Zusammenfassung für Brennende Augen durch chronischen Schmerzen des Trigeminus.
Hier haben Forscher 52 Ratten eine Lipopolysaccharid-Lösung (cum grano salis = Bakterienaußenwand) irgendwo in den Körper gespritzt.
(Eine Reizung mit Chemikalien dürfte zum gleichen Effekt führen) Die Tiere bekommen dadurch kurzfristig Fieber, einen Schwächeanfall innerhalb
der ersten Stunden und nach 2 Tagen eine Entzündung in beiden Augen, die nach weiteren 3 Tagen wieder verschwindet. Seit 1980 ist bekannt, dass
das Augeninnere auf Bestandteile von Bakterien (Endotoxinen) anders reagiert als die meisten übrigen Organe im Körper. (die Augen reagieren auf
Chemikalien und Allergene übrigens genauso)
Damit beginnt aber erst das eigentliche Experiment. Tatsächlich soll ermittelt werden, ob bestimmte Nervzellen im Hirnstamm (das ist das Stück
zwischen dem eigentlichen Hirn und dem Rückenmark), die für die Hornhaut zuständig sind, sich nach der Bakterienwand-Entzündung verändern. Die
Grafik links zeigt die Ergebnisse der direkten Ableitung (Mikronadel direkt auf die Zelle im Hirnstamm geschoben) bei der Reizung der Hornhaut
mit Histamin . Der Verlauf der Entzündung im Auge passt überhaupt nicht zum Verlauf der Empfindlichkeit der Hornhaut. Von Rosenbaum et.al
(Forscher, 1980) ist bekannt, dass die Entzündung im Auge schon 1 Stunde nach der Injektion beginnt, Leukozyten (weiße Blutzellen) sich im Auge
ansammeln von Stunde 2 bis 6 nach Injektion und dann etwa 18 bis 48 Stunden bleiben. Entzündungsstoffe wie Interleukin 6, Substanz P, Tumor
Nekrosefaktor etc. sind im Auge bis zu 72 Stunden (= 3 Tage) erhöht. Schaut man sich dazu die Empfindlichkeit der Hornhaut an, dann ist diese
genau zum Zeitpunkt der stärksten Entzündung (= 2 Tage nach Injektion) am unempfindlichsten. 5 Tage später, wenn kein Leukozyte mehr im Auge zu
finden ist und selbst die Entzündungsstoffe abgebaut wurden, reagiert die Hornhaut auf Histamin am empfindlichsten. Das ist unverständlich.
Die Augen reagieren / brennen nach einer Reizung also mit einer erheblichen Verzögerung .
Gemessen haben die Forscher aber nicht nur die Zellen des 5. Hirnnerven im Hirnstam, sondern auch die etwas darüber liegende sogenannte Vi/C1
Nervzellen, die ebenfalls Verbindung mit der Hornhaut haben. Dort zeigt sich eine völlig andere Reaktion auf Histamin, denn dort ist nur der
Wert des 2ten Tages erniedrigt, der 7 Tage Wert normal. Die Forscher sagen, dass man die Veränderung der Empfindlichkeit des 5ten Hirnnerven
nicht vom Auge her verstehen kann, sondern unbedingt eine Steuerung durch das Zentrale Nervensystem (Gehirn) vermuten muss .
Evtl. wird hier durch Rückkopplung die Entzündungsreaktion durch das ZNS länger erhalten, damit eine Infektion der Gehirnnerven auch mit ab-
soluter Sicherheit behoben wurde. Das Gehirn merkt sich also eine Entzündung und fragt danach regelmäßig noch mal nach, ob die nun wirklich
auch behoben wurde. Allerdings haben die Forscher noch keine Vermutung, wie eine kurzzeitige Reizung eine solch langanhaltende Hochsteuerung
der Empfindlichkeit von Trigeminusfasern verursachen kann.
Kommentar 1: Wenn der 5te Gehirnnerv protektiv so reagiert, dann könnte dies auch auf auf alle anderen Hirnnverven zutreffen (Riechnerv).
Das Gehirn fragt dann immer wieder nach, ob wieder alles in Ordung ist weil es sich hier solche Infektionen merkt. Stellt es dann eine erneu-
te Infektion / Reizung fest (durch Chemikalienexposition) startet es die ganze Reaktionskette neu. So kann es dann passieren, daß es auf neue
Reizungen immer sensibler reagiert, wobei diese Überempfindlichkeit immer länger erhalten bleibt. Das Gehirn kann es eben auf gar keinen Fall
zulassen, daß über die Hirnnerven Bakterien eindringen können. (das es nur Chemikalien sind weiß es ja nicht)
Kommentar 2: Die Beziehungen dieses Experimentes zum zahnärztlichen Bereich sind überdeutlich. Das Auge wird vom 1. Ast des Trigeminus versorgt,
der Oberkiefer vom 2. Ast. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es dort einen vergleichbaren Mechanismus gibt, der beim Menschen dafür sorgt, dass
eine einmalig abgelaufene Reizung / Entzündung im Bereich des Trigeminus - und sei es nur ein einfacher Infekt - langfristige Überempfindlich-
keiten nach sich zieht, die mit dem Ursprungsereignis nichts mehr zu tun haben. So entstehen dann chronische Zahnschmerzen unbekannter Genese.
J Neurophysiol 94: 3815-3825, 2005. First published July 27, 2005; doi:10.1152/jn.00616.2005 0022-3077/05
Endotoxin-Induced Uveitis Causes Long-Term Changes in Trigeminal Subnucleus Caudalis Neurons
David A. Bereiter1,2, Keiichiro Okamoto1, Akimasa Tashiro1 and Harumitsu Hirata1
1. Departments of Surgery and 2Neuroscience, Brown Medical School, Rhode Island Hospital, Providence, Rhode Island
Submitted 13 June 2005; accepted in final form 24 July 2005