Ein Nachruf
Von Hans-Ulrich Hill
Vom 26.07.2008
Mit Bestürzung hat die Selbsthilfegruppe Chemikaliengeschädigte und Umweltkranke Wiesbaden vom Suizid eines ihrer Mitglieder erfahren. Wie ihr Mann mitteilte, hat seine Frau den Tod aus Wut, Verzweiflung und Depression wegen der von den Ärzten und Kliniken nicht adäquat behandelten unerträglichen Beschwerden gesucht.
Sie hat zuletzt keine Medikamente mehr vertragen, zeigte typische Symptome der Multiplen Chemikalien-Überempfindlichkeit (MCS) und musste unerträgliche Schmerzen wegen verschiedener chronischer Entzündungen und einer operierten und nicht ausgeheilten Hüfte ertragen. Sie litt auch unter der diskriminierenden Behandlung durch Ärzte, die ihren Hinweis auf die Chemikalien-Überempfindlichkeit mit abfälligen Bemerkungen kommentiert hatten und eine rein psychische Diagnose propagierten.
Die Selbsthilfegruppe hält diesen Suizid für einen verzweifelten Protest gegen die Schulmedizin, die nicht in der Lage ist, auf das komplexe Krankheitsbild MCS adäquat und rücksichtsvoll zu reagieren und ein entsprechendes Behandlungskonzept zu entwickeln. Sie macht sich selbst zum Vorwurf, sich nicht noch mehr um die Frau gekümmert und auf die behandelnden Ärzte eingewirkt zu haben, obwohl ein Anschreiben verfasst worden war, mit dem das Krankheitsbild als Information für die Klinik und deren Ärzte dargestellt worden war. Leider ohne Erfolg.
Der Fall weist auf grundlegende Defizite des gegenwärtigen Gesundheitssystems hin, die sich nicht in der Lage sehen, umweltbedingte Krankheiten als solche zu akzeptieren und entsprechend fachgerecht zu behandeln. So hätte die Frau alternative Schmerzmittel wie Hanf-Präparate benötigt, die aber von den Krankenkassen nicht bezahlt werden.
Der Autor ist Vorsitzender der Selbsthilfegruppe