1. Mit der Corona-Krise komme ich persönlich nicht gut klar. Ich finde zwar gut, wie sich die Bundesregierung bemüht die Pandemie einzudämmen, aber viele Maßnahmen treffen mich aufgrund der mittlerweile herausgestellten Langfristigkeit als MCS-Erkrankter heftig.
Außerdem mache ich mir ernsthafte Sorgen darum, dass einige der verordneten Maßnahmen sowie neu angenommenen Verhaltensweisen bei einem größeren Teil der Bevölkerung beibehalten bleiben, auch wenn nach der Krise dafür keine Notwendigkeit mehr bestünde.
2. Die Luft in Bezug auf Expositionen ist überall extrem schlechter geworden. Genau dies ist mit einer der Hauptgründe, weshalb ich mit der Krise sehr schlecht klar komme.
Zuvor war das Lüften meiner Wohnung schon ein Spießrutenlauf, damit ich von Außen möglichst wenig chemische Expositionen einbringe; mittlerweile ist die ganze Außenluft erhöht belastet. Die Nachbarn waschen vermehrt Wäsche bzw. die Maschinen hört man teilweise den ganzen Tag und häufig auch die ganze Nacht durch. Dadurch ist die Luft permanent mit Waschmittelgerüchen vom Kochen und Trocknen der Wäsche belastet. Dazu trägt auch das Kanalisationsnetz bei, wo aus den Gullischächten diese Expositionen von Duftstoffmixen und Hygiene-Chemikalien zusätzlich ausdringen.
Aus entfernten Wohnungen einiger Nachbarn weht permanent eine Parfümfahne vor meine Fenster her. Aufgrund dessen, dass derzeit ein großer Teil der Bevölkerung sich Zuhause aufhält, gibt es zum Lüften keine der früher üblichen Zeitfenster mehr. Ich bekomme keine unbelastete Luft mehr. Eine erhöhte Kontamination meiner Raumluft läßt sich dadurch nicht mehr verhindern! Krankheitsbedingte Symptome sind die Folgen...
Insgesamt ist in den Straßen die Luft durch Hygiene-Chemikalien schlechter geworden. Wenn ich in die Nähe einiger Discounter komme, beginnen Symptome wie z.B. Schwindel, Gesichtsbetäubungen (Nervenentzündung) usw... Teilweise erlebe ich sowas auch in den Wohnstraßen, so heftig ist die Luft schon in den Wohnbereichen mit chemischen Expositionen "verseucht".
Meine Kleidung, freiliegenden Haare und Haut nehmen diese Gerüche der Expositionen auf und es ist nicht einfach sich davon wieder zu dekontaminieren. Auf einen gesunden Mensch mag das erst einmal keine Auswirkungen zu haben bzw. er wird es vermutlich auch kaum bemerken, da er mit seinen eigenen Hygiene-Duftstoffen behaftet ist, die alles übertünchen..... - aber Spätfolgen sind nicht ausgeschlossen und mich persönlich trifft dieses heute schon besonders unverhältnismäßig.....
Letztendlich leide ich heute vermehrt an dem zuvor fehlendem Durchgreifen von verantwortlichen Regierungsstellen in Bezug auf Parfümverboten und einem ausreichendem Schutz der Gesundheit bei der Zulassung von Hygieneartikeln. Es fehlt mir "frische" Luft ohne hygienische oder anderen gesundheitsgefährlichen Inhaltsstoffen.
3. Nein - in öffentlichen Gebäuden und Transportmittel kann ich schon seit vielen Jahren nicht mehr aufhalten. Daher müssen viele Angelegenheiten von mir von einem Betreuer aus geregelt werden. Die Duftstoffbelastungen, die chemischen Ausdünstungen von Gebäuden und Reinigungsmitteln sind dort leider zu groß für mich.
4. Ja-Nein: Vor der Krise war es schon extrem schwierig kurzweilig in einen Supermarkt zu gehen. Jetzt kann ich leider gar keinen Discounter mehr betreten. Aufgrund der Warteschlangen werde ich gezwungen mich den Duftstoffen der anderen Wartenden auszusetzen. Ich kann auch keinen desinfizierten Einkaufswagen anfassen. Alle Waren sind mit Desinfektionsmittel behaftet. Die Luft vor den Discountern verrät mir schon (siehe auch Punkt 2), dass ich ein solches Gebäude nicht betreten kann. Nachbarn bringen mir jetzt die wenigen Artikel aus dem Supermarkt mit, die ich anschließend vom Desinfektionsmittel dekontaminiere oder umpacke. Leider wirken viele Desinfektionsmittel so dermaßen in die Verpackung ein, dass ich solche Verpackungen sofort außerhalb der Wohnung entsorgen muß.
Mein Samstagseinkauf mußte ich ebenfalls verändern. Ich schaffe es nicht mehr an einem Tag den Wochenmarkt und anschließend den Biomarkt zu besuchen. In den Warteschlangen bin ich immer den Duft-Expositionen anderer Wartenden oder Fußgängern ausgesetzt. Das ist zuviel und ich schaffe es gerade eben noch so, indem ich bestimmte Uhrzeiten wähle, an denen nicht so viel los ist als auch die Verteilung auf andere Tage.
5. Insgesamt macht der erhöhte Stress mir ebenfalls schwer zu schaffen. Gerade bei MCS und Allergien gehören Stressvermeidung zum medizinischen Behandlungskonzept. Es ist auch ein sehr unangenehmes Gefühl, auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein bzw. seine Einkäufe nicht mehr selbst erledigen zu können.
Die Sorge, dass ich mich selbst nicht ausreichend vor dem Virus schützen kann, weil ich Alkohol, Laugen und ähnliches nicht auf meiner Haut vertragen kann. Somit bleibt mir nur das übliche Reinigen mit Wasser! .... Ich hoffe halt darauf, dass der indirekte Kontakt mit dem Virus für eine Ansteckung "unwahrscheinlich genug" ist - und das abspülen mit kaltem Wasser hoffentlich ausreicht - weil was anderes kann ich wegen MCS und Allergien ja nicht umsetzen...
6. Wenn ich auf eine Corona-Behandlung angewiesen sein müßte, hätte ich sehr große Befürchtungen davor. Es mangelt in vielen Einrichtungen die Kenntnisse mit MCS-Patienten umzugehen oder umzugehen zu können, siehe
http://www.csn-deutschland.de/blog/2012 ... patienten/.
Aus diesem Grunde traue ich mich wegen der Ansteckungsgefahr durch andere Patienten auch nicht zum Hausarzt zu gehen bzw. mich behandeln zu lassen.
7. Meine derzeitigen Lösungen für mich sind:
Einige Einkäufe durch Freunde bzw. Nachbarn erledigen zu lassen; Kontaktvermeidung und möglichst wenig raus gehen; bargeldloses Zahlen; alles was andere Leute an Waren angepackt haben könnten, länger unter fließend Wasser zu halten; mehr die Phasen trennen zwischen dem Anfassen von eventuell "virenbehafteter" Gegenstände und "Unbedenklicher", um so den Verbreitungsweg zu minimieren.
PS: Mein Wunsch ist es: Bitte weniger Parfüm und "reizende" Hygienemittel in meiner Umwelt.