Gentests könnten Leben retten. Hier ein Artikel aus der Zeit:
" die Pharmakogenetik (fahndet) augenblicklich vor allem nach erblichen Faktoren, die die Wirksamkeit bereits existierender Medikamente beeinflussen. Vor allem so genannte Biochips spielen hier eine wichtige Rolle. Sie decken genetische Muster auf, und sollen individuelle Nebenwirkungen von Medikamenten vorhersagen oder optimale Dosierungen für einzelne Patienten bestimmen. Für den Einsatz dieser Technik genügt ein wenig Blut: Zunächst muss die Erbgutsubstanz DNA aus den Zellkernen weißer Blutkörperchen isoliert werden. Dann wird sie mit einem leuchtenden Farbstoff markiert und auf kleine Glasplättchen aufgetragen, die mit ergänzenden DNA-Abschnitten ausgestattet sind. Finden sich zwei Gegenstücke, leuchten an der entsprechenden Position mithilfe von Lasertechnik kleine Punkte auf.
Auf diese Weise lassen sich zum Beispiel genetische Varianten von Leberenzymen nachweisen, die für den Abbau von Medikamenten verantwortlich sind. Cytochrom P-450-Enzyme – kurz CYP – wandeln die Wirkstoffe in wasserlösliche Substanzen um, die dann über die Nieren ausgeschieden werden. Die Firma Roche Diagnostics hat bereits einen Genchip auf den Markt gebracht, der erbliche Tippfehler im Gen des Enzyms CYP2D6 aufspürt. Auf diese Weise lässt sich indirekt die Geschwindigkeit abschätzen, mit der ein Patient rund 40 unterschiedliche Medikamente abbaut - von Antidepressiva bis hin zu blutdrucksenkenden Mitteln.
„Einen solchen ‚Tippfehler’ der DNA weisen etwa sechs Prozent aller Patienten auf“, sagt der Pharmakologe Jürgen Borlak vom Fraunhofer-Institut. Die Herzkranken unter ihnen dürften von einem bestimmten Medikament nur ein Fünftel der üblichen Dosis bekommen, da sie den Wirkstoff extrem langsam abbauen und sehr anfällig für Nebenwirkungen sind. Wäre es da nicht sinnvoll, solche Tests für alle Patienten durchzuführen? „Die einfache Analyse kostet pauschal ungefähr 400 Euro, doch das wird leider nicht von den Krankenkassen übernommen“, moniert Borlak. Das sei sehr kurzsichtig, denn ein falsches Medikament oder eine Überdosierung könne schnell mehrere Tausend Euro an Folgekosten verursachen. Schätzungen zufolge sterben in Deutschland jährlich etwa 60.000 Menschen im Zusammenhang mit unerwünschten Arzneimittelreaktionen. "
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