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Aus dem Nähkästchen der Leitlinienmacher

BeitragVerfasst: Mittwoch 2. Mai 2012, 23:24
von Juliane
Die Macher der neuen S3- Leitlinie „Nicht-spezifische, funktionelle und somatoforme Körperbeschwerden" (051/001): Langfassung geben den Kollegen Praxistipps zur Umsetzung der LL:



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Praxistipp 4: Häufige dysfunktionale Motive und Verhaltensweisen:

Unkritisches Annehmen von Idealisierung auf Grund eigener Bedürfnisse nach Anerkennung;

geteilte Abwertung von Vorbehandlern („Kollusion");

Beruhigung eigener Ängste vor dem Übersehen einer behandelbaren somatischen Erkrankung; Übertragung eigener Krankheitsängste auf den Patienten; rechtliche Absicherung in Form defensiver Untersuchungen und Überweisungen.

Entlastung von erlebtem Druck, der (vermeintlich) seitens des Patienten aufgebaut wird

Veranlassen invasiver (nicht selten aggressiver!) Diagnostik als Reaktion auf vermeintlich „non-compliante" Patienten;

Übersehen gefährlicher Entwicklungen durch nachlassende Aufmerksamkeit („Der schon wieder!"), v.a. bei theatralisch auftretenden Patienten;

Kausalitätsbedürfnis, (endlich bzw. als Erster) eine „einfache" somatische Erklärung für die Beschwerden zu finden;

Durch Befriedigung und Förderung passiver Versorgungswünsche wird versucht, die Sympathie des Patienten zu erhalten („Zufriedenheitsfalle");

Fehlende Fortschritte des Patienten werden vom Behandler als persönliche Zurückweisung erlebt;

Die Chronifizierungsneigung und die z.T. eingeschränkte Prognose mancher Patienten wird (als Hinweis auf die eigene Unzulänglichkeit oder Machtlosigkeit) verleugnet;

Psychosoziale Themen werden im Hinblick auf eine vermeintliche Zeitersparnis vermieden;

Höherer materieller Gewinn verführt zu unnötiger Diagnostik und Therapie (bessere Bezahlung von somatischer Apparatemedizin als von sprechender Medizin im deutschen Abrechnungssystem; Multiplikation der Behandlungsfälle durch Ringüberweisungen; unkritischer Einsatz von Igel-Leistungen);

unangemessene Bindung von Patienten durch von ihnen gewünschte, aber nicht indizierte Diagnostik und Therapie.

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BeitragVerfasst: Mittwoch 2. Mai 2012, 23:25
von Juliane
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Praxistipp 6: Formulierungsbeispiele für

das Vermitteln von Verständnis: „Das ist etwas, was ich schon (öfter) von anderen Patienten gehört habe.", „Das kann ich gut nachempfinden, dass Sie solche Gefühle entwickeln."

das Anerkennen der Realität: „Das muss schlimm für Sie (gewesen) sein", „Ich kann mir gut vorstellen, dass sie enttäuscht und verärgert waren, als der Arzt ihre Beschwerden in Frage stellte", „Mir scheint, es ist dann besonders schlimm, wenn Sie in der Arbeit Stress hatten ..."

das gemeinsame Erarbeiten psychophysiologischer Bedingungsmodelle und möglicher Handlungskonsequenzen: „Wenn Sie sich auf diesem Schaubild einmal ansehen, wie sehr das Herz/ der Darm mit dem vegetativen Nervensystem verbunden ist, können Sie sich vielleicht vorstellen, wie wichtig Ihre Nerven und damit auch Ihre seelische Verfassung für Ihre körperliche Befindlichkeit sind.", „Diese Spirale/ dieser Teufelskreis erklärt recht gut, warum weitere Schonung nicht zu weniger, sondern zu mehre Müdigkeit führt ..."

die konkrete Einführung psychophysiologischer Modelle („Jedes Gefühl/ Ereignis löst vegetative Reaktionen aus. Was passiert z.B., wenn Sie sich erschrecken? – Aha – Herzklopfen, Schwitzen etc.") und Begriffe (Belastung, Stress, Überforderung, verstärkte Reaktionsbereitschaft/ Empfindsamkeit/, aber auch Beeinflussungsmöglichkeit, Kontrolle, Selbstwirksamkeit und Lebensqualität)

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BeitragVerfasst: Mittwoch 2. Mai 2012, 23:25
von Juliane
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Praxistipp 7: Formulierungsbeispiele

für aktives Zuhören: Zunächst einmal wenig sagen, sondern nonverbal Interesse und Aufmerksamkeit signalisieren!

