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Beitragvon Silvia K. Müller » Sonntag 13. April 2008, 11:14

Diese Anfrage zur Einstellung ins Forum erreichte uns, kann jemand weiterhelfen? (der Betroffene hat kein Internet)
Es geht darum, daß behauptet wird, dass nur Empfindliche durch Lösemittel, etc. krank werden.


Anfrage:
Hast du Infos darüber, dass zu diesen EMPFINDLICHEN (zu denen ja vorrangig Allergiker, Asthmatiker, Leute mit genetischer Disposition (fehlende Enzyme zum Entgiften, z.B. GST T1 - M1, M2, M3) auch ROTHAARIGE gehören?

Ich habe mal in einem Buch über UMWELTERKRANKUNGEN gelesen, dass ROTHAARIGE bezüglich Umweltschadstoffen besonders EMPFINDLICH seien und schneller auf Umweltschadstoffe reagieren.
Ich weiß leider nicht mehr genau, in welchem Buch das war.
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Silvia K. Müller
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Beitragvon Maria Magdalena » Sonntag 13. April 2008, 11:41

Soweit ich weiß, wird man erst durch die Lösemittel zum Allergiker. Ich vermute, dass die Kombination von Amalgam, Pestiziden, Lösungsmitteln, Schwermetallen etc. einen empfindlich werden lässt. Die Enzyme sind da nicht unbedeutend, aber vielleicht nicht erstrangig. Die Frage ist, warum sie fehlen. Darüber bin ich noch zu wenig informiert. Allerdings können auch vorhandene Enzyme durch Schadstoff-Moleküle blockiert werden. Oder aufgrund einer zu hohen Belastung verbraucht sein. Das erklärt vielleicht die Unterschiede bei den Reaktionen in Bezug auf Häufigkeit, Ausmaß, Symptomatik. Aber im Grunde besitzt jeder Mensch eine gewisse Empfindlichkeit. Mehr kann ich zur Zeit dazu nicht sagen, da ich das Thema noch zu wenig kenne. Schließlich weiß ich erst seit kurzem, dass es MCS gibt, obwohl ich schon seit 20 Jahren darunter leide. Ich würde mich sehr freuen, wenn sich die Experten dieses Forums dazu aüßern würden. Das Thema ist höchst spannend!
- Editiert von Maria Magdalena am 13.04.2008, 11:48 -
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Beitragvon sunday » Sonntag 13. April 2008, 15:36

hallo,

natürlich spielen genetische dispositionen und andere vorerkrankungen auch eine rolle.
genauso wie ja auch durch rauchen nicht alle gleichermaßen krank werden und einige wenige, die lebenslänglich (wenig !) geraucht haben, bleiben von spürbaren schäden sogar völlig verschont, aber durch die zunehmende allgemeine belastung durch umweltgifte, abgase, extrem-parfümierung usw. werden auch da zunehmend mehr leute "empfindlich". spätestens in 20 jahren wird es wohl auch keine "gesunden" raucher mehr geben.

als ich vor 30 jahren in chem. labors gearbeitet habe, gab es da sehr viele leute, die trotz langjähriger tätiglkeit dort absolut gesund waren (in der zeit, die ich da gearbeitet habe, also pro labor jeweils ca. 8 monate) war nie jemand krank.
und im labor einer uni amüsierten sich die, die schon kurz vor dem rentenalter waren noch darüber, daß sie eine zulage für arbeiten mit gesundheitsschädigenden stoffen bekamen, obwohl sie trotz der vielen jahre da absolut gesund waren und sich für die zeit nach der pensionierung noch einen anderen job gesucht haben, weil sie keine lust hatten so fit zuhause rumzusitzen.

ich hab damals auch noch keine beschwerden gehabt, obwohl ich den ganzen tag benzol, toluol usw. eingeatmet habe. lediglich auf chem. medikamente hab ich damals schon reagiert und sie deshalb weitestgehend vermieden. wenn ich damals schon gewußt hätte, wie schädlich diese sachen sind, hätte ich nie da gearbeitet.

