Und schon wieder eine neue umg
Die Handlungsorientierte Umweltmedizinische
Praxisleitlinie
Frank Bartram, Anke Bauer, Volker von Baehr, Claus-Hermann Bückendorf,
Hans-Peter Donate, Volker Engelhardt, Wolfgang Huber,
Martin Klehmet, Kurt Müller, Peter Ohnsorge, Christoph Mai, Jens-
Martin Träder
Zusammenfassung
Hintergrund:
Auf politischer, gesundheitspolitischer und medizinischer Ebene sowie in der Gesellschaft
besteht Einigkeit darin, dass dem Fachbereich der Umweltmedizin eine große
Bedeutung für den Schutz der Gesundheit der Bevölkerung und die Erkennung der
Ursachen von Krankheiten zukommt. Die Prävalenzraten werden auf ca. 5 % in der
Bevölkerung geschätzt. Aus diesem Grund war es erforderlich, eine, an der alltäglichen
Praxis orientierte, Umweltmedizinische Leitlinie zu formulieren. Diese Praxisleitlinie
wird mit ihren Schlüsselempfehlungen hier vorgestellt.
Methodik:
Die Leitlinie wurde von einer interdisziplinär zusammengesetzten Autorengruppe
ausgearbeitet. In einem mehrstufigen Prozess wurden systematische Literaturrecherchen
durchgeführt, Evidenzgrade begründet und Konsens zu den Empfehlungen
in einem mehrstufigen Prozess ermittelt.
Ergebnisse:
Die Empfehlungen zur Diagnose umfassen neben einer umweltmedizinischen Stufendiagnostik
auch Empfehlungen zur Anamnese von Suszeptibilität, Komorbidität,
multifaktoriellen Syndromen und sonstigen Stressoren. Der Schweregrad der Erkrankungen
ist abhängig von der Art, der Höhe und der Dauer der Exposition sowie der
individuellen Empfindlichkeit der Betroffenen. Die Basistherapie stellt die Verminderung
der Exposition auf ein verträgliches Maß dar. Insbesondere bei chronischen
Verlaufsformen reicht dieses häufig nicht aus, so dass adjuvante Therapien herangezogen
werden müssen. Der Verlauf umweltmedizinischer Erkrankungen ist abhängig
von der Möglichkeit diese Expositionsminderung bezüglich der relevanten Schadstoffe
zügig herbeizuführen. Gelingt dies nicht, besteht ein zunehmendes Risiko für
die Entstehung schwer therapierbarer, chronischer Krankheitsbilder.
Schlussfolgerung:
Die Erforschung der Ätiopathogenese umweltmedizinischer Erkrankungen steckt
noch in den Kinderschuhen. Das hochindividualisierte Krankheitsgeschehen aufgrund
der individuell sehr verschiedenen Expositionssituationen und der gleichzeitig
individuell sehr unterschiedlichen Suszeptibilität der Betroffenen, machen eine standardisierte
Bewertung, z.B. anhand von Messwerten, bislang unpraktikabel. Es wird
empfohlen, eine individuell angepasste Bewertung und Diagnose anhand der Anamnese,
klinischer Parameter und des Verlaufes durchzuführen.
umwelt medizin gesellschaft 2012; 25(1): 27-34
Autoren:
Dr. med. Frank Bartram, Arzt für Allgemeinmedizin, Umweltmedizin, Vorstandsmitglied
des dbu (Deutscher Berufsverband der Umweltmediziner), Weißenburg;
Dr. rer. nat. Anke Bauer, Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Fachkliniken Nordfriesland
gGmbH, Fachkliniken Nordfriesland gGmbH, Krankenhausweg 3, 25821 Bredstedt,
anke.bauer@fklnf.de (Korrespondenzanschrift);
Dr. med. Volker von Baehr, Facharzt für Laboratoriumsmedizin, Institut für Medizinische
Diagnostik MVZ GbR, Berlin;
Dr. med. Claus-Hermann Bückendorf, Arzt für Innere Medizin, Umweltmedizin, Naturheilverfahren,
Sportmedizin, Chirotherapie, Vorstandsmitglied des dbu, Kiel;
Dr. med. Hans-Peter Donate, Arzt für Allgemeinmedizin, Umweltmedizin, Vorstandsmitglied
des dbu, Furth im Wald;
Volker Engelhardt, Arzt und Heilpraktiker, Vorstandsmitglied des dbu, Braunschweig;
Prof. Dr. med. Wolfgang Huber, Arzt für Innere Medizin und Umweltmedizin, Vorstandsmitglied
des dbu, Heidelberg;
Dr. Martin Klehmet,
Zahnarzt, Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Umwelt-
Zahnmedizin (DGUZ), Bremen;
Dr. med. Christoph Mai, Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Umweltmedizin,
Akupunktur. Chefarzt der Fachkliniken Nordfriesland gGmbH, Bredstedt;
Dr. med. Kurt E. Müller, Arzt für Dermatologie und Umweltmedizin, Vorstandsmitglied
des dbu und der EUROPAEM (European Academy for Environmental Medicine),
Kempten;
Dr. med. Peter Ohnsorge, Arzt für HNO-Heilkunde, Allergologie, Umweltmedizin,
Akupunktur. Vorstandsmitglied des dbu und der EUROPAEM, Würzburg;
Prof. Dr. med. Jens-Martin Träder, Arzt für Allgemeinmedizin, Umweltmedizin, Institut
für Allgemeinmedizin, UKSH Lübeck, DEGAM-Mitglied, Lübeck
http://www.umg-verlag.de/umwelt-medizin-gesellschaft/112_ba_z.pdf
http://www.umg-verlag.de/umwelt-medizin-gesellschaft/aktuell.html
FORUM
Statement zur Praxisleitlinie 51
http://www.umg-verlag.de/umwelt-medizin-gesellschaft/cont1-12.pdf