"Bei Google haben sich am Freitag virtuelle Staus gebildet. Tausende Interessierte versuchten erfolglos, Mitglied in dem neuen sozialen Netzwerk Google+ zu werden. Google musste den Andrang erstmal bremsen. Nur portionenweise werden neue Nutzer hineingelassen, damit die Infrastruktur nicht zusammenbricht. Mit Google+ hat der Internetkonzern einen Coup gelandet, der die Netzwelt gehörig durcheinanderbringen dürfte.
„Das ist eine echte Gefahr für Facebook“, sagt der renommierte Mitgründer des Hamburger Internet-Risiko-Kapitalgebers Earlybird, Christian Nagel. „Google+ hat eine moderne Architektur und ist sehr klar und übersichtlich und nicht so überladen wie Facebook.“ Vor allem aber, so lobt Nagel, gelinge es Google+, dass die Nutzer private und geschäftliche Kontakte einfach trennen könnten. Damit kann der Chef nicht mitlesen, wenn der Angestellte von seinen Lieblingsautos schwärmt, und der Lehrer erfährt nicht, wenn Schüler vor Klausuren feiern.
Google+ sticht damit in die Schwachstelle von Facebook, wo Offenheit zum Prinzip erhoben wurde. Mehr als einmal hat Facebook-Chef Mark Zuckerberg die Privatsphäre zu einem überholten Konzept erklärt. Bei ihm sollten alle alles lesen können. Nutzern, die das nicht wollten, wurde es schwer gemacht, die entsprechenden Einstellungen zu ändern.
Den Erfolg von Facebook gefährdete das zunächst nicht: Die Bewertung des Netzwerks stieg binnen eines Jahres von 23 Milliarden auf 65 Milliarden Dollar im März 2011. Nun könnte im Frühjahr 2012 der Börsengang kommen – und laut US-Fernsehsender CNBC strebt Facebook eine Bewertung von 100 Milliarden Dollar an."
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