um zusammenzufassen: „Das habe ich jetzt so verstanden, dass…", „Das würde ich folgendermaßen zusammenfassen…", „Verstehe ich Sie richtig …?", „Wenn ich versuche, mir das vorzustellen, dann ist es doch so, dass …."

um Unterbrechungen einzuleiten: „Da muss ich Sie jetzt unterbrechen ...", „Moment, da will ich nachfragen ...", „Wir sind bald am Ende der Zeit, daher ...", „Ich möchte noch wissen ...".

um die Bereitschaft zu einem Arbeitsbündnis zu signalisieren: „Das sollten wir noch besser verstehen." „ Fällt es Ihnen schwer, darüber zu reden? – Ist ja auch kein leichtes Thema."

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BeitragVerfasst: Mittwoch 2. Mai 2012, 23:26
von Juliane
Seite 129

Praxistipp 8: Formulierungsbeispiele für das offene Erfragen des subjektiven Erlebens der Beschwerden: „Wie macht sich das bemerkbar?", „Können Sie den Zustand näher beschreiben?", „Ich würde mir das gerne noch besser vorstellen können, wie…", „Erzählen Sie doch mal, wie…".

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BeitragVerfasst: Mittwoch 2. Mai 2012, 23:26
von Juliane
Seite 132


Praxistipp 9: Formulierungsbeispiele

Zum beiläufigen und indirekten Benennen möglicher psychosozialer Belastungshinweise: „Ich kann mir vorstellen, dass das sehr belastend ist." „Was Sie mir beschreiben, hört sich an wie eine andauernde Überlastungssituation."

Zum „Markieren" und „Spiegeln" relevanter Themen: „Das scheint Sie sehr belastet zu haben.", „Das klingt nach Stress.", „Ich kann mir vorstellen, dass Sie da unter Druck geraten sind." „Da haben Sie sich also geärgert." „Es könnte ein wichtiger Hinweis sein, dass Sie zur Zeit viel Ärger im Büro haben". „Sie wirken traurig/ wütend auf mich, wenn Sie das erzählen."

Sich als Hilfs-Ich zur Verfügung stellen: „Ich wäre vermutlich ganz schön enttäuscht, wenn mir das widerfahren wäre."

Verdeutlichung von Widersprüchen: „Da muss ich noch mal nachfragen: Sie sagten, dass Sie noch nie eine Halserkrankung hatten. Im Arztbrief, den Sie mir mitgebracht haben, wurden zwei HNO-ärztliche Endoskopien beschrieben. Wie passt das zusammen?"


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BeitragVerfasst: Mittwoch 2. Mai 2012, 23:27
von Juliane
Seite 133

Praxistipp 10: Begriffe, die dem Patienten gegenüber bevorzugt zur Anwendung kommen sollten, sind:

Während des diagnostischen und therapeutischen Gesprächs: Alltagssprachliche Metaphern zur Einordnung der Beschwerden in die Lebenswelt des Patienten: „Etwas schlägt auf den Magen"; „die Galle läuft über"; „Schiss haben"; „es zerreißt das Herz", „etwas auf dem Herzen haben", „gebrochenes Herz", „aus der Haut fahren"; „gramgebeugt", „kalte Füße bekommen", „einen dicken Hals haben" etc.

Zur diagnostischen Einordnung während der Initialkontakte: Beschreibungen der Beschwerden („chronische Müdigkeit", „Körperschmerzen"), „Belastung", „körperlicher


Stress"/ „körperliche Stressstörung" (im Sinne einer Überbeanspruchung, die sich auf körperlicher Ebene ausdrückt), „verstärkte Reaktionsbereitschaft" bzw. „Empfindsamkeit gegenüber ‚üblichen‘ physikalischen und psychischen Reizen", „nicht-spezifische" oder auch „funktionelle", evtl. auch „somatoforme" oder „psychosomatische" Beschwerden. Formulierungsbeispiel: „Die Beschwerden sind funktionell, das heißt, der Ablauf körperlicher Vorgänge ist beeinträchtigt, nicht aber die Organe selbst, das könnte auf eine Stressreaktion hindeuten".

Bei Erfüllung entsprechender Diagnosekriterien als bestimmtes funktionelles Syndrom bzw. „Reizzustand" innerer Organe (z.B. Fibromyalgie-Syndrom, Reizdarm-Syndrom, Reizblase) bzw. als somatoforme Störung. Um zu vermeiden, dass ein Patient seine Diagnose als stigmatisierend erlebt, sollten die entsprechenden Begriffe (z.B. „somatoforme Störung") nur verwendet werden, wenn sie mit dem Patienten ausreichend besprochen und von ihm verstanden werden können.

