Umweltkrankheiten alle in einen Topf

Umweltkrankheiten alle in einen Topf

Beitragvon Janik » Dienstag 7. Juli 2009, 15:21

Es tauchen immer wieder Bestrebungen auf alle Umweltkrankheiten - MCS, CFS, FSM, EMS, ME,...
in einen Topf zu werfen.
Der Deckel ist dann meistens ein "Oberbegriff" der eine eigene Wortschöpfung ist oder eine pauschale Verallgemeinerung.

Ist das für MCS Kranke sinnvoll?

NEIN, denn

MCS ist die einzige Umweltkrankheit die immer (zumindest teilweise) durch Chemikalien ausgelöst wurde.
Bei CFS können diverse Faktoren eine auslösende Rolle gespielt haben, z.B. ein schwerer Infekt, Allergien, Viren, Borrelien, Krebs, AIDS,...
Gleiches gilt für EMS - Elektrosensitivität. Sie kann durch Chemikalien sicherlich verschlimmert werden, aber Chemikalien sind nicht Auslöser für die Hypersensibilisierung auf elektromagnetische Felder.
FMS kann durch Vielfältiges ausgelöst werden, z.B. auch Nahrungsmittelallergien.


WARUM EIN TOPF für alle Umweltkrankheiten?

Durch diesen Schachzug soll das Chemikalienproblem aus der Diskussion und Schusslinie gezogen werden.
Im nächsten Schritt ist vorgesehen IEI wieder hochleben zu lassen. IEI = Umweltkrankheiten unklarer Ursache.
Alles soll über einen Kamm geschoren werden und läuft dann unter "Befindlichkeitsstörungen" und soll,
so hätte man es gerne, den Fachgebieten Psychosomatik, Psychiatrie, Psychologie zugeführt werden.


DESHALB

Jede Umweltkrankheit kann mit einer oder mehren anderen Umweltkrankheiten überlappen, ganz nach der These "wer Flöhe hat, kann auch Läuse haben". Doch jede Umweltkrankheit hat spezifische Ursachen und die gilt es herauszustellen und beim Erkrankten ausfindig zu machen. Nur so kann adäquat behandelt werden. Die Psychiatrisierungsfalle ist abzulehnen.
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Umweltkrankheiten alle in einen Topf

Beitragvon Maria Magdalena » Dienstag 7. Juli 2009, 16:43

Nahrungsmittelallergien sind die Folge von Chemikalien, Schwermetallen und anderen giftigen Schadstoffen.

Alle Umweltkrankheiten sind weder idiopathisch noch durch Pollen, Lebensmittel etc. ausgelöst, sondern die Folgeschäden der Überlastung unserer Umwelt und unserer Körper mit Giften, die das Gehirn, das Nerven- und das Immunsystem sowie den Stoffwechsel und den Hormonhaushalt schädigen.

Außerdem ist es in der Wissenschaft nicht zulässig, dass ein Oberbegriff einen Unterbegriff ersetzt, z. B. kann Obst nicht die Begriffe Birne, Apfel, Melone ersetzen, sondern nur sie als Gemeinsamkeiten aufweisende, sich jedoch gleichzeitig auch von einander unterscheidende pflanzliche Arten und Sorten definieren.
- Editiert von Maria Magdalena am 07.07.2009, 16:43 -
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Umweltkrankheiten alle in einen Topf

Beitragvon Janik » Dienstag 7. Juli 2009, 19:11

Diesen allumfassenden Denkansatz haben die Strategen der "Umweltkrankheiten-Eintopf-Kampagne"
leider nicht im Sinn Maria-Magdalena.

Es geht ihnen darum einen Misch-Masch (IEI) zu kreieren, der dann psychopathologisiert wird.
Die Patienten sollen sich nicht so haben und gefälligst auch Psychotherapie akzeptieren
wenn sie andere Behandlungen wollen. In manchen Umweltkliniken wird das schon entsprechend
praktiziert.

Wollen wir MCS Kranken das?
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Umweltkrankheiten alle in einen Topf

Beitragvon Maria Magdalena » Dienstag 7. Juli 2009, 22:24

Lieber Janik,

ich freue mich, in diesem Forum Mitglied zu sein. Hier gibt es erstaunlich viele intelligente, sympathische MCS-Kranke. Wir sind ein außergewöhnliches Team- das Schicksal hat uns zusammengeführt! Wir sind stark und bereit, die Gunst der Stunde zu nutzen.

Wir lassen uns nicht psychopathologisieren. Diejenigen, die unsere Gehirne nur zu gerne manipulieren wollen, haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Wir lassen uns nicht für dumm verkaufen.

Wir wollen, dass das Geld für sinnvolle umweltmedizinische Therapien, die wirklich helfen, ausgegeben wird, und nicht für irgendwelchen Psycho-Kram, der uns MCS-Kranken nichts nutzt und oft sogar schadet.

