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„bio-psychosozial": Schein der Ganzheitlichkeit

BeitragVerfasst: Freitag 6. Juli 2012, 00:22
von Juliane
„bio-psychosozial" der Schein der Ganzheitlichkeit

medico Rundschreiben 02/2012

"Biomedizin und strukturelle Gewalt
Wie sich das ökonomisierte Menschenbild in einem Krankheitsverständnis spiegelt.......

Das „neue Menschenbild“, der homo oeconomicus, passt hervorragend zu einem neuen biomedizinischen, neurobiologischen oder bio-psychosozialen Krankheitsverständnis; das Motto lautet: „Das Gehirn trainieren, um sich selbst besser regulieren zu können” (Vanessa Lux 2010). Im biomedizinischen Krankheitsbild dominieren Medikalisierung, Determination und Individualisierung.

Populär ist heute ein Konzept von Krankheit, das auf einem „bio-psychosozialen” Verständnis beruht: das sogenannte „Vulnerabilitäts-Stress-Modell“. Oberflächlich betrachtet enthält es alle Dimensionen eines integrierten Menschenbildes, nur wird bei näherem Hinsehen die Gesellschaftlichkeit preisgegeben. Trauma und strukturelle Gewalt werden auf Stress verkürzt; Trauma ist hier Stress von einem solchen Ausmaß, dass ihn die Einzelnen (hirnphysiologisch) nicht mehr bewältigen können. In der Kritischen Psychologie werden die Implikationen dieses Krankheitsverständnisses und Menschenbildes herausgearbeitet. Die Konjunktur der Neuropsychologie, so die Psychologin Vanessa Lux, lässt sich daran sehen, dass die Forschung boomt und die Presse deren Ergebnisse popularisiert: „Wie Schmetterlinge schwirren die bunten Bilder von aufgeschnittenen Gehirnen durch die mediale Landschaft“. Sie geben vor: Wir können die „Gefühle im Hirn sehen“. Dabei reduziere die Neuropsychologie das Psychische auf physiologisch funktionale Korrelate und sei die Forschung darauf angewiesen kurzfristige Zustandsänderungen zu messen. Entsprechend boomen auch Therapien, die diese schnellen und kurzfristigen Veränderungen herbeiführen können. Dass diese Therapieangebote in der internationalen Hilfe, wie Usche Merk hier berichtete, ebenfalls zum Zuge kommen, kann so nicht verwundern.

Dieses Krankheitsverständnis basiert auf mehreren Reduktionen im Menschen- und Gesellschaftsbild. Es reduziert die Psyche auf messbare Vorgänge, das subjektive Erleben auf Stress und gesellschaftliche Machtverhältnisse als Verursacher strukturelle Gewalt auf einen Vorgang individueller Stressbewältigung. Diese Reduktion dieser strukturellen Gewaltverhältnisse auf einen biologischen Stress-Vorgang, die Fokussierung auf ein Selbst-Management statt auf die Analyse der Bedingungen, unter denen Gewalt entsteht, sind die extrem problematischen Implikationen eines bio-psychosozialen Krankheitsmodells. Das Anliegen einer umfassenden gesellschaftlichen und zugleich individuellen Perspektive wird damit aufgegeben, der Schein der Ganzheitlichkeit bleibt jedoch gewahrt. Vielleicht ist diese Perspektive auch deshalb in der Sozialen Arbeit so populär. Die Konjunktur des Biomedizinischen in seinem aktuellen Ausdruck, dem sogenannten „Vulnerabilitäts-Stress-Modell“, erschwert eine psychosoziale Perspektive grundlegend, die die strukturelle Gewalt als zentrales Moment von Trauma erfasst....."


http://www.medico.de/material/rundschreiben/2012/02/biomedizin-und-strukturelle-gewalt/

„bio-psychosozial": Schein der Ganzheitlichkeit

BeitragVerfasst: Dienstag 10. Juli 2012, 10:37
von Gundermann
"Bio-Psycho-Sozial" ist Kranke Sand in die Augen gestreut.
Wer darauf reinfällt hat seine Psychodiagnose weg.
Die Therapien die im Sektor "Bio-Psycho-Sozial" zum Trainieren des Gehirns angeboten werden sind zum allergrößten Teil als dubios zu bezeichnen.
Andere sind nichts weiter als Techniken die von Psychotherapeuten und Psychiatern schon lange angeboten werden. Manche der
Therapien tragen jetzt neue "klangvollere" Namen oder werden mit esoterischem Beiwerk aufgemotzt.

