Die vergebliche Suche nach der Gesundheit
Was macht krank? Dieser spannenden Frage wollten Mediziner nachgehen. Das Ergebnis ihrer Tagung: enttäuschend.
...Vielleicht sollten Akademien weniger und dafür bessere Tagungen anbieten. Im konkreten Fall hat die Akademie mit dem Helmholtz-Zentrum München kooperiert - das nennt sich immerhin Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt.
Wie auf einem Betriebsausflug
Da Einnahmen Zuschüsse der Kirche seit dem Jahr 2000 um 30 Prozent zurückgegangen sind, suchen konfessionellen Akademien Sponsoren und Kooperationen. Diese Notlage führte dazu, dass Presse-Sprecherinnen des Helmholtz-Zentrums die Tagung moderierten - und viele Helmholtz-Referenten vorstellten. Der Diskussion tat das nicht gut...
Mancher Redner wirkte so, als ob er zu einem Betriebsausflug zwangsverpflichtet wurde. Mehrere Referenten begannen ihren Vortrag mit der Frage, wer ihnen "dieses Thema aufs Auge gedrückt" habe. So hörten sich viele Beiträge auch an.
Im Publikum saßen etliche Ärzte und Mitarbeiter von Gesundheitsbehörden, die sich verschaukelt vorkamen,...
"Sichtbarer Makel"
Dass die Kernfrage der Tagung noch in Angriff genommen wurde, verdankten die Zuhörer Referenten wie Dennis Nowak. Der Arbeits- und Umweltmediziner von der Ludwig-Maximilians-Universität München zeigte die Crux von Eigen- und Fremdverantwortung auf. Aus seiner Sicht haben viele Präventionsbemühungen versagt, denn "theoretisch lassen sich alle Berufskrankheiten vermeiden und viele andere Gefahren auch". Aber Wissen erzeuge nun mal keine Verhaltensänderung.
Nowak entlarvte das Motto "Fordern und Fördern" als repressive Floskel: Gesundheit fördern hieße doch, dass man sich als gut situierter Akademiebesucher überlegen kann, ob man drei- oder viermal am Tag Salat isst und 45 statt 30 Minuten Sport treibt. "Fordern hingegen bedeutet, unwillige Gesunde und unfähige Kranke mit Sanktionen zu belegen", so Nowak. Dass Nikotin, Bewegungsmangel und Alkohol ungesund seien, wisse mittlerweile jeder....
Süddeutsche, 21.2.2009
http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/509/459154/text/
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