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BeitragVerfasst: Mittwoch 2. Mai 2012, 23:27
von Juliane
Praxistipp 12: Formulierungsbeispiele

für eine rückversichernde Erklärung von Befunden: „Wir sind jetzt zusammen nochmal alle bisher bei Ihnen erhobenen Befunde durchgegangen. Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass keine relevanten somatischen Ursachen für Ihre Beschwerden vorliegen; da dürfen Sie beruhigt sein."

für einen Hinweis auf die Häufigkeit solcher Probleme („Universalität des Leidens"): „Übrigens ist es bei vielen Patienten so, dass …" „Viele meiner Patienten leiden in Überlastungssituationen unter Rückenschmerzen, ohne dass eine schwerwiegende körperlicher Ursache dahinter steckt; da befinden Sie sich in guter Gesellschaft."

für eine Normalisierung mit effektiver Erklärung: „Ihre Kopfschmerzen dürften von der starken Anspannung kommen, die ich in Ihrem Schulter- und Nackenbereich festgestellt habe. Die starke Anspannung ist sehr wahrscheinlich eine Folge Ihrer schon lang andauernden Überlastung. Wir können Sie vermutlich lindern, wenn wir Wege finden, Entlastung und Entspannung zu erreichen."


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BeitragVerfasst: Mittwoch 2. Mai 2012, 23:28
von Juliane
Seite 141



Praxistipp 13:

Ankündigung regelmäßiger, zeitlich begrenzter Konsultationen: „Sie haben diese Beschwerden nun schon für längere Zeit, und wir müssen damit rechnen, dass sie nicht einfach so besser werden. Ich möchte Sie daher in der nächsten Zeit in regelmäßigen Abständen sehen und werde mir eine feste Gesprächszeit dafür freihalten, die ich allerdings auch dann einhalten muss, wenn Sie vielleicht mal etwas mehr auf dem Herzen haben. Damit sollten wir beim nächsten Mal gleich fortfahren".





Ankündigung der Kontaktaufnahme mit Vor-/ Mitbehandlern: „Bei welchen Kollegen waren oder sind Sie denn wegen ihrer Beschwerden in Behandlung? Gab es auch Klinikaufenthalte? Mit Frau Kollegin … und Herrn Kollegen … würde ich gerne Kontakt aufnehmen, um ein gemeinsames Vorgehen abzustimmen – sind Sie damit einverstanden?"

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BeitragVerfasst: Mittwoch 2. Mai 2012, 23:28
von Juliane
Seite 154

Praxistipp 14: Basis-Anamnese körperlicher Beschwerden (Formulierungsbeispiele):

Erzählen Sie mir: Was führt Sie zu mir? Was haben Sie für Beschwerden? Was ist ihr Anliegen? Wie geht es Ihnen? Wie fühlen Sie sich? (offene Einstiegsfrage)

Wie ging es Ihnen gesundheitlich während der letzten Jahre? Wie oft mussten Sie zum Arzt gehen, weil Sie sich nicht wohl fühlten? Inwiefern fühlten Sie sich nicht wohl? Haben oder hatten Sie weitere (körperliche) Beschwerden? Fand der Arzt immer heraus, was nicht stimmte oder kam es auch vor, dass er sagte, es sei alles in Ordnung, obwohl Sie anderer Meinung waren? Wie ist es mit Beschwerden bei der Atmung, der Verdauung, …? (Frage nach Beschwerden über das Leitsymptom hinaus; Screeningfragen „Somatisierung")

Wo genau haben Sie Ihre Beschwerden? (Lokalisation)

Wie stark sind Ihre Beschwerden? (Intensität)

Wie lassen sich Ihre Beschwerden genauer beschreiben, wie fühlen sie sich an, z.B. stechend, krampfartig, drückend etc.? (Qualität)

Wie begannen die Beschwerden? (Beginn; z.B. schleichend, plötzlich; schon durch irgendetwas „angekündigt", evtl. schon Situation des ersten Auftretens erfragen)

Was löst Ihre Beschwerden aus? (Auslöser/ Trigger; z.B. bestimmte Bewegungen, Ernährung, Wetter, Stimmung…)

Wie verlaufen Ihre Beschwerden? Wie häufig sind sie und wie lange halten sie normalerweise an? (Verlauf; z.B. episodisch/attackenartig, dauerhaft, selten, morgens mehr; nur nach dem Essen, nur am Arbeitsplatz, nie alleine)