„bio-psychosozial": Schein der Ganzheitlichkeit

BeitragVerfasst: Mittwoch 11. Juli 2012, 15:04
von Gundermann
Google findet:

[PDF]
Müdigkeit - AWMF
http://www.awmf.org/uploads/tx.../053-002l_S3_Muedigkeit_2011.pdf
Dateiformat: PDF/Adobe Acrobat - Schnellansicht
MCS Multiple Chemical Sensitivity Syndrome. ME. Myalgic ...... Stärkung einer bio-psycho-sozial orientierten Arzt-Patient-Beziehung. Die Beschwerden des ...

http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/053-002l_S3_Muedigkeit_2011.pdf

[PDF]
Müdigkeit - DEGAM Leitlinien
leitlinien.degam.de/.../DEGAM_LL_Muedigkeit_Langfassung_2011...
Dateiformat: PDF/Adobe Acrobat - Schnellansicht
MCS Multiple Chemical Sensitivity Syndrome. ME. Myalgic ...... Stärkung einer bio-psycho-sozial orientierten Arzt-Patient-Beziehung. Die Beschwerden des ...

http://leitlinien.degam.de/uploads/media/DEGAM_LL_Muedigkeit_Langfassung_2011_2.pdf


[PDF]
Methodenreport_LL Muede-final_2-2 - DEGAM Leitlinien
leitlinien.degam.de/.../Methodenreport_LL_Muede-final_2011_2.2.p...
Dateiformat: PDF/Adobe Acrobat - Schnellansicht
Multiple Chemical Sensitivity Syndrome. ME. Myalgic Encephalitis (alternative ... Gleichzeitig soll unnötige Diagnostik vermieden und eine bio-psycho-sozial de- ...

http://leitlinien.degam.de/uploads/media/Methodenreport_LL_Muede-final_2011_2.2.pdf


[PDF]
Methodenreport_LL Muede-final_2-2 - AWMF
http://www.awmf.org/uploads/tx.../053-002m_S3_Muedigkeit_2011.pdf
Dateiformat: PDF/Adobe Acrobat - Schnellansicht
Multiple Chemical Sensitivity Syndrome. ME. Myalgic Encephalitis (alternative ... Gleichzeitig soll unnötige Diagnostik vermieden und eine bio-psycho-sozial de- ...

http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/053-002m_S3_Muedigkeit_2011.pdf

„bio-psychosozial": Schein der Ganzheitlichkeit

BeitragVerfasst: Mittwoch 11. Juli 2012, 15:05
von Gundermann
[PDF]
Therapeutisches Konzept
http://www.fklnf.de/.../Psychosomatik/C1_Konzept_Reha_Psychosomatik_...
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1. Apr. 2012 – unserem therapeutischen Konzept daher ein bio-psycho-soziales Modell ...... wird auch als MCS ("Multiple Chemical Sensitivity") bezeichnet ...

http://www.fklnf.de/fileadmin/downloads/Psychosomatik/C1_Konzept_Reha_Psychosomatik_2012_4.pdf


[PDF]
Multiple Chemical Sensitivity (MCS) und Duftstoffe
http://www.fklnf.de/.../MCS_und__Duftstoffe_Berlin_23_1_08_Bauer.pdf
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Multiple Chemical Sensitivity (MCS) und Duftstoffe http://www.fkhnf.de .... Ein „bio-psycho-soziales“ Krankheitsmodell, adäquate Wohn- und. Arbeitsbedingungen ...

http://www.fklnf.de/fileadmin/downloads/Umwelt/MCS_und__Duftstoffe_Berlin_23_1_08_Bauer.pdf


[PDF]
MCS
http://www.fklnf.de/fileadmin/.../Therapeutische_Optionen_MCS_UM.pdf
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Dieses Krankheitsbild wird auch als MCS ("Multiple Chemical Sensitivity") be- ... über Nahrungsmitteln oder Medikamenten) und Stress (psychosozialer .... Dem therapeutischen Konzept des Fachkrankenhauses liegt ein bio-psycho-soziales ...

