Bewußtes Drängen in die esoterische Richtung hat System und wird gerne eingesetzt, um schulmedizinische Kollegen die sich mit umweltmedizinischen Thematiken befassen, ins Abseits zu drängen. Meine Umweltärzte jedenfalls wenden keine Bioresonanz an und schwingen auch keine Tensoren, Wünschelruten oder diffamierende Reden gegen Standeskollegen.
Kunze, Johannes
Multiple Chemical Sensitivity: Unwissenschaftliche Methoden klarer ausgrenzen
Deutsches Ärzteblatt 100, Ausgabe 17 vom 25.04.2003, Seite A-1141 / B-959 / C-901
MEDIZIN: Diskussion
zu dem Beitrag "Eine Darstellung des wissenschaftlichen Kenntnisstandes aus arbeitsmedizinischer und umweltmedizinischer Sicht" von Dr. med. Michael Nasterlack Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Kraus Prof. Dr. med. Renate Wrbitzky in Heft 38/2002
Verbunden mit dem Dank an die verdienstvolle Publikation des Arbeitskreises „Klinische Umweltmedizin“ zum Phänomen der Multiple Chemical Sensitivity (MCS) möchte ich doch zu mehr Mut in der Klarheit und Schärfe der Formulierungen auffordern. Wenn die diagnostischen Verfahren aus dem Spektrum „unkonventioneller Umweltmediziner“ wie Kinesiologie, Bioresonanz, et cetera bisher ohne belegte Relevanz als „alternativ“ bezeichnet werden, so wird immer noch unterschwellig suggeriert, dass diese Verfahren eine Alternative bieten, die möglicherweise irgendwann einmal eine Bedeutung gewinnen könnten. Im Interesse unseres Berufsstandes und insbesondere der betroffenen Patienten sollte klipp und klar gesagt werden, dass diese Methoden nicht unkonventionell und auch nicht alternativ sondern schlicht und einfach unseriös sind. Sie sollten auch als unseriöse Methoden geächtet und die Abrechnungsmöglichkeit (zum Beispiel als IGEL-Leistung) für Ärzte verboten werden. Es darf nicht sein, dass unter dem Deckmantel der (Umwelt-)Medizin und pseudowissenschaftlicher Schriften mittelalterliche Vorstellungen über die Nutzen magischer Kräfte salonfähig bleiben. Gerade damit wäre ein wichtiger Schritt auch zur Bewältigung der Problematik des Phänomens der MCS getan, da viele falsche Voraussetzungen aus dem Konzept der Vorstellung über Ursachen und Wirkung bei den Betroffenen entfallen.
Gerade bei der Fülle von noch bestehenden Unklarheiten auf diesem Gebiet ist eine eindeutige Ausgrenzung von unwissenschaftlichen Methoden und mythischer Besserwisserei Aufgabe der Fachgesellschaften.
Eine falsch verstandene Konzilianz gegenüber der unwissenschaftlich arbeitenden so genannten unkonventionellen Umweltmedizin führt nur zu weiterem Wildwuchs in diesen Bereichen.
Dr. med. Johannes Kunze
Klinik für Dermatologie, Allergologie und
Umweltmedizin
St. Barbara-Hospital Duisburg
Barbarastraße 67
47167 Duisburg