Gab es Phasen, in denen es Ihnen besser ging? (Ausnahmen)

Was macht die Beschwerden schlechter? Was macht sie besser? (Einflussmöglichkeiten, z.B. besser zuhause, wenn ich mich nicht aufrege, wenn ich Stress meide; bzw. Hinweise auf Schon- und Vermeidungsverhalten z.B. hinsichtlich Bewegung, Ernährung, Sozialkontakten)


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BeitragVerfasst: Mittwoch 2. Mai 2012, 23:29
von Juliane
Seite 165


Praxistipp 15: Anamnese der Teilhabe am Alltag, der Funktionsfähigkeit, psychosozialer Belastungen sowie Screening nach Depressivität, Angst, Sucht, Traumafolgen und Suizidalität (Formulierungsbeispiele):

Wie geht es Ihnen mit Ihren Beschwerden?

Wie reagieren Ihre Angehörigen, Freunde, Kollegen darauf?

Wie wirken sich die Beschwerden auf Ihr Leben, ihren Alltag aus? Gibt es Dinge, die Sie früher tun konnten, aber jetzt nicht mehr?

Wie stark beeinträchtigen die Beschwerden Ihre Funktionsfähigkeit? Wie würden Sie Ihre aktuelle Funktionsfähigkeit einschätzen im Vergleich zu der Zeit, als Sie sich noch gesund fühlten? (ggf. als Prozentwert erfragen)

Fühlten Sie sich im letzten Monat häufig niedergeschlagen, traurig, bedrückt oder hoffnungslos? Hatten Sie im letzten Monat deutlich weniger Interesse und Freude an Dingen, die Sie sonst gerne tun? (Depression)

Fühlten Sie sich im letzten Monat häufig durch Nervosität, Ängstlichkeit, Anspannung oder übermäßige Besorgnis beeinträchtigt? Leiden Sie manchmal unter plötzlichen und unerwarteten Angstanfällen, ohne dass eine tatsächliche Bedrohung vorliegt? Befürchten sie das neuerliche Auftreten solcher Angstanfälle oder haben diese ihr Leben schon nachhaltig beeinträchtigt? (Angst, Panik)

Litten Sie im letzten Monat unter sich aufdrängenden Erinnerungen an belastende Ereignisse (z.B. Unfall, Überfall etc.) oder an Angstzuständen im Zusammenhang damit? (Trauma) Traten körperliche Stresssymptome (Schwitzen, Unruhe, Herzklopfen) auf, wenn Sie sich an das belastende Ereignis erinnerten oder davon erzählten? (Hyperarrousal)

Wie viel trinken Sie (nehmen Sie von diesen Tabletten etc.) ein? Haben Sie schon einmal (erfolglos) versucht, Ihren Alkohol(/ Tabletten- etc.)-Konsum einzuschränken? Haben andere Personen Ihr Trinkverhalten (Ihre Medikamenteneinnahme etc.) kritisiert und Sie damit verärgert? Hatten Sie schon Schuldgefühle wegen Ihres Alkohol(Tabletten- etc.)- Konsums?, Haben Sie am Morgen nach dem Erwachen schon als erstes Alkohol getrunken, um Ihre Nerven zu beruhigen oder den Kater loszuwerden? (Sucht)

Hatten Sie im letzten Monat Gedanken daran, dass Sie lieber tot wären oder aus dem Leben gehen wollen? Sind lebensmüde Gedanken bei Ihnen aufgetreten? (Suizidalität)


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BeitragVerfasst: Mittwoch 2. Mai 2012, 23:30
von Juliane
Seite 170



Praxistipp 16: Anamnese von gesundheitsbezogenen Annahmen und Verhaltensweisen (Formulierungsbeispiele):

Was, denken Sie, bedeuten diese Beschwerden? Für wie gefährlich, beeinflussbar etc. halten Sie sie? (Katastrophisieren)

Was machen Sie normalerweise als Reaktion auf ihre Beschwerden – was nehmen Sie ein, wie oft bleiben Sie von der Arbeit zuhause etc.? (Bewältigungsverhalten)

Inanspruchnahmeverhalten:

– Wie häufig gehen Sie zum Arzt bzw. zu verschiedenen Ärzten oder anderen Behandlern?

– Welche Diagnostik und welche Therapien haben Sie bisher auf eigenen Wunsch durchgeführt? Wie viel

Geld haben Sie selbst dafür ausgegeben?