http://www.fklnf.de/fileadmin/downloads/Umwelt/Therapeutische_Optionen_MCS_UM.pdf

„bio-psychosozial": Schein der Ganzheitlichkeit

BeitragVerfasst: Mittwoch 11. Juli 2012, 15:07
von Gundermann
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3/07: Schwarz E, Bauer A (2007): „Multiple Chemical Sensitivity ...
http://www.fklnf.de/.../DAAB_Schwarz_MCS_RF_Therapie_Verlauf.pdf
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Dieses Krankheitsbild wird auch als "Multiple Chemical Sensitivity" ... Stress (z.B. psychosozialer Stress, Posttraumatische Stress Störung/PTSD). ... Dem therapeutischen Konzept des Fachkrankenhauses liegt ein bio-psycho-soziales ...

http://www.fklnf.de/fileadmin/downloads/Umwelt/DAAB_Schwarz_MCS_RF_Therapie_Verlauf.pdf



[PDF]
Therapeutisches Konzept
http://www.fklnf.de/.../C2_Konzept_Psychosom_Schwerp_Umwelt_11_20...
Dateiformat: PDF/Adobe Acrobat - Schnellansicht
30. Nov. 2011 – 1.2 Bio-Psycho-Soziales Störungsmodell. 5 .... (="Multiple Chemical Sensitivity") und verschiedenen anderen Unverträglichkeiten (Schwarz ...

http://www.fklnf.de/fileadmin/downloads/Umwelt/C2_Konzept_Psychosom_Schwerp_Umwelt_11_2011.pdf


[PDF]
„Moderne Leiden“
http://www.anb-ev.de/.../ANB_Tgg_2005_Hausotter_Begutachtung_MCS_...
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Multiple Chemical Sensitivity (MCS) ... Bio-psycho-soziales Krankheitsmodell wird meist nicht akzeptiert ... dieser Patienten körperliche, psychosoziale, ...

http://www.anb-ev.de/Publikationen/ANB_Tgg_2005_Hausotter_Begutachtung_MCS_CFS_FMS.pdf

„bio-psychosozial": Schein der Ganzheitlichkeit

BeitragVerfasst: Mittwoch 11. Juli 2012, 15:11
von Gundermann
PDF]
MCS - Fachkliniken Nordfriesland gGmbH
http://www.fklnf.de/fileadmin/downloads/.../Kongress_dgepi_2006.pdf
Dateiformat: PDF/Adobe Acrobat - Schnellansicht
von A Bauer - Zitiert durch: 2 - Ähnliche Artikel
a “bio-psycho-social” model of disease and consists of training measures to improve coping ... mit „Multiple Chemical Sensitivity“ (MCS) und anderen ...

http://www.fklnf.de/fileadmin/downloads/Umwelt/Kongress_dgepi_2006.pdf


[PDF]
Häufige Krankheitsbilder in der Psychosomatik
http://www.psychosomatik.uk-erlangen.de/.../2008_04_15_haeufigeKHBil...
Dateiformat: PDF/Adobe Acrobat - Schnellansicht
15. Apr. 2008 – psychosozialen Faktoren mehr Bedeutung zu geben ... Bio-psycho-soziales Modell ... Multiple Chemical Sensitivity Syndrom (T78.4) ...

http://www.psychosomatik.uk-erlangen.de/e1848/e464/inhalt465/2008_04_15_haeufigeKHBilder.pdf

„bio-psychosozial": Schein der Ganzheitlichkeit

BeitragVerfasst: Mittwoch 11. Juli 2012, 19:42
von Gundermann
Gesundheit und Körper - Salutogenese und Somatisierung
http://www.dachverband-salutogenese.de/.../dermensch38_gesundheit-koer...
von M Herrmann - Ähnliche Artikel
Neigung, körperliche Beschwerden als Antwort auf psychosoziale ... Irritable Bowel Syndrom und dem Multiple Chemical Sensitivity Syndrom zugeschrieben. ..... Pathogenese, Klinik und Therapie aus bio-psycho-sozialer Sicht; S. 555-562.

