Die Amygdala ist überlebenswichtig

Die Amygdala ist überlebenswichtig

Beitragvon mirijam » Montag 16. April 2012, 23:50

Die Amygdala

In vielen Lehrbüchern heißt sie einfach Amygdala – zu Deutsch Mandelkern. Die Bezeichnung Mandelkernkomplex ist jedoch treffender, denn die Amygdala setzt sich aus mehreren Unterkernen zusammen. Im Register vieler Bücher ist die Amygdala nur unter ihrem vollständigen Namen, Corpus amygdaloideum, zu finden.


Gut vernetzt

Über eine starke Verknüpfung mit dem Hirnstamm beeinflusst der oberflächliche Teil der Amygdala vor allem autonome Funktionen des Körpers – wie Atmung und Kreislauf – und passt sie der jeweiligen Situation an. Dieses Kerngebiet sorgt beispielsweise dafür, dass uns das Herz bis zum Halse klopft, wenn wir Angst haben. Von hier aus zieht zudem ein besonders dickes makroskopisch sichtbares Nervenbündel zum Hypothalamus im Zwischenhirn: die Stria terminalis. Sie kreuzt dabei den Thalamus und erreicht in einem weiten Bogen ihr Ziel.

Der Hypothalamus als Zentrale des vegetativen Nervensystems erfährt so, wann er die Adrenalinproduktion in den Nebennieren anregen muss: Die Angst muss ja einen Grund haben, auf den der Körper besser vorbereitet wird.

Der US-amerikanische Psychologe und Neurowissenschaftler Joseph LeDoux drückte es so aus: „Sobald man sich in Gefahr befindet, reagiert man schon. Die Evolution denkt für dich.“"


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Die Amygdala ist überlebenswichtig

Beitragvon mirijam » Montag 16. April 2012, 23:52

"Nicht zuletzt steht der mediale Kern mit den olfaktorischen Cortexarealen für die Geruchswahrnehmung in Verbindung – ein phylogenetisches Erbe aus der Zeit, als Raubtiere sich über ihre Witterung verrieten.

Die basolaterale, phylogenetisch jüngere Kerngruppe hingegen erhält Informationen aus dem posterioren Thalamus – hier geht es um Reflexe - und praktisch allen sensorischen Cortexarealen und damit den fünf Sinnen Riechen, Schmecken, Sehen, Hören, Fühlen. Zu diesen Rindengebieten sendet die basolaterale Kerngruppe auch zurück. Und über den Thalamus zum präfrontalen Cortex.

Dieser integriert sensorische Signale mit Gedächtnisinhalten und emotionalen Bewertungen und kann im Zweifel über seinen untersten Abschnitt –den orbitofrontalen Cortex – die Aktivität der Amygdala hemmen."


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Die Amygdala ist überlebenswichtig

Beitragvon mirijam » Montag 16. April 2012, 23:55

"Die Funktion der Amygdala lässt sich am besten verstehen, wenn man betrachtet, was passiert, wenn sie fehlt - beispielsweise bei Affen, bei denen auf beiden Gehirnhälften die Amygdala gezielt zerstört wurde. Als Folge wirken die Tiere insgesamt emotionsloser als früher, vor allem aber fehlt es ihnen an jeglichem aggressiven oder defensiven Verhalten. Die Affen zeigen nicht die Spur von Furcht - auch dann nicht, wenn sie einer echten Gefahr, beispielsweise einer Schlange, begegnen. Dabei nehmen sie den äußeren Reiz der Schlange durchaus wahr, aber ohne Mandelkernkomplex bleibt der entsprechende Schreckreflex aus.

Und nicht nur das – ohne Amygdala haben die Tiere auch Schwierigkeiten, emotionale Assoziationen zu lernen, etwa einen bestimmten Gegenstand mit einer Belohnung zu verbinden oder mit einer Strafe. Außerdem suchen sie keinen Kontakt mehr zu anderen Affen und sind daher in der Gruppe bald isoliert.

