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Evidenzbasiertes von der LMU

BeitragVerfasst: Dienstag 16. Juni 2009, 11:40
von Juliane
Evidenzbasierte Umweltmedizin:

Fallbericht

52 j. Patient mit MCS-Symptomatik, dem die Installation eines

Luftfiltergeräts Beschwerdebesserung und (reproduzierbar!)

Reduktion der Medikation sowie Wiederherstellung der

Arbeitsfähigkeit erbrachte:

Empfehlung eines solchen Geräts, da Evidenz kasuistisch

erbracht, wenngleich medizinisch-wissenschaftlich fehlend!

DN, Gutachtenpraxis 2006

Krank durch Umwelt?

Syndrome in der Umwelt und am Arbeitsplatz

Prof. Dr. med. Dennis Nowak

WS2008/09



http://arbmed.klinikum.uni-muenchen.de/aum_nowak_umwelt_0809.pdf

Evidenzbasiertes von der LMU

BeitragVerfasst: Dienstag 16. Juni 2009, 13:00
von Frank-N-Furter
Danke Juliane,

diese Info könnte interessant sein wenn jemand einen Luftfilter bei der KK oder bei einem Amt beantragt.
Übrigens wer von der BG anerkannt ist, kann auch Hilfsmittel erstattet bekommen.

LG

Evidenzbasiertes von der LMU

BeitragVerfasst: Dienstag 16. Juni 2009, 14:27
von Mary Poppins
Eigentlich ist das auch eine Anerkennung der MCS bei der Patientin.

Evidenzbasiertes von der LMU

BeitragVerfasst: Dienstag 16. Juni 2009, 17:32
von Franz
Auch das konnte man hören bei DN


6. Gute Fallbeispiele geben Anlaß
zu Hypothesen, die getestet werden,
und eröffnen den Weg
zu höheren Stufen der
Evidence based Medizin

7. Fallberichte: Großer Wert für Hypothesen-
Generierung und Hypothesen-Testung –
aber Zeit ist vorbei, wenn Studien vorliegen
MCS-Besserung durch Alternativmedizin / Psychotherapie


Was ist MCS?
Bei der multiplen chemischen Sensitivität (MCS) handelt es
sich um eine von den Betroffenen mit Chemikalienexpositionen
assoziiert erlebte Überempfindlichkeit, die
durch rezidivierende Symptome an mehreren
Organsystemen charakterisiert ist.
Die Symptome werden auf die Exposition einer Vielzahl
chemisch nicht-verwandter Stoffe zurückgeführt, deren
Konzentrationen weit unter denen liegen, die in der
allgemeinen Bevölkerung zu gesundheitlichen Störungen
führen.

Theorien zur Ätiologie der MCS
• Biologisch/physische oder psycho-physiologische Reaktion mit
unklarem Mechanismus, z.B.:
- toxisch bedingter Toleranzverlust
- Veränderung der Riechfähigkeit
- neurogene Entzündung
- Störung der zentralen sensorischen Informationsverarbeitung
- neuronale Sensitivierung und Kindling
• Reaktion auf psychologischen Stress mit wahrnehmbaren oder
vermuteten Umweltexpositionen als Auslöser
• Platzhalter für nicht- oder fehldiagnostizierte körperliche oder
psychische Krankheiten
• Zeitgemäßes, kulturell geprägtes Krankheitsverhalten



MCS: Provokationsstudien
37 Studien, 784 MCS-Patienten, 547 Kontrollen. Verblindung oft Problem.
In 21 Studien Geruch wahrnehmbar, 19 zeigten pos. Befunde
In 7 Studien < Geruchsschwelle: 6 negativ
“We conclude that persons with MCS do react to chemical challenges;
however, these responses uccur when they can discern differences
between active and sham substances, suggesting that the mechanism of
action is not specific to the chemical itself and me be related to
expectations and prior beliefs.“

Das-Munshi, J., et al., JACI 118 (2006) 1257-1264


Eigenes Vorgehen bei Patienten mit
„Symptomatik im Sinne einer MCS“
• Von Anfang an Psyche und Soma „gleichberechtigt“

• NORMALES Vorgehen (Arzt-Patient, nicht Toxikologe-Spinner)
• Befunde sorgfältig sichten
• Internistische, allergologische etc. Diagnostik
• Biomonitoring meist schon erfolgt (Laborqualität?),
in der Regel unergiebig
• Keine rechthaberische Diskussion
• Wer heilt, hat recht
• Augen öffnen für potentielle Risiken der Alternativmedizin
• Klinik für Naturheilweisen
• Psychosomatik... zum Umgehen mit der Krankheit...

http://arbmed.klinikum.uni-muenchen.de/aum_nowak_umwelt_0809.pdf

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BeitragVerfasst: Dienstag 16. Juni 2009, 17:37
von Lucca
Diese Geschichte wurde in der Fachwelt nach Strich und Faden zerlegt.
Bei den Studien waren nämlich ein paar dabei, die voll am Thema vorbei gingen,
weil die Studienteilnehmer gar keine MCS Patienten sondern Allergiker, etc. waren.