http://www.dachverband-salutogenese.de/cms/dermensch38_gesundheit-koerper.html


[PPT]
Herztag 2008
http://www.zip-kiel.de/...Psychosomatik/...Psychosomatik.../Specht+_+Han...
Dateiformat: Microsoft Powerpoint - Schnellansicht
F54 Psychosoziale Einflußfaktoren auf somatische Erkrankungen. „Funktionelle“ ... Multiple Chemical Sensitivity, Umwelt, Nahrungsmittel, Amalgam, Pilze, Gebäude, Elektrosmog, ... Bio-Psycho-Soziale Erweiterung des Krankheitsmodelles ...

http://www.zip-kiel.de/uksh_media/Dateien_Kliniken_Institute+/ZIP/KI_Psychosomatik/Vorlesungsunterlagen_Psychosomatik_Kiel/Specht+_+Handout+Vorlesung+_+SFS.ppt


PDF]
Begutachtungspruhleme einzelner
http://www.berliner-anwaltsverein.de/.../Begutachtungsprobleme-einzelner-...
Dateiformat: PDF/Adobe Acrobat - Schnellansicht
Das gerade hier zutreffende bio-pssrcho-soziale Krankheitsmodell wird meist ... zuwendenden bio-psycho-suzialen Krank- ..... Multiple Chemical Sensitivity ...

http://www.berliner-anwaltsverein.de/wordpress/wp-content/uploads/2011/04/Begutachtungsprobleme-einzelner-umweltassoziierter-Krankheitsbilder.pdf


CFS u. Umweltkrankheiten
http://www.cfs.virtuga.com/umwelt.htm">http://www.cfs.virtuga.com/umwelt.htm
von HM Sobetzko - Ähnliche Artikel
Da viele der relevanten Umweltschadstoffe neuro-bzw. psychotoxische .... Sinne einer MCS (multiple chemical sensitivity) bzw. der IEI (idopathic environmental ... Biopsychosoziales Krankheitsmodell nach Report from the National Task Force ...

http://www.cfs.virtuga.com/umwelt.htm">http://www.cfs.virtuga.com/umwelt.htm

„bio-psychosozial": Schein der Ganzheitlichkeit

BeitragVerfasst: Mittwoch 11. Juli 2012, 19:58
von Gundermann
[PDF]
Abschlussbericht 1_Gliederung
apug.de/archiv/pdf/apug_mcs_bredstedt.pdf
Dateiformat: PDF/Adobe Acrobat
von DPR Tönnies - Ähnliche Artikel
Krankheitsbild wird als MCS ("Multiple Chemical Sensitivity") bezeichnet, die ... und Unterhaltung einer schweren chronischen MCS durch psychosoziale, ... anthropogenen Umweltbelastungen können chemischer, physikalischer und biologi- ...

http://www.apug.de/archiv/pdf/apug_mcs_bredstedt.pdf


Somatoforme Schmerzstörung
aerzteblatt-sachsen-anhalt.de/.../943-somatoforme-schmerzstoer...
wie psychosozialen Bedingungen um das .... Dies ist eine zu organische Sichtweise und widerspricht dem immer wieder zitierten bio-psycho-sozialen Modell.

http://www.aerzteblatt-sachsen-anhalt.de/ausgabe/fachartikel/236-042011-fachartikel/943-somatoforme-schmerzstoerung.html


[PDF]
Kein Folientitel - LSF Graz
lsf-graz.at/cms/dokumente/.../Henningsen_Graz2009.pdf
Alle Ergebnisse von lsf-graz.at blockieren
Dateiformat: PDF/Adobe Acrobat - Schnellansicht
von P Henningsen - Zitiert durch: 61 - Ähnliche Artikel
“Multiple chemical sensitivity”. ▻ “Elektrosmog” .... die einfache organische Lösungen für chronische bio-psycho-soziale Probleme versprechen (“Quick Fix”) ...

http://www.lsf-graz.at/cms/dokumente/10153056_2172212/61c1f599/Henningsen_Graz2009.pdf


[PDF]
Moderne Krankheiten
klinikschuetzen.ch/.../20080521144531_Roland_von_Kaenel_...
Alle Ergebnisse von klinikschuetzen.ch blockieren
Dateiformat: PDF/Adobe Acrobat - Schnellansicht
21. Mai 2008 – Psychosomatische und Psychosoziale Medizin (APPM) ... Multiple Chemical Sensitivity Syndrome ..... Biopsychosoziales Modell zum CFS ...

