraftwerke bauen lassen - allerdings war schon vor den Unfällen in Japan eine Mehrheit der Bevölkerung dagegen. Voraussichtlich im Juni wird es ein Referendum geben.
BELGIEN: In Belgien führen die Atomunfälle womöglich zu einer Revision geplanter Laufzeitverlängerungen. Belgien hatte 2003 beschlossen, seine sieben Reaktoren zwischen 2015 und 2025 zu schließen. Eine neue Regierung vereinbarte 2009 dann aber eine Verlängerung für die drei ältesten Reaktoren. Das Parlament hat diese allerdings noch nicht gebilligt.
POLEN: Warschau will am geplanten Atom-Einstieg festhalten. Das Programm sei "unverzichtbar", um die Stromversorgung in den kommenden Jahrzehnten zu sichern, erklärte die Regierung am Montag. Derzeit gibt es in Polen kein Atomkraftwerk, 94 Prozent des Stroms werden in Kohlekraftwerken produziert. Geplant sind vorerst zwei Akw.
SCHWEIZ: Die Regierung hat sämtliche Pläne zu Kraftwerksneubauten vorerst auf Eis gelegt. Wirtschaftsministerin Doris Leuthard beauftragte die Atomaufsicht, "die Ursachen des Unfalls in Japan genau zu analysieren" und daraus "neue oder schärfere Sicherheitsstandards abzuleiten". Erst dann könnten Anträge für den Ersatz bestehender Kraftwerke "umfassend beurteilt werden".
http://www.n24.de/news/newsitem_6731770.html