Das schreibt jemand (2007) auf der Diskussionsseite, die den Wikipedia-Eintrag MCS betrifft:
Zur MCS-Verbundstudie des RKI s.u.:
1. Die MCS-Multicenterstudie hat methodische Mängel, die sich leider erst nach Abschluss der Studie und mit Beginn der Auswertung herauskristallisierten (insbesondere schwerwiegende Zentrumseffekte: D.h. ob jemand als MCS eingeordnet wurde oder nicht, war stark abhängig von dem Behandlungsort).
2. Die vorab formulierten Ziele der MCS-Multicenterstudie konnten aufgrund der methodischen Probleme nicht erreicht werden.
3. Die Ergebnisse der MCS-Multicenterstudie sind aufgrund der methodischen Probleme nur schwer interpretierbar.
4. Die MCS-Multicenterstudie misst im wesentlichen Meinungsunterschiede zum Thema MCS und sonstiger umweltmedizinischer Erkrankungen zwischen den Zentren. Diese Unterschiede sind erschreckend groß.
5. Eine andere Auswahl von Zentren hätte andere Ergebnisse erbracht.
6. Insgesamt gab es nur wenig Unterschiede zwischen MCS und Nicht-MCS-Patienten der umweltmedizinischen Ambulanzen
Von: drabauer:18.06.2007 Rückfragen bzw. genaue Analyse der Verbundstudie über [1]
Zu: den Aussagen der Autoren der MCS-Verbundstudie hinsichtlich psychischer Erkrankungen bei MCS-Patienten:
Bei den Patienten der umweltmedizinischen Ambulanzen, die nach Einschätzung ihrer Untersucher keine umweltmedizinische Erkrankung haben, wurden im wesentlichen psychische Störungen diagnostiziert. Dies wurde mit den Ergebnissen der psychometrischen Fragebogen (insbes. des SCL-90-R) sowie strukturierten Interviews nach dem „CIDI“ (Composite International Diagnostic Interview) begründet.
Diese Vorgehensweise ist methodisch aus mehreren Gründen problematisch und die Beurteilung erfordert folgendes Hintergrundwissen:
1. Die Diagnose vieler psychischer Erkrankungen insbes. der vom RKI gern ins Feld geführten „Somatisierungsstörungen“ setzt voraus, dass keine andere Ursache für die Erkrankungen gefunden wird. Wenn nun die Einschätzung, ob Schadstoffbelastungen als Ursache von Krankheitssymptomen gelten können, untersucherabhängig ist (=Zentrumseffekt: s.o.), so gilt das auch für die automatische Diagnose einer psychischen Erkrankung bei Fehlen anderer Ursachen.
2. Die verwendeten psychometrischen Fragebogen sowie das CIDI fragen unter anderem nach einer ganzen Anzahl von unspezifischen Symptomen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Konzentrationsstörungen, Müdigkeit, Erschöpfung, depressiven Gefühlen und Ängsten. Werden mehrere dieser Symptome bejaht, so erfolgt automatisch ein hoher Wert in dem Ergebnis des Fragebogens. Dies bedeutet dann für den Untersucher, dass eine psychische Erkrankung vorliegt (bei Fehlen anderer Ursachen: siehe unter 1.)
3. Dieselben Symptome sind aber auch die Leitsymptome der Auswirkungen vieler häufig vorkommender Schadstoffe (insbes. Lösemittel, Schwermetalle, Pestizide/Holzschutzmittel) und sind auch für erhöhte Belastungen mit z.B. Desinfektionsmitteln, Schimmelpilzen in Innenräumen und bei Personen in frisch renovierten Räumen international oft und vielfach beschrieben worden (Hartmann et al., Neuropsychological Toxikology 1995; und US-EPA Homepage: [
http://www.epa.gov/iaq/pubs/hpguide.html])
4. Dies führt dazu, dass Personen mit derartigen Schadstoffbelastungen regelmäßig hohe Werte in psychometrischen Fragebogen und auch dem CIDI erreichen. Die Korrelation zwischen psychometrischen Fragebogen und Fragebogen, die den Einfluss von Schadstoffen auf Nerven, Gehirn (und Psyche!) messen sollen, ist daher hoch (Karlsson et al., Neurotoxicology 21: 783-790 (2000); Bauer und Schwarz Umwelt Medizin Gesellschaft 19/1: 43-49 (2006))
5. Mittels CIDI werden auch bei 50% der ganz normalen Bevölkerung mit überwiegend gesunden Personen psychiatrische oder psychosomatische „Lebenszeit“-Diagnosen (=mindestens einmal im Leben) ermittelt(RKI 1998). Die Diagnosehäufigkeit mittels CIDI erscheint auch in der normalen Bevölkerung sehr hoch.
6. Studienteilnehmer, die schon länger erkrankt sind, sind in der Regel schon häufig nach z.B. depressiven Episoden oder Ähnliches in ihrem Leben gefragt worden und geben daher eher solche Episoden an, als Personen, die vorher noch nie darüber nachgedacht haben. Daraus resultieren eine Übererfassung von „Lebenszeit“-Diagnosen bei chronisch Kranken und eine Untererfassung bei Gesunden.