http://www.klinikschuetzen.ch/files/events/20080521144531_Roland_von_Kaenel_Moderne_Krankheiten_Vortrag.pdf


SCHATTENBLICK - UMWELT/201: Zur Rolle der Patienten-Arzt ...
schattenblick.de/infopool/medizin/fachmed/mz1um201.html
13. Apr. 2010 – Humanökologie - soziale Verantwortung - globales Überleben ... und seine Überzeugungen ist schon aus neuro-bio-psycho-sozialer Sicht sinnlos. .... KRAUS T., WRBITZY R. (2002): Multiple Chemical Sensitivity - Eine ...

http://www.schattenblick.de/infopool/medizin/fachmed/mz1um201.html


[PDF]
Qualitätsbericht 2006
krankenhaus.de/qualitaetsbericht-2006-Bredstedt-Fachkliniken-...
Dateiformat: PDF/Adobe Acrobat
13. Nov. 2007 – der bio-psycho-sozialen aktuellen Lebenssituation. .... time follow-up of patients with environmental illness or multiple chemical sensitivity. 1.

http://www.krankenhaus.de/qualitaetsbericht-2006-Bredstedt-Fachkrankenhaus-Nordfriesland-gGmbH-Bredstedt-25821-strukturiert.b10491.pdf


Vielfache Chemikalienunverträglichkeit
lexikonn.de/Öko-Syndrom
Alle Ergebnisse von lexikonn.de blockieren
... MCS vom Englischen Multiple Chemical Sensitivity) ist ein Beschwerdebild mit z. ... Aspekte beider Felder in einem „bio-psycho-sozialen“ Modell berücksichtigt. ... Einkommen, soziale Stellung oder ethnische Zugehörigkeit beeinflussen die ...

http://lexikonn.de/%D6ko-Syndrom

„bio-psychosozial

BeitragVerfasst: Mittwoch 22. August 2012, 10:55
von Kira
Zitiert aus http://www.dvorak-lansloot.de/pdf/coachodercouch.pdf

