Hallo liebe Leser,
also heute mußte ich mal wieder ein paar Erledigungen in der Stadt machen und bei solchen Nahrungsbeschaffungstouren komme ich mit allerlei Düften und Dingen in Kontakt die mich mal wieder an die MCS erinnern.
Ich kann mir es nicht leisten nur im Bioladen einzukaufen, es ist einfach zu teuer. Ich gehe daher oft in die dm-Drogerie und gucke da nach Alnaturaprodukten.
Der Laden stank wieder an jeder Ecke nach irgendeinem Parfüm und die Leute die alle da herumliefen auch und ihr könnt Euch ja vorstellen wie ich da herum rannte, um alles schnell zu erledigen.
Ich muß mich in solch einer Luftatmosphäre enorm konzentrieren, dass ich nicht die Hälfte vergessen, denn es muß alles recht schnell gehen.
Dann stehe ich zu guter Letzt an der Kasse, auch noch in einer Schlange und trete unruhig von einem Bein zum anderen.
Manchmal wenn es schon recht kühl ist, dann habe ich einen Schal dabei den ich mir immer unauffällig an die Nase halte, dass hilft ein wenig.
Komischerweise geht es manchmal auch, dann reagiere ich nicht so schlimm und kann vieles erstaunlich gut tolerieren.
Aber was mir im Moment auf dem Herzen liegt und was ich hier auch noch mal aussprechen möchte, ist dass ich mich immer frage, wer ist hier eigentlich normal oder unnormal?!
Vor Jahren als ich die MCS noch nicht in diesem Ausmaß hatte lebte ich so "normal" wie alle diese Menschen die mir begegneten.
Ich meine ich konnte planen für die Zukunft, essen gehen, einfach so auf Feten und in Kinos gehen, eben alles was "man" so macht.
Nun rase ich durch die Stadt, durch die Läden, um schnell Zuhause wieder in der schützenden Höhle mich nieder zu lassen. Es ist doch irre, ich meine was mache ich da eigentlich?
Als die MCS ausbrach, konnte ich ncihts mehr essen außer eine bestimmte Sorte Biokartoffeln, die wirklich sehr teuer waren. Ich war nur müde und konnte nichts mehr machen, mir ging es damals wie der Daniela, nur dass ich keine Hilfe hatte, keine Beziehungen, keine Ahnung was mich da heim gesucht hatte usw.
Ich hatte auch enorma Probleme am PC zu sitzen, es war brutal schlimm und ich stand wirklich kurz vorm Selbstmord.
Mein Mann und Kind hielt mich am Leben und ich wollte kämpfen.
Ein Aufenhalt in einer ganzheitlichen Klinik war ganz nett, brachte mir aber im Grunde nichts. Als ich dann wieder Zuhause war, stand für mich fest "Sterben oder Leben", ich entschied mich fürs Leben.
Wenn ich es schaffte surfte ich im Internet und dort kam ich hinter meine merkwürdige Erkrankung.
Ich wollte jetzt nicht meine ganze Geschichte hier rein schreiben, aber wie gesagt der Weg ist hart und steinig und ich habe es bis hierhin geschafft.
Die Isolation und Einsamkeit macht mir doch enorm zu schaffen, dann dass Rechtfertigen vor anderen und dann meine Eigenart anderen Menschen immer erklären zu wollen was ich habe. Ich möchte verstanden werden, ich möchte Kontakte, ich möchte Freunde.
Ich kann auch gut alleine sein und ich habe ja auch noch meine Familie, aber Freunde mit den man mal unbeschwert lachen kann, wie schön wäre das.
Dass Verhältnis zu meinen Eltern ist merklich abgekühlt, obwohl meine Mutter immer mal Verständnis zeigt, aber alles ist so kühl und distanziert, als wenn ich an einer ansteckenden Krankheit leide oder so.
Unser Nachbar hat mich mal gefragt ob ich vielleicht Aids hätte, da vielen bei mir alle Jalousien runter, aber ich hatte mir schon so was gedacht.
Die Mutter meines Partners meinte mal man würde mir die Krankheit auch nicht so ansehen usw. oder ich werde dann gefragt ob es nun aufwärts geht und ich wieder ok wäre, als hätte ich eine starke Grippe hinter mir.
Vielleicht kann ich auch kein Verständnis erwarten, ich meine es ist ja auch komisch mit der MCS, aber die Leute sind kaum tolerant, es ist wirklich grausam.
Wenn ich Geld hätte würde ich mir ein Haus am Meer kaufen und dort in freier Natur leben.
Freunde würden mir trotzdem fehlen.
Ich glaube die meisten denken, dass ich ein Rad abhabe und übertreibe oder wehleidig bin oder spinne. Ich weiß es nicht, aber die Einsamkeit und das Gefühl nicht normal zu sein, quält mich doch sehr.
Auch wenn wir die MCS#ler normal sind, finde ich die Wahl dieses Lebens hart und unübersichtlich. Am Ende hängt dann doch alles wieder am Geld.
Mit der MCS gibt es keine Arbeit, dann gibt es kein Geld, ohne Geld keine Behandlung, ohne Behandlung keinen Beleg dass mann MCS hat usw. usw.
Irgendwie finde ich das alles irre.
Ihr auch?
Gruß Sanne