MCS: Provokationsstudien -- Das-Munshi, J., et al., JACI 118 (2006) 1257-1264

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BeitragVerfasst: Dienstag 16. Juni 2009, 17:51
von Lucca
Noch eine Anmerkung:
Das Munshi hat auch schon mit Wessely zusammen veröffentlicht.
Insider wissen was das bedeutet. Es sind Interessenvertreter nichts weiter.
Mit Wissenschaft hat das nichts zu tun.

---

Der Fallbericht den Juliane ausgegraben hat, bestätigt hingegen ausländische Wissenschaft.
Versicherungen und Arbeitergeber sollten sich überlegen, ob ein qualifizierter Arbeiternehmer
der Gesundheitsprobleme wegen seiner MCS hat, nicht da einen Luftfilter wert ist. Oder ein anderes Büro.

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BeitragVerfasst: Dienstag 16. Juni 2009, 19:58
von Amazone
Hier der Link zum Volltext des MCS Provokationsstudienreviews von Das-Munshi

http://download.journals.elsevierhealth.com/pdfs/journals/0091-6749/PIIS0091674906016964.pdf

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BeitragVerfasst: Dienstag 16. Juni 2009, 22:19
von Maria
Leider wird immer am falschen Ende gespart. MCS Patienten generell einen Luftfilter am Arbeitsplatz zur Verfügung zu stellen, wäre die einfachste Lösung, aber auch die Anerkennung, dass Umweltfaktoren krank machen und das möchte man umgehen.

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BeitragVerfasst: Dienstag 23. Juni 2009, 12:47
von Juliane
"TOP 3 Umgang mit Fallbeispielen aus umweltmedizinischer Sicht
(Möglichkeiten und Grenzen), Vortrag Prof. Dennis Nowak

Auch weist er darauf hin, dass anekdotische Fall-Berichte und
Fallserien ohne Kontrollen in der Hierarchie wissenschaftlicher Aussagekraft auf der
niedrigsten Stufe evidenzbasierter Medizin stünden. Zur Definition einer „guten
Kasuistik“ gehört für Prof. Nowak das Überprüfen verschiedener Erklärungsansätze
mit einem geeigneten Design. Er erläutert dies an mehreren Beispielen wie dem Fall
eines Patienten mit MCS-Symptomatik: in diesem Fall habe das Betreiben eines
Luftfiltergerätes zur Verbesserung des Beschwerdebildes, sinkenden
Erkrankungszeiten und sinkendem Medikamentenverbrauch geführt. Die durch das
Betreiben des Gerätes eingetretenen Verbesserungen seien unstrittig vorhanden
gewesen, die Schwachstelle der Kasuistik habe jedoch darin gelegen, dass das
einfache, für den Patienten erkennbare Ein- und Ausschalten des Geräts keine
ausreichende Kontrolle gewesen sei. Hätte man das Gerät – gegenüber dem
Patienten und dem untersuchenden Arzt verblindet - abwechselnd mit und ohne
Filter betrieben und die Auswirkung erfasst, hätte man die tatsächliche Wirkung der
gefilterten Luft von Placebo-Effekten abgrenzen können. Es sei dies das Beispiel
einer Kasuistik, die vordergründig betrachtet in Ordnung sei, einer strengeren
Betrachtung aber nicht standhalte.

Prof. Nowak erläutert, dass gute Fallbeispiele Anlass zu Hypothesengenerierung
geben und ggf. zu höheren Stufen der evidenzbasierten Medizin führen können.
Lägen jedoch Erkenntnisse aus methodisch höherwertigeren, stärker
evidenzbasierten Studien vor, „sei die Zeit von Fallbeispielen vorbei“.
Bei aller zum Ausdruck gebrachten Wertschätzung für qualitativ hochwertige
Fallbeispiele betont Prof. Nowak, dass seiner Ansicht nach Aussagen – in der
Umweltmedizin genauso wie in jedem anderen Bereich von Medizin und
Wissenschaft - empirisch überprüfbar und auch falsifizierbar sein müssen.


TOP 5: Diskussion
Diskussionspunkt 1: Kasuistiken

Herr Prof. Kappos stimmt dem Vortrag von Prof. Nowak in allem Wesentlichen zu. Er
vertritt ebenfalls die Ansicht, dass Fallbeispiele in der Medizin schon immer eine sehrwichtige Funktion hätten. Für ihn sei ein nachvollziehbares Experiment mit einer
Person, bei der ein Kausalzusammenhang festgestellt werden könne, mindestens
genauso gut, vielleicht sogar besser, als eine epidemiologische Evaluierung mit
Störfaktoren."

http://www.emf-forschungsprogramm.de/veranstaltungen/Internet_DMF_Protokoll_Fallbeispiele_020806_111206.pdf

Evidenzbasiertes von der LMU

BeitragVerfasst: Dienstag 23. Juni 2009, 12:54
von Alex
Warum sollte ein Patient der seine Arbeit gesundheitlich nicht mehr machen kann,
lügen dass er sie verrichten kann wenn ein Luftfilter läuft?

Verkomplizieren und auf eventuell, irgendwann stattfindene oder noch zu fordernde Studien zu verweisen, ist nur Augenwischerei. Damit wird Zeit geschunden, nichts weiter.