ein Unglück kommt selten allein ...

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Beitragvon Leckermäulchen » Samstag 2. August 2008, 22:58

Hier die Fortsetzung:

Meine Arbeit ist erst mal weg, sozusagen „unterm Hintern weg“, denn der Vertrag würde ja noch laufen .... Aber letzte Woche kam die Kripo und Staatsanwaltschaft ins Büro, kurz nachdem ich zur Arbeit gekommen war, und hat alles konfisziert, EDV, wichtige Unterlagen etc.

Sie hatten mir einige Fragen gestellt, viel konnte ich nicht sagen, da mein Arbeitsgebiet nicht das war, wonach sie suchten. Sie fragten mich noch einiges und dann konnte ich nach Hause gehen.

Die Büros sind also leergeräumt, es gibt keinerlei Hinweis mehr, was dort war, man kann von außen nichts mehr erkennen. Firmennamen ab, Deko im Fenster weg etc.

Sie haben wohl vorher schon sehr lange recherchiert, schon bevor ich im März dort zu arbeiten anfing, nur halt eben verdeckt, wie sich das gehört, wenn man einen größeren Fisch an der Angel hat. Die Gründer (meine Chefs) haben beträchtliche Gelder veruntreut. Die haben sie auch einkassiert und in U-Haft gesetzt.

Aber ich habe nun noch zu meiner großen „Freude“ ein zweites Anhörungsschreiben mit Paragraphenblatt zur Verstärkung von der BAgIS (Agentur für Arbeit) erhalten, nachdem ich gegen das vorige, wo sie einige Hundert Euro zurückhaben wollen, Widerspruch eingelegt und um Aufschlüsselung des Betrages gebeten hatte. Keine Resonanz, keine Erklärung, kein Termin. In dem neuerlichen Anhörungsschreiben nun verlangen sie gleich noch über hundert Euro mehr als im letzten, wieder ohne Erklärung, wie der Betrag zusammengesetzt ist.

Da mein Job ein 400-EURO-Job war, haben sie natürlich regelmäßig mir neben dem Freibetrag von 100 EURO von dem Rest 80 Prozent für sich abgezogen. Das ist so Gesetz und wird bei allen vorher arbeitslosen 400-EURO-Jobbern so gehandhabt. Das bedeutet also, von dem Rest bekomme ich, je nachdem wie viel der Arbeitgeber ausbezahlt hatte (es waren ja nicht jedes Mal 400 EURO) dann vielleicht 26 EURO im Monat oder „sogar“ 34.

Mit der Arbeit dachte ich dennoch, ich würde nicht mehr lange so direkt von der Hand in den Mund leben müssen und die notwendigsten Gebrauchsgegenstände wieder auf Vordermann bringen können.

Was für eine Willkür!

Ich war bei der für diese Sachen zuständigen Sozialberatungsstelle, wo leider die Mitarbeiter in Urlaub sind (stand im Internet nicht drin). Aber eine Stelle für die gesamte Stadt ist besetzt, wo ich dann Montag früh hin muss.

Ach ja – mein Fahrrad hat heute völlig den Geist aufgegeben, die Reparatur kostet auf jeden Fall einige Hunderter. Das Lager ist kaputt, es fehlt ein Teil, das nicht mehr ersetzt werden kann, weil es zu alt ist. So haben sie die Pedalen abgeschraubt und da klafft jetzt ein großes Loch. Ich brauche einen neuen Rahmen. Auf das Fahrrad bin ich seit Jahrzehnten angewiesen für meine Erledigungen, sonst dürfte sich gleich ab nächster Woche mein Aktionsradius / mein selbständiger Handlungsspielraum dauerhaft um ca. 85 % reduzieren.

Mein Kühlschrank verliert ab und an Kühlflüssigkeit, fängt an zu schimmeln... Ich hatte ihn bei WALMART gekauft. Der Laden hat aber hier längst dicht gemacht. Ich hatte ursprünglich noch gedacht, wenn ich mal etwas Geld zusammen habe, kauf ich mir einen neuen. Jetzt kann ich darüber nur noch „lachen“.

