von Juliane » Samstag 9. Dezember 2006, 22:46
Hallo,
ich habe gerade eure Diskussionsbeiträge gelesen.
Soweit mir bekannt ist, untersuchen auch deutsche Umweltmediziner bei MCS ein sogenanntes Neuro-Stress-Profil mit den Werten Adrealin, Noradrenalin, Dopamin, Serotonin, Cortisol-Tagesprofil, DHEAS. (z.B. Dr.Bieger in München). Behandelt wird dann oft mit einem Multivitaminpräparat namens GABA.
An der Universität Tübingen diagnostiziert man das Fibromyalgiesyndrom (oft eine Begleiterscheinung von MCS) durch die Untersuchung des Serotoninspiegels bzw. der Antikörper gegen das eigene Serotonin. (Prof. Klein)
Nachfolgend stelle ich aus Zeitgründen einfach mal einen Beitrag, den ich an anderer Stelle schon mal ins Netz gestellt habe, hier ein.
MCS-Kranke reagieren bereits auf geringste Mengen von Chemikalien mit unterschiedlichen Symptomen. Die Bandbreite der Symptomatik hängt wahrscheinlich von den jeweils vorausgegangenen Belastungen und der Empfindlichkeit des einzelnen Menschen ab.
Bekannt und anerkannt wurde MCS erst, als 1985 die US-Umweltbehörde EPA renoviert wurde und über 200 Beschäftigte der Behörde durch diese Maßnahme erkrankten. Einige Dutzend dieser Mitarbeiter blieben chronisch krank.
Während in den USA und Kanada MCS mittlerweile ein in der Ärzteschaft bekanntes Krankheitsbild ist, hat sich das Wissen über Umwelterkrankungen, insbesondere MCS, bei der bundesrepublikanischen Ärzteschaft; diplomatisch formuliert; noch nicht herumgesprochen. Nur wenige Ärzte sind in der Lage eine Umweltkrankheit zu erkennen bzw. zu diagnostizieren.
Umweltgifte können eine Vielzahl von Symptomen hervorrufen, die meist isoliert gesehen und deshalb nicht als Folge toxischer Verletzungen erkannt werden:
- Konzentrationsstörungen
- Gedächtnisprobleme
- Kopfschmerzen
- Übelkeit
- Ohrgeräusche (Tinnitus)
- Benommenheit
- Krämpfe
- ADS / ADHD
- Panikattacken
- Koordinationsprobleme und Unfälle
- Schwindel
- Dauerschnupfen
- Husten und Halsentzündungen
- Asthma
- trockene oder brennende Augen, Sehstörungen
- Hautausschläge, Akne
- Durst
- Herzklopfen / Rhythmusstörungen
- eiskalte Hände und Füße
- veränderte Blutdruckwerte
- Dauerinfekte
- wiederkehrende Entzündungen des Rachens und der Stirnhöhle
- Schüttelfrost und/oder Fieber
- Knochenschmerzen
- Gliederschmerzen
- Gelenkschmerzen
- Schwäche
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten
- Geruchsunverträglichkeiten
- Knoten in der Brust
- hormonelle Störungen
- Schilddrüsenprobleme
- endokrinologische Störungen
- chronische Müdigkeit
- Entzündungen
Diese Symptome können einzeln auftreten aber auch Vorboten einer Chemikalienüberempfindlichkeit sein.
Bisher gibt es für MCS-Kranke Menschen noch keine wirksame Therapie. Der Forschungsbedarf ist enorm, wenn man bedenkt, dass Wissenschaftler von allein in der BRD etwa einer Million kranker Menschen ausgehen.
MCS-Kranke müssen den Kontakt mit selbst geringsten Mengen von Chemikalien meiden:
- Duftstoffe (Wasch- und Putzmittel, Deo, Kosmetika, Raumspray etc.)
- Rauch
- Autoabgase
- Kaminabgase
- Ausdünstungen aus Kunststoffen und Druckerzeugnissen
- Desinfektionsmittel
- etc.