– Wie zufrieden waren Sie mit Ihren bisherigen Arzt-/ Behandler-Kontakten? Wie gut haben Sie sich bisher

im Gesundheitssystem betreut und verstanden gefühlt?

Unabhängig von dem, was andere, auch Ihre Ärzte, sagen: Was denken Sie selbst, was sind die Ursachen ihrer Beschwerden? Wie genau stellen Sie sich das vor? Woher haben Sie diese Informationen? (subjektive Krankheitstheorie)


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BeitragVerfasst: Mittwoch 2. Mai 2012, 23:30
von Juliane
Seite 172



Praxistipp 17: Erweiterte Anamnese des Beschwerdekontexts (Formulierungsbeispiele):

Wie geht es Ihnen zur Zeit in Ihrer Beziehung/ Familie/ Arbeit/ Wohnung? Wie kommen Sie mit Ihrem Partner/ Ihren Kollegen/ Ihren Vorgesetzten aus? Können Sie mir einen typischen Arbeitstag schildern? Haben SieSorgen in Ihrer Beziehung/ am Arbeitsplatz? Haben Sie finanzielle Sorgen? (aktueller Beschwerdekontext; z.B. typische Aktivitäten, Streitthemen, Zufriedenheit am Arbeitsplatz und in der Partnerschaft, Sexualität (Erleben, Verhalten, Zufriedenheit), gesicherte oder prekäre Wohnverhältnisse, „Zuhause-Fühlen", ausgeübte berufliche Tätigkeit, Position, drohender Arbeitsplatzverlust, Stresslevel, Arbeitszufriedenheit, Mobbing-Erfahrungen und Arbeitsunfähigkeitszeiten; spezielle Belastungen am Arbeitsplatz (Arbeitsklima, Arbeitsabläufe, Leistungsdruck, Arbeitsplatzergo-nomie, Lärm, toxische Substanzen), als auch das eventuelle Vorkommen ähnlicher Beschwerden unter den Kollegen (psychosoziale Beschwerdeausbreitung, „Massenhysterie", gemeinsame Infektions- oder Schadstoffquellen; Einkommen, Schulden und evtl. Entschädigungsforderungen, Berentungswünsche oder laufende Renten-/ Versicherungsverfahren; kulturelle und religiöse Einstellungen und Gewohnheiten)

Was sind Ihre Hobbies? Treiben Sie Sport? Wie ernähren Sie sich? Wie schlafen Sie? (Lebensgewohnheiten)

Erzählen Sie, wie Ihre Beschwerden angefangen haben, was das (damals) für eine Situation war. Als Ihre Beschwerden begannen, wie lief es da gerade bei Ihnen beruflich und privat? Können Sie sich an das allererste Mal erinnern, als Sie diese Beschwerden hatten? (Auslösesituation; z.B.: Streit, Unfall, Operation)

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BeitragVerfasst: Mittwoch 2. Mai 2012, 23:31
von Juliane
Seite 173



Praxistipp 18: Erweiterte Anamnese des Beschwerdekontexts (Formulierungsbeispiele):

Wer oder was hilft Ihnen, die Beschwerden zu ertragen bzw. damit zu leben? Wie können Sie selbst dazu beitragen, dass es Ihnen besser geht? Welche Dinge führen Sie trotz Ihrer Beschwerden im Alltag/ in der Freizeit/ o.ä. fort? Wie sind Sie in früheren Situationen mit ähnlichen Beschwerden umgegangen? (Bewältigungsstrategien)

Wann haben Sie sich das letzte Mal gesund gefühlt? Was tut Ihnen gut? Wo erholen Sie sich, wo schöpfen Sie Kraft und Mut? Wodurch haben Sie Unterstützung erfahren, was war hilfreich? Sind Sie gläubig? (Ressourcen; z.B. Personen oder Orte, die Zuflucht boten, Vorbilder, Reisen, Hobbies, etc.)

Gab es in Ihrem Leben besonders schwere Zeiten oder Krisen? Gab Wie sind Sie damit umgegangen? (lebensgeschichtliche einschl. früherer beruflicher Belastungen, z.B. Krankheit, Unfälle, Operationen, Trennung, Verlust einer geliebten Person, Schwierigkeiten bei der Berufswahl, Ärger an früheren Arbeitsplätzen, Kündigung, besonders schwere körperliche Arbeit)

Was haben Sie in Ihrem Leben schon geschafft, auf das Sie stolz sind? (Lebensleistung; z.B. das Aufziehen von Kindern, das Durchbringen der Familie in Notzeiten, das Überstehen von Flucht und Vertreibung, das Nutzen von Talenten bzw. Leistungen in Beruf, Freizeit oder Ehrenamt)

