Aus einer Rezension:
Die Moral der Daytime Talkshow.
"Demokratisierung" könne sich die Talkshow nicht auf die Fahnen schreiben, weil sie eben keine emanzipatorische Bühne für die "kleinen Leute" sei, sondern durch Auswahl und Inszenierung die Beteiligten eher instrumentalisiere und durch den Moderator dominiere – letztlich im Sinne der Quote. Demgegenüber kommt die Analyse von Jane SHATTUC (1997) zu dem Ergebnis, dass Talkshows für die Hauptzielgruppe der Frauen im mittleren Lebensalter insgesamt Unterstützungs- und Empowerment-Potenzial haben. [9]
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Der zweite inhaltliche Teil der Arbeit ist der "Kulturkritik und funktionalen Analyse" gewidmet. Zunächst werden potenzielle Positivwirkungen von Daily Talks, die z.B. der Moderator Jürgen Fliege anführt (S.65), anhand vorliegender Literatur relativiert:
Talkshows böten keine Therapieangebote für die Gäste, sondern eher "Therapieillusion" (zur Inszenierung von Heilung und moralischer Besserung in Talkshow
Ihre Hochzeit hatten die Daytime Talks in Deutschland Ende der 1990er Jahre, als pro Woche dreizehn verschiedene Shows gezeigt wurden, die gemeinsam einen Marktanteil von ca. 20 Prozent erreichten (vgl. HOFFMANN & OBERSTEINER 2001). Mittlerweile ist das Interesse leicht gesunken, doch das Format hat Bestand. Auch stehen die Daytime Talkshows nicht mehr so stark im Zentrum öffentlicher Kontroversen, eine gewisse Normalisierung hat eingesetzt. Damit verlieren TV-Talkshows als populärkulturelles Phänomen freilich nicht an Bedeutung.
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Kontakt:
Prof. Dr. Nicola Döring
TU Ilmenau, Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft
Fachgebiet Medienkonzeption / Medienpsychologie
http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/article/viewArticle/149/327