Was dem Ganzen nun die Krone aufsetzt und worauf ich wirklich gut verzichten könnte:

Es gibt eine Unmenge Menschen, die mich zu kennen behaupten, deren Geldbeutel prall voll sind und deren „Hilfe“ einzig und allein darin besteht, mir permanent völlig falsche, an den Realitäten völlig vorbei gehende, ja schädliche Ratschläge zu geben. Aber finanziell auszuhelfen im akuten Notfall ist ihnen nicht möglich. Sie können ja doch nicht auf die Tankfüllung ihres Zweitwagens verzichten. Und außerdem: Sie haben schon seit Jahren keine Gehaltserhöhung mehr bekommen!

Dazu kann ich nur sagen: Tja, wenn das so ist – mein herzliches Beileid!

(das ist vielleicht Stoff für einen neuen Reim ... wer weiß – mal abwarten, es passiert meist unbewusst, sogar aus dem Schlaf hat’s mich schon gerissen und dann habe ich alles aufgeschrieben...)

LG Leckermäulchen
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Beitragvon Marina » Samstag 2. August 2008, 23:43

Armes Leckermäulchen, das tut mir leid für Dich. Bei mir kommt zur Zeit auch eine Pechsträhne nach der anderen. Eigentlich könnte ich mich in die Ecke setzen und nur noch Heulen, aber das bringt ja auch nix. Wir müssen trotzdem weiter durchhalten und immer feste daran denken, dass irgendwann mal wieder bessere Zeiten kommen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Gute Nacht, hoffentlich können wir wegen unserer vielen Probleme trotzdem schlafen. Ich wünsche Dir süße Träume, die kann Dir keiner wegnehmen.

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ein Unglück kommt selten allein ...

Beitragvon Leckermäulchen » Mittwoch 13. August 2008, 23:33

Gestern hat mich das Amt zum Termin bestellt. Da hab ich den zweiten Widerspruch auf das zweite Anhörungsschreiben abgegeben, das der Sachbearbeiter mir noch schnell vor seinem Urlaub geschickt hatte, mit dem höheren Rückforderungsbetrag. Ich habe seiner Urlaubsvertretung dann jetzt wieder den Widerspruch auch darauf ausgehändigt. Sie war nicht begeistert. Heute finde ich als Antwort von ihr einen dicken, fetten Brief vom Amt im Briefkasten, wo jetzt die ganzen Monate aufgerechnet sind. Nun geht das Spielchen wohl erst richtig los.

Zahlen wollen sie ja nicht, aber Geld haben wollen sie von mir. Ich bin jetzt vollkommen megapleite. Mein Fahrrad musste ich verschrotten lassen und mir ein neues besorgen.

Für das immer noch ausstehende Gehalt für letzten Monat will das Amt von mir jetzt nachgewiesen haben, dass ich es nicht gekriegt habe und weiter schmeißen sie mich mit Gesetzesparagraphen zu meinem Nachteil zu.

Ich kann den Arbeitgeber jetzt zum zweitenmal schriftlich auffordern zu zahlen, mit Fristsetzung. Einen Brief hatte ich schon hingeschrieben. Null Resonanz. Dann ist der laufende Monat auch so gut wie um. Wenn er dann nicht zahlt, sehe ich ja ein paar Tage später, dass er auch weiterhin nicht zahlt und bei zwei nicht gezahlten Monatsgehältern ist eine fristlose Kündigung meinerseits gerechtfertigt, habe ich heute bei der Beratung erfahren.

Denn das Amt meint doch tatsächlich, mein Vertrag läuft ja noch bis Oktober und sagt sonst nichts zu der Sache außer dass ich so ganz formlos für sie aufschreiben soll, was zu der fraglichen Zeit passiert ist.