ob man heutzutage da noch leute findet, die nach langjähriger arbeit dort immer noch ganz gesund sind, wage ich zu bezweifeln. allerdings wissen die meisten leute ja nicht, warum sie beschwerden haben. wenn sie zum arzt gehen, erzählt der ihnen ja was von "spannungskopfschmerzen" und ähnlichen unsinn.

daß die haarfarbe eine rolle spielt, erscheint mir unwahrscheinlich. gibt es denn untersuchungen darüber, ob genvarianten, die zu rothaarigkeit führen auch eine verminderung der entgiftungsfunktion bewirken?

allergiker gab es auch vor ein paar tausend jahren schon. aber daß es jetzt fast explosionsartig immer mehr werden, liegt mit sicherheit an den zunehmenden giften.


liebe grüße
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Beitragvon Stier » Sonntag 13. April 2008, 19:17

hallo Silvia,

danke für deinen Eintrag und deine Anfrage. Ich finde das Thema sehr interessant.

Habe heute viele meiner Unterlagen aufgrund deiner Frage durchgewühlt und bin tatsächlich fündig geworden.

In einem Buch mit dem Titel "Leitfaden Umweltmedizin" steht auf S. 468 folgende Aussage:

"ROTHAARIGE haben ERHÖHTE Erkrankungswahrscheinlichkeiten bei SCHADSTOFFEN."

Diese Rothaarigen gehören somit wohl zu dem "EMPFINDLICHEN" Personenkreis, der schneller und heftiger auf Chemikalienbelastungen reagiert.

In den Unterlagen der "Interessengemeinschaft umweltgeschädigter Schüler und Lehrer der GGS und RS Nideggen e.V." - gegründet aufgrund der messtechnisch nachgewiesenen VOC-Belastungen und den dadurch ausgelösten Gesundheitsbeeinträchtigungen NACH BEZUG des SCHUL- NEUBAUS und der SANIERUNG des Altbaus fand ich folgende Information des "Rheinischen Gemeindeunfallversicherungsverbandes"(RGUVV):

Der RGUVV (Frau Bredehorst) teilt am 19.08.2003 in einem Schreiben bezüglich des Themas „Raumluft im Schulzentrum Nideggen“ mit:

„Es ist sicher richtig, dass es infolge von Neubau- und Sanierungsmaßnahmen zu erhöhten Schadstoffbelastungen und Gerüchen kam, die bei einigen Schülern und Lehrern zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen geführt haben.
… die gemessenen Schadstoffkonzentrationen … können sehr wohl, insbesondere im Zusammenwirken mit anderen Parametern, z.B. Gerüchen und unzureichenden klimatischen Verhältnissen, bei "EMPFINDLICHEN" Personen eine URSACHE von Gesundheitsbeschwerden und Befindlichkeitsstörungen sein."

Anmerkung der IG: "Befindlichkeitsstörungen" ist ein verharmlosender Begriff für "neuronale Funktionsstörungen".
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Beitragvon Juliane » Montag 14. April 2008, 08:31

"ROTHAARIGE haben ERHÖHTE Erkrankungswahrscheinlichkeiten bei SCHADSTOFFEN."


So ein Schmarren.Wenn das so wäre, würde man nicht in Japan, Italien, Spanien, Mexiko etc. MCS Erkrankungen beobachten.

Natürlich gibt es genetische Varianten die für MCS relevant sind. Das sind in erster Linie Veränderungen bei NAT1, NAT2, PON1, PON2, MTHFR und CYP2D6 .

Bei der einheimischen Bevölkerung in der BRD kann man davon ausgehen, dass über die Hälfte der Menschen GSTM Veränderungen hat.Insofern kann das nicht die entscheidende genetische Variante für MCS sein.