Weiterhin ergeben sich einige Inkonsistenzen bei genauem Studium der Abschlußberichte (Eis et al, 2002+2005) und den zusammenfassenden Beurteilungen des RKI oder den Publikationen zur MCS-Verbundstudie:
1. Studienteilnehmer der MCS-Verbundstudie, die mittels CIDI eine psychiatrische oder psychosomatische Diagnose erhielten, hatten gleichzeitig deutlich niedrigere Werte in den diesbezüglichen Ergebnissen der entsprechenden Fragebogen (z.B. des SCL-90-R) als tatsächlich erkrankte klinische Vergleichsgruppen mit denselben Diagnosen.
2. Die Ergebnisse der Studienteilnehmer lagen in den psychometrischen Fragebogen (z.B. SCL-90-R) im Mittel über den Werten der überwiegend gesunden Bevölkerung, jedoch deutlich unter den Werten tatsächlich psychisch kranker Vergleichsgruppen.
3. Eine vom RKI selbst durchgeführte Clusteranalyse der SCL-90-R-Ergebnisse ergab, dass bei einem erheblichen Anteil (n=140 von 271=52%) der Patienten der umweltmedizinischen Ambulanzen lediglich geringfügig erhöhte Werte vorliegen. Bei einem weiteren erheblichen Teil (n=76: 28%) liegen sogar Werte vor, die unter den Werten der Bevölkerungsstichprobe liegen.
4. Nur die sechs weiteren (sehr viel kleineren Cluster von n=3 bis n=16) hatten deutlich erhöhte Werte im Fragebogen SCL-90-R. Erhöhte Mittelwerte der Gesamtgruppe, werden vor allem durch diese kleinen Cluster verursacht. Sie stellen vermutlich genau den Anteil der Patienten dar, die tatsächlich erhebliche (möglicherweise aber auch reaktive!) psychische Probleme haben (insbesondere Depressionen und Angststörungen, vermutlich auch oft Anpassungsstörungen, die leider nicht getrennt betrachtet wurden)
Fazit: Bei genauer Analyse der Daten der MCS-Verbundstudie kann die Interpretation der Autoren der MCS-Verbundstudie "MCS-Patienten hätten vor allem "psychiatrische Diagnosen"" nicht aufrechterhalten werden.
Von: drabauer:18.06.2007 Rückfragen bzw. genaue Analyse der Verbundstudie über [2]
Zu: Fachklinik für MCS:
Das FKH Nordfriesland ([3])hält Räumlichkeiten für MCS-Patienten vor. Es dürfen dort keine Duftstoffe, aldehydhaltige Desinfektionsmittel etc. verwendet werden. Alle Reinigungsmittel, Waschmittel, Spülmittel etc. sind duftstoff-frei. Der Behandlungsansatz setzt sich aus umwelt-, allgemein-, und ernährungsmedizinischen sowie psychotherapeutischen Modulen zusammen. Von: drabauer
Zu "Allergien und MCS":
MCS ist keine Allergie. Aber eine allergische Disposition erhöht deutlich das Risiko MCS zu bekommen. Dies gilt auch für Asthma. Die Werte für den QEESI-CI (Maß für chemische Intoleranz)ist weiterhin bei Allergikern mit Schadstoffbelastung deutlich höher als bei Nichtallergikern (Schwarz, Bauer, Martens: Allergo J 2006; 15: 140 139–40; Andere Autoren: KREUTZER R, NEUTRA RR, LASHUAY N. (1999): Am J Epidemiol 150: 1-12; MEGGS WJ,DUNN KA,BLOCH RM et al. (1996): Arch Environ Health 51: 275-282). Von: drabauer [Literatur unter:
http://www.fklnf.de]).
Der erste Teil ist knapp und objektiv. Zu der Bemerkung über die WHO Tagung (1994) verweise ich auf den Artikel von CAMPBELL, zu finden auch unter
http://www.gegen-gift.de/campbell%20MCS%20under%20Siege.html. Es traten dort nachweislich Lobbyisten der Pharma- und Chemieindustrie auf . Wie auch die meisten "kritischen"Stimmen, die eine psychogene Entstehung postulieren, von der Industrie finanziert werden. (s.dort) In Deutschland hat sich eine Seilschaft gebildet, die diese Richtung mit schwachen und schlechten Studien zu propagieren versucht. Eine psychische Genese ist gänzlich unbewiesen! "Psychische Prozesse" spielen bei JEDER Erkrankung eine Rolle. (Wie auch der Placebo-Effekt bei JEDEM Medikament auftritt)
Das steht also in
http://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Multiple_Chemikalienunvertr%C3%A4glichkeit
und betrifft
http://de.wikipedia.org/wiki/Multiple_Chemikalienunvertr%C3%A4glichkeit (wahrscheinlich in einer früheren Fassung 2007)
Schön.