Cochrane Collaboration will Patienten einbinden

Cochrane Collaboration will Patienten einbinden

Beitragvon Juliane » Donnerstag 9. Februar 2012, 22:49

http://consumers.cochrane.org/


Die Cochrane Collaboration für Laien und Patienten

Die Cochrane Collaboration hat es von Beginn an als unerlässlich angesehen, die Sicht der Laien und Patienten in ihr Konzept einzubinden. Daher wurde ein beigeordnetes Netzwerk gegründet, das "Cochrane Consumer Network“. Dies ist das Forum, in dem sich Laien/Patienten in die Arbeit der Collaboration einbringen können. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, sich aktiv an der Erstellung einer Systematischen Übersichtsarbeit zu beteiligen.

Die Ergebnisse der Systematischen Übersichtsarbeiten sind in einer laienverständlichen Zusammenfassung (Plain Language Summary) kostenlos im Internet zugänglich:
> Zusammenfassungen mit Abstracts

Aufgrund der Entstehung der Cochrane Collaboration im englischsprachigen Raum sind die Ergebnisse englischsprachig veröffentlicht. Mittlerweile gibt es eine spanische Version der Cochrane Library. Das Deutsche Cochrane Zentrum arbeitet derzeit an der Bereitstellung der Plain Language Summaries auf Deutsch.

http://www.cochrane.de/de/patienteninformationen
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Cochrane Collaboration will Patienten einbinden

Beitragvon Juliane » Donnerstag 9. Februar 2012, 22:51

Der Cochrane Collaboration wird nachgesagt, sie sei die höchste Instanz zur wissenschaftlichen Bewertung von medizinischen Therapien.

Wiki:

"Die Cochrane Collaboration , benannt nach Archie Cochrane, ist ein weltweites Netz von Wissenschaftlern und Ärzten. Ziel ist, systematische Übersichtsarbeiten (systematic reviews) zur Bewertung von medizinischen Therapien zu erstellen, aktuell zu halten und zu verbreiten.......



Die Cochrane Collaboration ist eine gemeinnützige Organisation. Die Mitarbeit ist freiwillig. Die Cochrane-Zentren werden von Gesundheitsbehörden, Universitäten oder von wissenschaftlichen Fonds unterstützt. "

http://de.wikipedia.org/wiki/Cochrane_Collaboration



Das Deutsche Cochrane Zentrum (DCZ) repräsentiert die Cochrane Collaboration, ein internationales Netzwerk von Wissenschaftlern und Ärzten, das sich an den Grundsätzen der evidenzbasierten Medizin orientiert. Das zentrale Ziel ist die Verbesserung der wissenschaftlichen Grundlagen für Entscheidungen im Gesundheitssystem. Dieses Ziel wird vor allem durch die Erstellung, Aktualisierung und Verbreitung systematischer Übersichtsarbeiten (systematic reviews) zur Bewertung von Therapien erreicht. Diese werden in der Datenbank Cochrane Library online veröffentlicht. Auf diesen Webseiten möchten wir alle Interessierten über unsere Arbeit informieren und Akteuren im Gesundheitswesen Hilfestellungen bieten.

http://www.cochrane.de/de/willkommen-auf-unseren-webseiten
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Cochrane Collaboration will Patienten einbinden

Beitragvon Juliane » Donnerstag 9. Februar 2012, 22:55

2002 hat Peter Henningnsen den Cochrane-Preis erhalten für "Leitlinien Somatoformer Störungen"


Pressemeldung 10.10.2005

" Peter Henningsen...............– zuletzt als leitender Oberarzt – in der Psychosomatischen Klinik des Universitätsklinikums Heidelberg. Für seine in dieser Zeit entstandenen "Leitlinien Somatoformer Störungen" erhielt er 2002 den mit 25.000 Euro dotierten Cochrane-Preis........"

http://esgt.ieo.med.tu-muenchen.de/de/news/archiv.php?we_objectID=291&we_objectTID=219
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Cochrane Collaboration will Patienten einbinden

Beitragvon Juliane » Donnerstag 9. Februar 2012, 22:59

Im März 2012 stellt der Preisträger Henningsen im Einklang mit dem Fachgesellschaften GHUP/DGAUM/DEGAM neue Leitlinien auf AWMF ein:

S3- Leitlinie „Nicht-spezifische, funktionelle und somatoforme
Körperbeschwerden“ (051/001): Langfassung


Einige Zitate, die auch MCS Patienten betreffen:


Seite 126


Empfehlung 73: Subjektive Ursachenüberzeugungen des Patienten („Laienätiologie“, z.B. umstrittene

toxikologische Annahmen bei umweltbezogenen Beschwerden) sollten frühzeitig erfragt werden, auch um

später bei der Erweiterung in Richtung auf ein biopsychosoziales Krankheitsmodell daran anknüpfen zu

können (Praxistipp 8.3.). Dabei sollte dem Patienten ausdrücklich mitgeteilt werden, dass seine eigenen

Annahmen für die Einschätzung der Beschwerden wichtig sind (Evidenzgrad: 3).