Aber jetzt kriegen sie zur Abwechslung mal von mir einen Gesetzestext, und zwar den § 115 des SGB, wonach der Anspruch auf Arbeitsentgelt-Forderungen des Arbeitnehmers gegen den Arbeitgeber auf den Sozialleistungsträger übergeht. Bei der Beratung heute hat man mir gesagt, bei zwei nicht gezahlten Gehältern nach vorheriger schriftlicher Abmahnung mit Frist greift das. Ätsch! Bin mal gespannt wie das Amt nun weiter macht. Ein Stress-Amt ist das! Immer liegen die auf der Lauer.
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ein Unglück kommt selten allein ... ALLES WIRD GUT

Beitragvon Leckermäulchen » Donnerstag 2. Oktober 2008, 18:26

Bei der Sozialberatungsstelle die Rechtsanwältin hat mich mittlerweile als Mandantin und im August ist es dann zu einer einstweiligen Anordnung vor Gericht gekommen. Dann habe ich bis heute nichts vom Amt oder so gehört.

Aber vorhin ruft mich meine Rechtsanwältin an und sagt, dass das Amt mir jetzt Geld zahlt.

;-) :-d

WURDE AUCH ZEIT ! ! – Ich kann nämlich nur noch die Fixkosten bezahlen und für den täglichen Lebensunterhalt bleibt NICHTS.

Allerdings habe ich jetzt gerade eine ziemliche Grippe – das erste Mal seit fünf Jahren. Ich lag zwei Tage im Bett, trau mich auch morgen noch nicht raus. Aber dann am Samstag bin ich hoffentlich soweit.

Nächste Woche mach ich einen Termin mit meiner Rechtsanwältin für das weitere Procedere.

Marina, wie sagtest du so schön? Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Endlich kann ich wieder aufatmen und es geht weiter...
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ein Unglück kommt selten allein ...

Beitragvon Marina » Donnerstag 2. Oktober 2008, 20:10

Na also, wenigstens etwas!

Hoffentlich hast Du die Grippe bald überstanden.
Ich wünsche Dir gute Besserung.

Liebe Grüße
Marina
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Beitragvon Maria Magdalena » Donnerstag 2. Oktober 2008, 22:54

Hallo Leckermäulchen!

Das Leben ist schon ein seltsames Phänomen. Es ist oft unerträglich schwer und doch ertragen wir es. Dann kann es wieder wunderschön sein und wir sind überwältigt. Dann kommt anscheinend Bedrohliches und wir sind verzweifelt, solange bis wieder das Licht der Hoffnung uns belebt und wieder mutig macht. Ich habe gelernt, dass man nicht nur hoffen, sondern auch glauben sollte, dass das Leben uns liebt, denn wir sind seine Kinder. Diese dreifache Kraft ist es wohl, die uns geschenkt wurde, damit wir im Leben das Sinnvolle finden können. Glaube, Hoffnung, Liebe. Das hilft mir sehr.

Viel Glück bei der Problemlösung!

Liebe Grüße
Maria Magdalena
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ein Unglück kommt selten allein ...

Beitragvon Monja » Freitag 3. Oktober 2008, 00:56

Glückwunsch Leckermäulchen !!! Siehste, Kämpfen lohnt sich
immer, wir dürfen alle nicht aufgeben. Zwischendurch auch mal
ausruhen und dann weiter. All dies Unrecht darf nicht siegen.
Dieser bekannte Spruch: Der Klügere gibt nach... ist komplett
blöd, dann siegen ja immer die Dümmeren. Und die haben schon viel
zu oft gesiegt, wie man an unserer verpesteten Umwelt sieht.

Ein kluger Mensch "schützt" seine Umwelt, seine Nachkommen, das
beherzigt selbst jedes Tier. Nur nicht die Herren Oberindianer.
Ich frage mich oft, wie die das gegenüber ihren Kindern und Enkeln
jemals rechtfertigen wollen, was sie aus deren Zukunft gemacht haben.
Liebe Grüße Monja
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Beitragvon Leckermäulchen » Freitag 3. Oktober 2008, 10:14

Moin ihr Lieben,

das erbaut WIRKLICH!

Die Geschichte vom "kleinen" David, der den "großen" Goliath mit einem Stein aus seiner Schleuder niederstrecken konnte, läßt sich in der einen oder anderen Weise immer wieder auf aktuelle Erfahrungen übertragen, wenn auch natürlich nicht unbedingt eins zu eins. Aber Glaube kann Berge versetzen, wie auch Jesus schon sagte.

Jetzt bin ich auch schon wieder besser drauf nach einer kräftigen Mütze voll Schlaf. Fortsetzung folgt ....
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