Welche Pläne haben Sie für Ihre Zukunft? Was wäre Ihr größter Wunsch? (Zukunftsorientierung)

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BeitragVerfasst: Mittwoch 2. Mai 2012, 23:31
von Juliane
Seite 177

Praxistipp 19: Diagnostische Hilfsmittel zur Erfassung von Beschwerden, Beschwerdeintensität bzw. Beeinträchtigungen durch die Beschwerden (Auswahl):

Körperschema zum Einzeichnen von Schmerzlokalisationen

visuelle Analogskala (VAS) zur Angabe der Beschwerdeintensität

Befindlichkeitstagebuch (parallele Aufzeichnung des Auftretens von Beschwerden, aber auch von auslösenden Situationen, begleitenden Emotionen sowie Konsequenzen)

Selbstbeurteilungsfragebögen, z.B.

PHQ-15 (dimensionale Punkteskala) für Somatisierung/ Symptombelastung (aus dem „Gesundheitsfragebogen für Patienten" (Patient Health Questionnaire, PHQ)): zeiteffiziente Abfrage von 15 körperlichen Beschwerden in drei Ausprägungen, Score 0-30, wobei eine höhere Punktzahl mehr Symptombelastung signalisiert.

SOMS-2 bzw. SOMS-7: Screening für somatoforme Störungen; Abfrage der ICD-10- Kriterien für somatoforme Störungen i.S.e. Diagnosescreenings, dimensionale Auswertung über die Menge der bejahten Symptome ebenfalls möglich.

Whiteley-Index (WI) zur Erfassung von Hypochondrie: in mehreren Versionen (WI-14, WI-7); international weit verbreitetes Instrument zur Erfassung gesundheitsbezogener Ängste.

Pain Disability Index (PDI): Hier wird die schmerzbedingte Beeinträchtigung in 7 Lebensbereichen (z.B. familiäre und häusliche Verpflichtungen oder Selbstversorgung) auf 10-stufigen Skalen erfasst; ein Punktwert von 70 steht für die maximale Beeinträchtigung.

Symptom-Checklisten wie der WHO-5 Fragebogen zum Wohlbefinden, der Brief-Symptom-Index (BSI), der Gießener Beschwerdebogen (GBB-24) oder der SCL-90R (Erfassung verschiedener Dimensionen psychischer Belastung, neben Somatisierung auch Depressivität, Ängstlichkeit oder Unsicherheit im Sozialkontakt); international besonders weit verbreitet.

Fragebogen zum Allgemeinen Gesundheitszustand (SF-36): International weit verbreitetes Instrument zur Erfassung verschiedener Dimensionen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität in 36 Items; zwei Summenscores: körperliche und psychische Lebensqualität; insgesamt 8 Subdimensionen, z.B. körperliche Funktionsfähigkeit, soziale Funktionsfähigkeit, Vitalität, Allgemeine Gesundheitswahrnehmung; auch in Kurzformen (SF-12; SF-8).

Fragebogen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität (EQ-5D): 6 Fragen zu Beweglichkeit, Selbstversorgung, allgemeine Tätigkeiten, Schmerzen und körperliche Beschwerden sowie Angst und Niedergeschlagenheit in drei möglichen Ausprägungen sowie zum aktuellen Gesundheitszustand auf einer Visuellen Analogskala von 0-100 (CAVE eingeschränkte Varianz bei Älteren).

Fragebogen zur Lebenszufriedenheit (FLZ): Abfrage von 70 Items in 10 Lebensbereichen (z.B. Arbeit und Beruf, Ehe und Partnerschaft).

Aus dem Nähkästchen der Leitlinienmacher

BeitragVerfasst: Mittwoch 2. Mai 2012, 23:32
von Juliane
Praxistipp 20: Diagnostische Hilfsmittel zur Erfassung von psychischer (Ko-) Morbidität (Auswahl;  z.B. auch NVL-LL „unipolare Depression")

Fragebogen-Diagnostik, z.B. „Gesundheitsfragebogen für Patienten" (Patient Health Questionnaire, PHQ) als Screeninginstrument für verschiedene psychische Störungen

Spezielle Fremdbeurteilungs-Instrumente/ Standardisierte Interviews (z.B. zur Sicherung einer fraglichen Diagnose oder in der Forschung):

- Strukturiertes Klinisches Interview nach DSM-IV (SKID)

- Schedules for Clinical Assessment in Neuropsychiatry (SCAN)