CAVE: Somatische Erklärungsmodelle werden oft, gerade zu Beginn des Krankheitsverlaufs, durch

inadäquates ärztliches Verhalten gefördert!



Seite 159


Empfehlung 99: Dem Patienten sollten die Beschwerden in anschaulicher Weise erklärt werden, z.B. durch das

Vermitteln psychophysiologischer Zusammenhänge (Psychoedukation; z.B. Stressphysiologie,

Teufelskreismodelle; Praxistipp 9.9.) (Evidenzgrad 2). Dabei sollte an die subjektive Krankheitstheorie des

Patienten angeknüpft und nach und nach ein biopsychosoziales Krankheitsmodell aufgebaut sowie eine positive

Beschreibung der Beschwerden („nicht-spezifisch“, „funktionell“, „somatoform/psychosomatisch“, ggf. auch eine

entsprechende Diagnose) angeboten werden (Evidenzgrad: 2b).


Seite 165

Empfehlung 104: Mögliches Schon- und Vermeidungsverhalten hinsichtlich angenommener Auslöser der

Beschwerden (Bewegung, Anstrengung, Umwelteinflüsse wie Chemikalien, Lebensmittel oder

Lebensmittelzusätze) sollte in der Behandlung thematisiert werden. Eine Tolerierung kurzfristiger Schonung und

Vermeidung zur Angstminderung und Beziehungsstabilisierung kann im Einzelfall sinnvoll sein, grundsätzlich sollte

aber zur (Wieder-)Aufnahme sozialer und körperlicher Aktivität und zur (Re-) Exposition geraten werden

(Evidenzgrad: 2).


Empfehlung 105: Die mögliche Nutzung verschiedener Selbsthilfestrategien (z.B. Internetforen,

Selbsthilfegruppen und Patientenratgeber) sollte in der Behandlung thematisiert werden (Evidenzgrad: 5)


Seite 171

Praxistipp 9.3.: Gestufte Aktivitätssteigerung (ausgehend vom individuellen Aktivitätsverhalten des Patienten):


Bei Müdigkeit und Erschöpfung, Fibromyalgie-Syndrom, Rückenschmerzen sowie umweltbezogenen

Beschwerden besteht ein besonders hohes Risiko zu Schonung, Vermeidung und Rückzug. Hier ist es

besonders wichtig, in kleinen Schritten zur Erweiterung des Bewegungsradius zu ermutigen. Bei diesen

Beschwerdebildern gibt es allerdings auch eine kleine Gruppe übermäßig aktiver Patienten („Durchhaltern“),

denen mit Nachdruck zu nach Art und Umfang angemessenen Aktivitäten geraten werden soll.




Seite 174


Empfehlung 111: Die Motivation zur psychosozialen Diagnostik bzw. zur Psychotherapie sollte ggf. als ein

wichtiges Behandlungs(zwischen)ergebnis und nicht als Bringschuld des Patienten angesehen werden

(Evidenzgrad: 4).

Der psychosoziale Experte wird zusätzlich „mit ins Boot geholt“, der Patient wird NICHT an ihn „abgegeben“.


Empfehlung112b: Bei schwerer verlaufenden nicht schmerz-dominanten nicht-spezifischen, funktionellen und

somatoformen Körperbeschwerden (z.B. chronisches Müdigkeitssyndrom) sollte eine zusätzliche, zeitlich begrenzte

Gabe von Antidepressiva nur bei relevanter psychischer Komorbidität erfolgen (Evidenzgrad: 2; Kapitel 10.2.;

z.B. NVL-LL unipolare Depression).