Eine Gendeletion des Phase-II-Enzyms GSTM1 kommt in der Bevölkerung sehr häufig vor.
Das ist für den Träger dieser Genvariante sehr problematisch, denn das Glutathion-S-Transferase Enzym ist zuständig für den Abbau polyzyklischer Aromaten, Epoxide, Alkylhologenide und ist auch beteiligt an der Entgiftung der Schwermetallen also auch an der Entgiftung von Schwermetallen , die wir über Nahrung, Luft und zum Beispiel auch aus Amalganfüllungen aufnehmen.
Ist der Mensch Träger einer GSTM1 Gendeletion auf beiden Allelen ,besteht für ihn bei Belastungen mit krebserregenden Stoffen ein erhöhtes Risiko .

Fachleute kennen den Zusammenhang zwischen Belastungen aus Styrol, Ethylenoxid, PHA und dem Auftreten von Lungen- und Blasenkarzinomen.

Das Phase II-Enzym GSTT1 , die so genannte Glutathion-S-Transferase T 1 muß in unserem Körper Chemikalien , die in der Polymerherstellung benutzt werden, abbauen.
Wenn der Mensch aufgrund einer genetischen Variation , der so genannten GSTT1-0 Variante, dieses Enzym nicht hat, steigt sein Risiko für Lungenkrebs und Brustkrebs.

Beschrieben ist auch die pathogene Wirkung des Leitsubstrats Benz(a)pyren auf die Träger einer GSTM Gendeletion. Rauch und Dieselruß gefährdenden Träger der GSTM1 -0 Variante in hohem Maß.

Über genetische Veränderungen redet man in D nicht gerne. Hat wohl "historische"Gründe.

Aber alle Jahre wieder hören wir etwas über besonders sensible Bevölkerungsgruppen, nämlich immer dann, wenn die Zimtsterne in die Regale geräumt werden:

Cumarin kann die Leber schädigen. Zu dieser Wirkung von Cumarin stellt das Bundesinstitut für Risikoforschung (BfR) fest: "Aus dem Einsatz von Cumarin im Medizinbereich ist bekannt, dass es schon bei relativ niedrigen Dosierungen bei einer kleinen Gruppe besonders sensibler Personen zu Leberschäden kommen kann .."

Dass es sich hier auch um eine genetische Variante handelt und dass sie jährlich mindestens 1000 Menschen in der BRD das Leben kostet, wenn ohne Gentest Medikamente verabreicht werden, darüber schweigt man sich in Berlin lieber aus.


Rothaarige Sensibelchen? Ein Kaiserschmarren !

Rothaarige sind doch Hexen. Das wissen wir doch schon seit dem Mittelalter. Und ihr glaubt doch nicht, dass Hexen Probleme mit Schadstoffen haben. Nein, echt. Die mischen doch alle Gifte in den Hexenküchen.....
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Beitragvon Stier » Montag 14. April 2008, 14:04

Hallo Juliane,

danke für deinen Eintrag und besonders deinen Hinweis auf die alte Mär, dass Rothaarige "Hexen" seien.

Aber es könnte tatsächlich was dran sein an der These, dass ROTHAARIGE besonders "empfindlich" sind, evtl. auch im Zusammenhang mit Chemikalienbelastungen.

Es ist bekannt, dass Rothaarige eine "empfindliche" HAUT haben, insbesondere wenn es um eine Belastung mit SONNENSTRAHLEN geht. Darüber gibt es auch im Internet viele Informationen.

