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"Ernährungsempfehlungen unterschiedlich wie Kleidergrößen
Das wollen Forschergruppen ändern, die versuchen, die Stoffwechselvorgänge im Menschen zu entschlüsseln. Mit enormem Aufwand stellen sie in Blut, Urin und Speichel von Probanden fest, wie der jeweilige Organismus Zucker verarbeitet, unter welchen Bedingungen die Cholesterinwerte steigen, wie sich die Harnstoffwerte verändern.
In Deutschland treibt unter anderem Hannelore Daniel, Ernährungswissenschaftlerin an der Technischen Universität München, diese Fachrichtung, „Metabolomics“, voran. Sie ließ in ihrem Labor 15 junge, im Körperbau sehr ähnliche Männer vier Tage lang ein streng normiertes Fasten-, Bewegungs- und Essprogramm absolvieren und analysierte in 56 Blut- und 25 Urinproben pro Person den jeweiligen Stoffwechsel. Die Unterschiede fielen deutlich aus, deutlicher, als die große Ähnlichkeit der Probanden erwarten ließ.
Und so glaubt Daniel, Ernährungsempfehlungen müssten eigentlich „mindestens so unterschiedlich sein wie die Kleidergröße“. Eines Tages, so das Fernziel der Metabolomics-Forschung, könne der Mensch computergestützt erfahren, welche Prozesse einzelne Speisen und Getränke in seinem Körper auslösen. Jeder werde über ein individuelles „metabolisches Profil“ verfügen und sich danach ernähren, hofft Daniel.
Einen konkreten Beitrag versuchte kürzlich die niederländische Fachkollegin Gertruud Bakker zu leisten. Sie kombinierte die Vitamine C und E, den Trauben-Bestandteil Resveratrol, Extrakte von grünem Tee und von Tomaten sowie Omega-3-Fettsäuren zu einem neuen, zaubertrankähnlichen Nahrungsergänzungsmittel. 36 übergewichtige Männer erhielten das Präparat, berichtete Bakkers Wissenschaftlergruppe vor Tagen im „American Journal of Clinical Nutrition“.
Die Niederländer erhoben 120 Eiweißwerte und 274 Stoffwechselprodukte im Blut jedes ihrer Probanden – und fanden, wie sie schreiben, lediglich „subtile Änderungen“. Unverändert blieb das C-reaktive Protein, der wahrscheinliche Herzinfarktbote.
Bis zur Entwicklung einer antientzündlichen Superpille scheint die Wissenschaft noch einen weiten Weg vor sich zu haben..."
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