\"Biopsychosozialer\" Zusammenhang
Dabei ist die Wirksamkeit der Psychotherapie selbst für erhebliche Störungen längst nachgewiesen. Dass vielen der Gang zum Therapeuten dennoch so schwerfällt, erklärt der Greifswalder Psychologe Georg Schomerus auch mit Veränderungen der wissenschaftlichen Deutung. In den sechziger bis achtziger Jahren, als gesellschaftskritische Psychoanalytiker wie Alexander und Margarete Mitscherlich oder Horst-Eberhard Richter die »Geisteskrankheit« enttabuisierten und die »Antipsychiatrie«-Bewegung die Würde der diskriminierten »Verrückten« verteidigte, wurden psychische Störungen auf soziale Ursachen zurückgeführt. Schuld waren die autoritäre Gesellschaft, die sexuellen Tabus, der »Leistungsdruck«, die »Konsumgesellschaft«.
Heute sprechen mehr und mehr Psychologen von einem komplexen »biopsychosozialen« Zusammenhang. Doch in den vergangenen Jahrzehnten standen die genetischen Prägungen besonders im Fokus der Ursachenforschung, oder man untersuchte minutiös chemische Vorgänge im Gehirn, um bessere Psychopharmaka entwickeln zu können. In den Gesundheitsrubriken populärer Zeitschriften zeigten bunte Bilder die aktiven zerebralen Areale. Diese »Biologisierung«, sagt Schomerus, habe psychische Krankheiten leider nicht – wie erhofft – durch Wissen entdämonisiert. Im Gegenteil, das Stigma des Schicksalhaften, Dunklen, Unberechenbaren sei eher noch verstärkt worden. Bei vielen Patienten macht sich die fatalistische Haltung breit: Es liegt an mir.
Dazu kommt der allgegenwärtig signalisierte Zwang zum individuellen Erfolg, dessen Druck sich auch Hanna Pohl irgendwann nicht mehr gewachsen fühlte. In den scripted reality- Shows im Fernsehen habe sie nur die zwei Extreme gesehen: »Germanys Top-Erfolgreiche – oder die Verlierer und Versager«. Da muss im Privatleben alles stimmen; zugleich wird die berufliche Anerkennung immer wichtiger für das Selbstwertgefühl. Fehlt die Wertschätzung am Arbeitsplatz, obwohl man sich ständig anstrengt, führt das besonders häufig zu seelischen Krankheiten. Untersuchungen belegen, dass die mangelnde Bestätigung dann schädlicher ist als der reine Arbeitsstress. Wenn zudem die Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben verschwimmen, weil man in Teams enger zusammenarbeitet und per Handy ständig erreichbar ist, wachsen die Hemmschwellen erst recht, sich und anderen einzugestehen, dass man am Anschlag ist. »Mein Chef, der mich tagsüber demütigte und hinterging, rief abends bei mir zu Hause an, um seine Sorgen bei mir abzukippen«, erzählt Hanna Pohl.
Die Debatte über Burn-out hat zwar einerseits mehr Akzeptanz für seelische Leiden geschaffen. Andererseits wird schon sprachlich sorgsam das Stigma der Depression vermieden, die oft hinter der Erschöpfung liegt. »Sogar die Krankheit muss man sich noch durch Leistung verdienen«, sagt Georg Schomerus, »darf man nicht einfach krank sein?« In so einem Klima werde den arbeitslosen und ärmeren Menschen umso mehr unterstellt, sie seien selbst an ihrer seelischen Erkrankung schuld, schreiben die Psychologin Irene Kühnlein und der Wirtschaftssoziologe Gerhard Mutz in einer Studie über den Wandel der Psychotherapie. Martina Mayer scheint das verinnerlicht zu haben: »Es gibt die Starken und die Schwachen. Zu den Starken gehöre ich nicht.«
Für sie ist es nur ein schwacher Trost, wenn Arbeitsministerin Ursula von der Leyen »mit höchster Priorität« nach Lösungen für das Problem der psychischen Erkrankungen am Arbeitsplatz suchen will – denn dabei geht es ja vorwiegend um jene, die unter einem Zuviel der Anforderungen leiden. Doch fast noch schlimmer ist es in einer Leistungsgesellschaft, aus dem Arbeitsprozess ganz herauszufallen. Arbeitslose bekommen in Deutschland etwa doppelt so häufig psychische Probleme wie Berufstätige. Ihre oft langwierigen Qualen haben weit weniger Glamour als das Burn-out eines Prominenten.
Immerhin: Eine Suchbewegung hat begonnen, um in der widersprüchlichen Situation zwischen Psycho-Boom und Psycho-Tabu neu zu klären. Wer gilt als krank und wer als gesund? Wem sollen die Gesundheits- und Sozialsysteme helfen? Und wie werden die Mittel gerechter verteilt? Bislang gehen vor allem Fachkreise diesen Fragen nach, und angesichts der ungenauen Datenlage drohten »Willkür« und »politischer Kuhhandel«, wenn jetzt über neue Versorgungsstrukturen nachgedacht werde, kritisiert der Psychologe Hans-Ulrich Wittchen, der die Untersuchung an der Technischen Universität Dresden geleitet hat.
Schon weisen sich unterschiedliche Berufsgruppen gegenseitig die Schuld zu. Da werfen Psychiater den Psychotherapeuten vor, sie kümmerten sich nur um die leichteren, bequemeren Fälle sich selbst bespiegelnder Mittelschichten; die Therapeuten kontern, Psychiater verdienten schnelles Geld mit Medikamentenrezepten im Minutentakt. Hinter dem Streit stecken knallharte Verteilungskämpfe, die womöglich erneut auf Kosten der sozial Schwächsten gehen. Schon jetzt werden viele Psychologen lieber Coach, weil man mit Beratung besser verdient; Unternehmen schließen angesichts der langen Wartelisten langfristige Verträge mit Therapeuten, um sich eine schnelle Betreuung für ihre Mitarbeiter zu sichern.


- Editiert von Kira am 22.08.2012, 10:56 -

„bio-psychosozial": Schein der Ganzheitlichkeit

BeitragVerfasst: Samstag 25. August 2012, 10:37
von Alex
Eine interessante Neuerscheinung:

Die Ätiopathologie somatoformer Störungen ist nur vor dem Hintergrund eines biopsychozialen Modells integriert darstellbar.

viewtopic.php?t=18341

Als Keywords benutzten die Autoren u.a. MCS