In einem Forumsbeitrag im MONITORFORUM zur damaligen Sendung: "Gift in Schulen-Sparen auf Kosten der Kinder" war ein Beitrag bezüglich: Chemikalienbelastungen (hier: VOC (Lösemittel) - Belastung) und HAUTPROBLEMEN.
Anbei dieser Beitrag:

"Durch Zufall fand ich eine DISSERTATION von "Annika Ansel" vom 8.11. 2005 zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der MEDIZIN - eingereicht bei der TU München
zum Thema: SCHADSTOFFE UND ALLERGENE IN DER INNENRAUMLUFT
Zum THEMA: VOC fand ich folgendes:
Wichtiges FAZIT: LUFTSCHADSTOFFE KÖNNEN ÜBER DIE HAUT EINDRINGEN

Zitat S. 79: " Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zeigen, dass AUCH VOC zu einer STÖRUNG DER EPIDERMALEN BARRIEREFUNKTION führen können.
Sowohl Patienten mit atopischem Ekzem (genetisch bedingt) als auch hautgesunde Personen reagieren auf eine Exposition gegenüber VOCs gleichermaßen mit einer "Störung der epidermalen Barrierefunktion".
Diese Beobachtung stützt die Hypothese, dass dieser Effekt von VOCs generell schon in NIEDRIGEN KONZENTRATIONEN auf die Haut ausgeübt wird."

S. 80: " Die "dermale VOC-Aufnahme" geschieht durch Diffusion ins "Stratum corneum".
Sind VOCs erst einmal in das Stratum Corneum eingedrungen, können sie die EPIDERMIS und die DERMIS schädigen.
Sie verursachen ERYTHEME, ÖDEME und NEKROSEN und führen zu Leukozyteninfiltrationen und erhöhten Werten von oxidativen Spezies."
Bei der Schadstoffbelastung in Hamm und Nideggen (VOC-Belastung) haben mehrere Raumnutzer HAUTPROBLEME."
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Beitragvon Lucca » Montag 14. April 2008, 14:12

Ich habe dazu auch etwas bei offizieller Seite gelesen (kann sein, daß es
im "Weißbuch Allergie" war). Ich glaube da stand, daß Rothaarig und blaue Augen,
DIE Kombination ist, die am leichtesten Allergien entwickelt.
Vielleicht könnt Ihr danach Ausschau halten.

Grüße, Lucca
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Beitragvon Maria Magdalena » Dienstag 15. April 2008, 15:30

Es ist heute wissenschaftlich erwiesen, dass die Gene alles im Organismus steuern, d. h. das Leben schlechthin. Sicher gibt es genetische Unterschiede zwischen verschiedenen Spezies, auch zwischen Menschen mit verschiedenen Ausprägungen etc. Allerdings können alle Gene prinzipiell durch Chemikalien, Gifte, Schadstoffe geschädigt werden. Auch das ist der Wissenschaft bekannt. Fazit: MCS kann jeden Menschen treffen! Die Art und Weise, wie das geschieht, die Form und das Ausmaß, die die Krankheit annimmt, sind u. a. von den Genen bestimmt. Nervensystem, Immunsystem, Stoffwechsel stehen auf der biochemischen und zellulären Ebene miteinander in Beziehung. Neueste Forschungen und Erkenntnisse der Neuroimmunologie zeigen auf, dass Nerven- und Immunsystem, die beiden großen integrativen Systeme des Körpers Gemeinsamkeiten aufweisen, u. a. die Fähigkeit, neue Informationen zu speichern und diese als Antwort auf äußere Reize abzurufen. Beide Systeme kommunizieren mit und beeinflußen einander. Werden also Gene, die bei den nervalen Prozessen im Gehirn eine Rolle spielen, durch Chemikalien geschädigt, was zur Krankheit führt, wird das Immunsystem auch Schaden nehmen, und umgekehrt. Das erklärt auch die multiple Wirkung der Schadstoffe, die Vielfalt der Symptome und die Tatsache, dass verschiedene Systeme und Organe betroffen sind, wobei ein Zusammenhang nicht geleugnet werden kann. Auch bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Panikzustände, Schizophrenie etc. spielt das Immunsystem eine entscheidende Rolle, wobei genetische Faktoren erst durch Umwelteinflüsse ihre Wirkung entfalten. Einfach ausgedrückt: das Gift richtet einen genetischen Schaden an, der Stoffwechsel, Immunsystem, Nervensystem beeinträchtigt, und schon haben wir MCS.
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