- Mini International Neuropsychiatric Interview (MINI) der WHO

- Composite International Diagnostic Interview (CIDI/ DIA-X bzw. M-CIDI)

- Diagnostisches Interview bei Psychischen Störungen (DIPS)

- Internationale Diagnosen Checkliste (IDCL)


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Aus dem Nähkästchen der Leitlinienmacher

BeitragVerfasst: Mittwoch 2. Mai 2012, 23:32
von Juliane
Seite 209



Praxistipp 22: Erläuterung des begleitenden Charakters pharmakotherapeutischer Maßnahmen: „…damit sie sich wieder bewegen können. Wenn Sie sich wieder mehr bewegen, brauchen Sie es nicht mehr…" (anstatt: „ zur Behandlung des Herzens" oder „des Rückens"); „... damit Sie nicht mehr so häufig überraschend nach einer Toilette suchen müssen. Wenn sich Ihre Verdauung wieder etwas stabilisiert hat, benötigen Sie es nicht mehr."

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BeitragVerfasst: Mittwoch 2. Mai 2012, 23:33
von Juliane
Seite 217



Praxistipp 23: Gestufte Aktivitätssteigerung (ausgehend vom individuellen Aktivitätsverhalten des Patienten):

Erklärung von Sinn und Prinzip der gestuften Aktivitätssteigerung: „Entspannen und erholen können Sie sich am besten, wenn Sie sich körperlich betätigt und vielleicht sogar etwas angestrengt haben. Dabei sollen Sie allerdings auch nicht übertreiben.", „Das ist wie bei einem Muskel, der ja leistungsfähiger wird, wenn Sie ihn trainieren. Das funktioniert am besten, wenn Sie langsam steigern, auf Erholungspausen achten und es nicht übertreiben."

Gezielte und regelmäßige körperliche/ sportliche Aktivitäten möglichst in den Alltag integrieren, idealerweise zusammen mit vermehrter sozialer Aktivität durch Teilnahme an entsprechenden Gruppen (zu Fuß zum Einkaufen gehen, Fahrrad fahren, Nordic walking/ Lauf-Treff, Gymnastikgruppe).

Den Patienten kontinuierlich motivieren, um die Nachhaltigkeit der Aktivierung zu gewährleisten („Erzählen Sie mir doch einmal, wie viel Sie bisher erreicht haben. – Sehr gut, können Sie sich vorstellen, das fortzuführen oder möglicherweise noch etwas drauf zu legen?").

Beratung im Sinne täglicher körperlicher Beanspruchung im Wechsel mit Erholungsphasen.

Tendenz vieler Patienten beachten, bei relativem Wohlbefinden zu schnell zu aktiv zu werden und die dann entstehende Symptomzunahme (Schmerz, Erschöpfung) als Beleg dafür zu werten, sich möglichst wenig aktiv zu verhalten. Auf diese Gefahr und andere zwischenzeitliche Rückschläge bereits bei der Erläuterung der Maßnahme hinweisen!

Bei Müdigkeit und Erschöpfung, Fibromyalgie-Syndrom, Rückenschmerzen sowie umweltbezogenen Beschwerden besteht ein besonders hohes Risiko zu Schonung, Vermeidung und Rückzug. Hier ist es besonders wichtig, in kleinen Schritten zur Erweiterung des Bewegungsradius zu ermutigen. Bei diesen Beschwerdebildern gibt es allerdings auch eine kleine Gruppe übermäßig aktiver Patienten („Durchhaltern"), denen mit Nachdruck zu nach Art und Umfang angemessenen Aktivitäten geraten werden soll.


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BeitragVerfasst: Mittwoch 2. Mai 2012, 23:34
von Juliane
Praxistipp 24: Formulierungsbeispiele für eine gut vor- und nachbereitete (Überweisung zur) Psychotherapie

„Wir haben uns nun bereits intensiv mit Ihren Beschwerden in verschiedenen Bereichen beschäftigt. Ich würde gerne einen weiteren Experten zu Rate ziehen, der Ihnen helfen könnte, mit den Folgen Ihrer Beschwerden im Alltag besser klar zu kommen."

„Viele meiner Patienten mit ähnlichen Beschwerden, wie Sie sie beschreiben, haben gute Erfahrungen nach einer Beratung bei meinem Kollegen XY gemacht."

„Das heißt nicht, dass wir unsere Behandlung unterbrechen; ich möchte, dass Sie nach diesem Termin unbedingt zu unserem nächsten vereinbarten Termin wieder kommen und berichten. Wir werden unsere Zusammenarbeit parallel fortführen."