Für Chemikaliensensible ist die Umwelt eine chemische Barriere:
Arbeitsplatz, Schule, Auto oder öffentliche Verkehrsmittel, Geschäfte, Kinos, Sportplätze, Felder, Treppenhäuser, Fahrstühle etc. Kein Ort an dem ein chemikaliensensibler Mensch nicht von Chemikalien beeinträchtigt werden kann.
In der Bundesrepublik werden die meisten umweltkranken Menschen nicht als umweltkrank diagnostiziert. Umweltkrankheiten, insbesondere MCS, werden tabuisiert. Deshalb ist die Unkenntnis in der Bevölkerung, aber auch in der Ärzteschaft, sehr groß. Umweltkranke werden gern mit Psychodiagnosen versehen. Das ist spart vielen Verursachern und Kostenträgern immense Summen.
Andererseits verursachen Umweltkrankheiten eine Kostenlawine für die Krankenversicherungen und richten volkswirtschaftlich beträchtlichen Schaden an.
MCS ist eine Krankheit, die jeden treffen kann. Arm oder reich, jung oder alt, Arbeiter oder Akademiker.
Umweltkranke Menschen zeigen häufig psychische Symptome, da Chemikalien neurotoxisch und sehr „stoffwechselaktiv“ sind.
Viele umweltkranke Menschen sind Träger genetischer Polymorphismen. Es gibt signifikante Unterschiede in der Verteilung der Genotypen. MCS-relevante Genotypen sind Varianten auf CYP2D6, NAT1, NAT2, PON1, PON2 und MTHFR.
Schickt man einen Träger des Genpolymorphismus CYPIID6 bei Panikattacken, Schwindel etc. am chemikalienbelasteten Arbeitsplatz zum Psychiater, wird dieser weder mit klassischer Verhaltenstherapie noch mit Medikamenten etwas ausrichten können. „Abkonditionieren“ ist nicht, Pillen wirken nicht! Im Gegenteil: Ein Viertel der handelsüblichen Medikamente, vor allem Psychopharmaka, führen allein schon bei Mangel an CYPIID6-Enzymaktivität zu Nebenwirkungen wie cerebralen Störungen, Wahnvorstellungen.
Ein Polymorphismus CYPIID6 trägt immerhin 5-10% der einheimischen Bevölkerung. Die Pharmaindustrie hat im Jahr 2004 20,3 bzw. 14,1 Milliarden Dollar für Antidepressiva und Antipsychotika umgesetzt. Bei Antiepileptika lag der Umsatz bei 11,3 Milliarden. Leicht auszurechnen, wie viel „Nebenwirkungspsychosen“ so produziert wurden.
Auf dem Markt befinden sich Tausende von Chemikalien, von denen etwa 70000 regelmäßig Verwendung finden. Vom Beißring des Babys bis zum Baumaterial fehlen für fast alle Chemikalien bislang Untersuchungen hinsichtlich ihrer Toxizität. Und niemand wird sagen können, wie die Stoffe in den Stoffwechsel eingreifen und wie der Körper sie abbauen kann.
Dass nicht alle Menschen krank werden und dass die Menschen an unterschiedlichen Symptomen erkranken, liegt an der jeweiligen genetischen Ausstattung bzw. an der Belastung der jeder einzelne Organismus ausgesetzt war bzw. ist.
Also ehrlich gesagt, habe ich immer den Eindruck, dass viele Wissenschaftler viel mehr wissen, als an die Öffentlichkeit dringt. Vor kurzem gab es mal so eine Diskussion, ausgelöst vom Bundesamt für Risikobewertung, in der es um die toxischen Wirkungen von Zimt ging. Auch da gibt es wohl genetische Varianten, die Menschen anfällig für die Toxine in Zimt machen. In der Öffentlichkeit aber wurde auch hier wieder so getan, als seien alle Menschen gleich und nur die Dosis mache das Gift.
Wir werden also noch Jahre damit beschäftigt sein heraus zu finden warum der eine MCS hat und der andere nicht bzw. was wohl der oder die Auslöser gewesen sein könnten. Und so bleiben wir immer schön brav.
Herzliche Grüße
Juliane