Seite 184


Empfehlung 120b: Psychosoziale Fachkompetenz sollte zunächst im Rahmen eines psychosomatisch/ psychiatrisch/

psychologisches Konsils einbezogen werden ( LL „Konsiliar- und Liaisonpsychiatrie und Psychosomatische

Medizin“). Ein entsprechendes Empfehlungsschreiben (d.h. ein(Arzt-)Brief mit Informationen zum Krankheitsbild

und konkreten therapeutischen Empfehlungen) an den primär behandelnden (Haus-)Arzt wirkt sich wahrscheinlich

günstig auf das Funktionsniveau des Patienten aus und kann Kosten sparen (Evidenzgrad: 1).



Seite 197



Empfehlung 132: Stationäre Psychotherapie nicht-spezifischer, funktioneller und somatoformer Körperbeschwerden

sollte in einer Klinik mit multimodalem Therapiekonzept (siehe Definition oben: interdisziplinäre Behandlung unter

Einbeziehung von mindestens zwei Fachdisziplinen, davon eine psychosomatische, psychologische oder

psychiatrische Disziplin, nach festgelegtem Behandlungsplan unter qualifizierter ärztlicher Leitung) stattfinden.


Seite 204



Empfehlung 134: Folgende Haltungen, Denk- und Verhaltensweisen sollten VERMIEDEN werden:

Ein eigenes dualistisches oder hierarchisches Erklärungsmodell („Entweder-Oder-Modell”;

„körperliche Erkrankungen sind wichtiger/ gefährlicher als psychische”, „Krank ist nur, wer

entsprechende somatische Befunde aufweist“)......



Einseitige „Somatisierung“ (Nicht-Einbeziehung psychosozialer Umstände und Beschwerden) bzw.

einseitige „Psychologisierung“ (mangelnde Einbeziehen des Körpers, mangelnde Flexibilität im

Umgang mit somatischen Behandlungswünschen eines Patienten insbesondere in der Initialphase der

Therapie).........




Seite 207



Empfehlung 135: Folgende Fehler beim diagnostischen Vorgehen sollten VERMIEDEN werden:

Mangelnde psychosoziale Diagnostik:

Mangelnde somatische Basisdiagnostik:

Unnötige oder sogar schädliche Überdiagnostik:


Seite 218



Empfehlung 141: Bei der Rehabilitation von Patienten mit nicht-spezifischen, funktionellen und

somatoformen Körperbeschwerden sollte primär ein pragmatischer, multimodaler Therapieansatz

verfolgt werden. Dabei sollten in geeigneten Einrichtungen (z.B. Tageskliniken mit entsprechendem

Indikationsspektrum und Therapieangebot), evtl. auch in einer engen Kooperation von Haus- bzw.

somatischem Facharzt und Psychotherapeut, zunächst ambulante Rehabilitationsmaßnahmen

durchgeführt werden, wobei für deren Wirksamkeit keine ausreichenden Daten vorliegen. Stationäre

Rehabilitationsmaßnahmen sollten in Kliniken mit multimodalem Therapiekonzept durchgeführt werden

(Evidenzgrad: 3).


Seite 220

Empfehlung 143: Der Schweregrad nicht-spezifischer, funktioneller und somatoformer

Körperbeschwerden und die Wahrscheinlichkeit einer Wiedererlangung der Erwerbsfähigkeit sollten –

in Auseinandersetzung mit eventuellen Vorgutachten – nach folgenden Kriterien beurteilt werden

Tabellen 8.2. und 8.3.):

• Konsistente Auswirkungen der Störung in allen Lebensbereichen

• Intensität der Inanspruchnahme des Gesundheitswesens

• Vergeblichkeit adäquater Therapieversuche

• Chronifizierung und Komorbidität

• Einfluss von Aggravation oder Simulation

• Spezielle berufliche Anforderungen (bei der Frage nach Berufsunfähigkeit).


Seite 224



Empfehlung 148: Bei der Abwägung dieser Prinzipien soll dem „Nicht-Schaden“ relativer Vorrang

gegeben werden.


http://www.funktionell.net/S3-LL%20Nicht-spezifische,%20funktionelle%20und%20somatoforme%20Koerperbeschwerden%20Langfassung.pdf
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Cochrane Collaboration will Patienten einbinden

Beitragvon Palau » Donnerstag 9. Februar 2012, 23:12

Dank an die fleißige Juliane für diese ausführlichen Informationen.

Ein Satz, der mir ins Auge sprang und eigentlich alles erklärt:


"Die Cochrane Collaboration ist eine gemeinnützige Organisation.
Die Mitarbeit ist freiwillig.

Die Cochrane-Zentren werden von "Gesundheitsbehörden, Universitäten oder von wissenschaftlichen Fonds" unterstützt. "
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