Ganz ähnlich ist es beim Menschen. So beschrieb der britische Psychiater Robin Jacobsen einen Patienten, bei dem der Mandelkernkomplex aus Krankheitsgründen auf beiden Seiten operativ entfernt worden war. Die Person hatte in der Folge Schwierigkeiten, Gesichter zu erkennen und vor allem den Gesichtsausdruck ihres Gegenübers richtig zu deuten. Dadurch war auch das Sozialverhalten des Betroffenen stark gestört.

Einen ähnlichen Ausfall verursacht auch das Urbach-Wiethe-Syndrom, eine seltene Erbkrankheit, bei der unter anderem die Amygdala verkalkt. Die Erkrankten sind ebenfalls in ihrem Gefühls- und Sozialleben stark eingeschränkt. Dem Wort „Angst“ können sie keine Bedeutung zuordnen."


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Die Amygdala ist überlebenswichtig

Beitragvon mirijam » Montag 16. April 2012, 23:58

"Der Mandelkernkomplex spielt auch eine Rolle für das Gedächtnis, genauer, das emotionale Gedächtnis.

Normalerweise können wir uns besser an eine Situation erinnern, wenn starke Gefühle dabei beteiligt waren – besonders Angst oder Furcht.

Menschen mit geschädigtem Mandelkernkomplex jedoch zeigen diesen Effekt nicht: Sie erinnern sich an abstoßende, an neutrale und an wohltuende Szenen - etwa in einem Film - gleich gut."


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Die Amygdala ist überlebenswichtig

Beitragvon mirijam » Dienstag 17. April 2012, 00:08

"Die Suche nach der Pille des Vergessens

Courtney Miller und David Sweatt von der Universität von Alabama in Birmingham hatten Ratten das Fürchten beigebracht: Die Tiere erstarrten vor Schreck, kamen sie in einen Käfig, in dem sie vorher unangenehme Elektroschocks bekommen hatten. Wenn die Forscher ihnen jedoch ein Medikament namens Zebularin in den Hippocampus spritzen, zeigten die Tiere am nächsten Tag keine solche Schockreaktion mehr.

Offenbar reaktiviert Zebularin ein Gen, dessen Proteinprodukt Phosphatase I Erinnerungen löschen kann. Während der Lernphase wird dieses Phosphatase-I-Gen mit so genannten Methylgruppen verklebt, also gewissermaßen in Ketten gelegt. Zebularin entfernt diese Methylgruppen, so dass das Gen reaktiviert und die Phosphatase die Erinnerung an die Elektroschocks im Käfig löscht. Das klingt wie das ideale Medikament zum Auslöschen von Erinnerungen. Doch leider wirkt Zebularin nicht nur auf ein Gen, sondern verändert das Ein- und Ausschaltmuster vieler tausender Gene, weshalb mit unerwünschten Nebenwirkungen zu rechnen ist."


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Die Amygdala ist überlebenswichtig

Beitragvon mirijam » Dienstag 17. April 2012, 00:12

"Vielfältige Ansatzmöglichkeiten

Ob es Sinn macht, Traumapatienten solche Medikamente zu verabreichen, während sie sich an ihre negativen Erfahrungen erinnern, ist jedoch noch völlig offen. Zumal es neben U0126 oder Zebularin eine ganze Reihe von Wirkstoffkandidaten gibt, die zur Gedächtnislöschung eingesetzt werden könnten. Andere Experimente legen das Enzym Alpha-CAMK-II lahm, das in Gedächtnisbildung involviert ist, stoppen die Proteinkinase M zeta, die für das Langzeitgedächtnis nötig ist, oder verändern AMPAR, einen Rezeptor in der Zellmembran von Nervenzellen der Amygdala, mit dessen Hilfe furchteinflößende Erinnerungen relativiert werden. Vermutlich gibt es also Dutzende von Möglichkeiten, in das Speichern von Erinnerungen einzugreifen.