Erfahrungen mit zusätzlichen Therapieelementen erfragen (weniger die Therapieinhalte): „Wie ging es Ihnen denn mit Ihrem Psychotherapie-Erstgespräch?", „Wie war’s beim Entspannungstraining?"


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BeitragVerfasst: Mittwoch 2. Mai 2012, 23:34
von Juliane
Seite 231


Praxistipp 27: Verfahrensübergreifende bewältigungs- und ressourcenorientierte Elemente in der Psychotherapie nicht-spezifischer, funktioneller und somatoformer Körperbeschwerden:

Förderung der Selbstakzeptanz einschließlich der Akzeptanz mancher Schwierigkeiten und Schwächen, ggf. Umdeutung als Lösungs- oder Überlebensstrategien

Lenkung der Aufmerksamkeit auf gelungene Situationen, Begegnungen etc.

Identifizieren von Werten, Vorbildern und zukünftigen Lebenszielen, auf die Gedanken und Aktivitäten ausgerichtet werden sollen

Anerkennung von Lebensleistungen

Erweiterung von Copingstrategien und Bewältigungsmöglichkeiten

Förderung von Kontaktfähigkeit und sozialer Kompetenz

Förderung der Selbstregulation

Förderung von Kreativität und Veränderungsbereitschaft

Ermutigung zu einer gesunden (d.h. die eigene körperliche und psychische Gesundheit wertschätzenden) Lebensführung (z.B. ausreichend Schlaf und Bewegung, Wechsel von Phasen der Aktivität und der Erholung, ausgewogene Ernährung)

Verständnis von Psychotherapie als Prozessbegleitung anstatt als Krankenbehandlung

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BeitragVerfasst: Donnerstag 3. Mai 2012, 11:05
von mazzei
Ein kranker Mensch ist diesen Manipulationstechniken wehrlos ausgeliefert.
Eine Schande ist das.

Aus dem Nähkästchen der Leitlinienmacher

BeitragVerfasst: Freitag 4. Mai 2012, 00:45
von mirijam
Zitat:

"Seite 122

Praxistipp 4: Häufige dysfunktionale Motive und Verhaltensweisen:

Unkritisches Annehmen von Idealisierung auf Grund eigener Bedürfnisse nach Anerkennung;

geteilte Abwertung von Vorbehandlern („Kollusion");

Beruhigung eigener Ängste vor dem Übersehen einer behandelbaren somatischen Erkrankung; Übertragung eigener Krankheitsängste auf den Patienten; rechtliche Absicherung in Form defensiver Untersuchungen und Überweisungen.

Entlastung von erlebtem Druck, der (vermeintlich) seitens des Patienten aufgebaut wird

Veranlassen invasiver (nicht selten aggressiver!) Diagnostik als Reaktion auf vermeintlich „non-compliante" Patienten;

Übersehen gefährlicher Entwicklungen durch nachlassende Aufmerksamkeit („Der schon wieder!"), v.a. bei theatralisch auftretenden Patienten;

Kausalitätsbedürfnis, (endlich bzw. als Erster) eine „einfache" somatische Erklärung für die Beschwerden zu finden;

Durch Befriedigung und Förderung passiver Versorgungswünsche wird versucht, die Sympathie des Patienten zu erhalten („Zufriedenheitsfalle");

Fehlende Fortschritte des Patienten werden vom Behandler als persönliche Zurückweisung erlebt;

Die Chronifizierungsneigung und die z.T. eingeschränkte Prognose mancher Patienten wird (als Hinweis auf die eigene Unzulänglichkeit oder Machtlosigkeit) verleugnet;

Psychosoziale Themen werden im Hinblick auf eine vermeintliche Zeitersparnis vermieden;

Höherer materieller Gewinn verführt zu unnötiger Diagnostik und Therapie (bessere Bezahlung von somatischer Apparatemedizin als von sprechender Medizin im deutschen Abrechnungssystem; Multiplikation der Behandlungsfälle durch Ringüberweisungen; unkritischer Einsatz von Igel-Leistungen);

unangemessene Bindung von Patienten durch von ihnen gewünschte, aber nicht indizierte Diagnostik und Therapie."

http://www.funktionell.net/S3-LL%20Nicht-spezifische,%20funktionelle%20und%20somatoforme%20Koerperbeschwerden%20Langfassung.pdf "



Ha ha ha ha ha ha ha ha ha....

Ich habe eben so viel lachen müssen, einfach unglaublich witzig. Aus welcher Witze-Seite im Internet habt ihr das? Auf diesen bin ich bisher jedenfalls noch nicht gestoßen.