Denn letztlich sind es nicht Gene oder Proteine, sondern die besonderen Verschaltungen von Nervenzellen, die Erinnerungen speichern, wie ein Experiment der Forschergruppe um Sheena Josselyn von der Universität von Toronto, Kanada, an Mäusen zeigte. Mit Hilfe eines gentechnischen Tricks schaltete Josselyn bestimmte, in die Gedächtnisbildung involvierte Nervenzellen in der Amygdala aus, so dass eine vorher gelernte negative Langzeiterfahrung dauerhaft gelöscht wurde.

Niemand weiß bislang, ob sich das menschliche Gehirn mit seiner unvergleichbar hoch entwickelten Gedächtnisleistung ähnlich einfach manipulieren lässt, wie Maus- oder Rattenhirne. Oder ob es überhaupt Substanzen gibt, die nur eine einzelne Erfahrung löschen können, ohne das restliche Gedächtnis eines Trauma-Patienten zu beeinträchtigen."


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Die Amygdala ist überlebenswichtig

Beitragvon mirijam » Dienstag 17. April 2012, 00:13

"Ist künstliches Vergessen ethisch legitim?

Aber selbst wenn die Pille des Vergessens ohne jegliche Nebenwirkungen zu haben wäre: Ist es überhaupt richtig und ethisch vertretbar, Gedächtnisse zu manipulieren? Selbst wenn es eine gute Sache zu sein scheint, traumatische Erlebnisse aus dem Gedächtnis zu löschen, kann man sich doch nicht sicher sein, dass mit der bösen Erinnerung auch all jene Spuren verschwinden, die das Erlebnis im Gedächtnis – oder wahlweise der Seele – hinterlassen hat. Verschwinden also mit der Ursache eines Traumas, der Erinnerung, auch die posttraumatischen Folgen?

Und welche Folgen hat es, wenn sich Menschen die schlechten Erinnerungen einfach wegspritzen lassen können wie Falten mit Botox?

„Alle Erinnerungen, auch die schmerzvollen, erfüllen einen wichtigen Zweck. Sie können uns helfen, die gleichen Fehler nicht zu wiederholen“, wird der Gedächtnisforscher Joe Tsien in einem Nature-Artikel zitiert."


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Die Amygdala ist überlebenswichtig

Beitragvon Clarissa » Dienstag 17. April 2012, 01:13

Aus einem recht bekannten Film:

"Bist du bereit, aus deinem tödlichen Schlaf zu erwachen?
Bist du bereit, die Welt, so wie du sie zu kennen meinst, hinter dir zu lassen?
Wagst du es, den Schritt zu gehen, der dein Leben für immer verändern könnte?

Bist du bereit für die rote Pille?"

Hoffentlich bleibt es für immer in der Matrix.
Und allen Leugnern zum Trotz, im DIMDI
ICD-10-GM Version 2018 - Stand Oktober 2017 ist MCS immer noch im Thesaurus unter
T 78.4 zu finden und wirklich nur dort und an keiner anderen Stelle!
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Die Amygdala ist überlebenswichtig

Beitragvon Gundermann » Dienstag 17. April 2012, 11:16

Bei MCS würde ich diese Therapie als ein Spiel mit dem Feuer bezeichnen.

Oft ist das Immunsystem beeinträchtig und Organe haben "einen Schlag abbekommen" bei der Chemikalienexposition die der MCS zugrundeliegt.

Das Gehirn umtrainieren heißt nicht, dass der Rest des Körpers sich täuschen lässt. Endorganschäden und Organschäden können die Folge sein.
Ein Amygdala Trainer wird dann zum Patienten sagen: "Du hast nicht fest genug an Deine Heilung geglaubt. Du bist nicht richtig überzeugt..."
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Die Amygdala ist überlebenswichtig

Beitragvon Sato » Mittwoch 18. April 2012, 11:02

Lest die Webseiten von Gupta und Hopper intensiv durch.
Ihr werdet Euch wundern wie dort die Wissenschaft auf den Kopf gestellt wird.
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