Schluss mit der Diskriminierung und Ausbeutung von MCS-Kranken! Sie haben ein Anrecht auf adäquate umweltmedizinische und soziale Hilfe.
Maria Magdalena
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Umweltkrankheiten alle in einen Topf

Beitragvon Frank-N-Furter » Mittwoch 8. Juli 2009, 19:09

Man zählt auf die Naivität so mancher Selbsthilfegruppe und lockt mit Versprechungen die
realistisch betrachtet völlig indiskutabel sind. Wachsamkeit ist angesagt und Verstand einschalten,
nicht einfach nicken zu dem was einem erzählt wird.
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Umweltkrankheiten alle in einen Topf

Beitragvon Lucca » Donnerstag 9. Juli 2009, 08:23

Diese Täuschungsstrategien können auf Dauer keinen Bestand haben. Ich habe da wenig Sorge.
Spätestens, wenn aufrichtige Selbsthilfegruppenleiter durchschauen, dass sie verladen worden sind,
brennt das hinterhältige Spiel auf Kosten der Kranken dreifach zurück.
Leiter von Selbsthilfegruppen, die auf Kosten ihrer Mitglieder solche Stratgien vorantreiben, müssen ständig damit rechnen dass ein, mehrere oder alle Mitglieder durchschauen was abläuft und dann haben sie ein fettes Problem.
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Umweltkrankheiten alle in einen Topf

Beitragvon Frank-N-Furter » Freitag 10. Juli 2009, 13:22

Das hat nur kurzfristig Bestand, mittelfristig knallt dann die Wundertüte.
Na ja, hoffen wir, dass die "Umweltkrankheiten-Eintopf-Strategie" nicht schon zu großen
Schaden angerichtet hat bis endlich durchgeblickt wird.
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Umweltkrankheiten alle in einen Topf

Beitragvon Croft » Freitag 10. Juli 2009, 19:52

Die Tendenz kann man stets bei Allum erkennen.

Sucht man zu MCS im Internet, wenn findet man? Allum

Was findet man wenn man Allum in Google sucht? Einträge wie diese:

ALLUM : Multiple Chemical Sensitivity (MCS, sMCS, IEI )
Multiple Chemical Sensitivity (MCS, sMCS, IEI ). Dr. D. Eis: Multiple Chemikalien-Sensitivität (MCS) und ähnliche Symptomkomplexe Download (pdf-Datei, ...
http://www.allum.de/.../multiple-chemical-sensitivity-(mcs-smcs-iei-).html - Im Cache - Ähnlich

ALLUM : Multiple Chemical Sensitivity (MCS, sMCS, IEI )Allergien - Umwelt - Gesundheit: Praxisnahes Informationsangebot für Eltern, Familien und Patienten zu Allergien, Asthma, Heuschnupfen, Umweltschadstoffen ...
http://www.allum.de/.../multiple-chemical-sensitivity-(mcs-smcs-iei-)-langfassung.html - Im Cache - Ähnlich


Allum kocht also schon Eintopf. Sollte das Selbsthilfegruppen nicht warnen?
Croft
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Umweltkrankheiten alle in einen Topf

Beitragvon Clarissa » Freitag 10. Juli 2009, 21:49

und hier die funktionierende link:

[url]allum.de/.../multiple-chemical-sensitivity-(mcs-smcs-iei-).html[/url]
Und allen Leugnern zum Trotz, im DIMDI
ICD-10-GM Version 2018 - Stand Oktober 2017 ist MCS immer noch im Thesaurus unter
T 78.4 zu finden und wirklich nur dort und an keiner anderen Stelle!
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Umweltkrankheiten alle in einen Topf

Beitragvon Spotlight » Samstag 11. Juli 2009, 21:05

Ich appelliere an das Verantwortungsbewusstsein eines jeden Selbsthilfegruppenleiters.
Die Verantwortung besteht darin sich schützend vor die Kranken zu stellen und
mit der eigenen Kraft zu verhindern, dass sie jemand verheizt oder ihnen Schaden zufügt.
Wer sich damit überfordert fühlt, der sollte den Job nicht machen. Es geht ja um
nicht mehr und nicht weniger als Menschenleben.
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WOW...Das IEI Konzept

Beitragvon Lennox » Dienstag 14. Juli 2009, 19:06

Das "IEI Konzept", ein Begriff der mir bis jetzt noch nicht unterkam. Man lernt nie aus.

Aus Arbeits- Sozial und Umweltmedizin

Multiple Chemical Sensitivity Syndrome (MCS)

In den letzten 20 Jahren werden zunehmend Patienten mit multiplen unspezifischen Beschwerden registriert, als deren Auslöser die Betroffenen eine Vielzahl chemisch uneinheitlicher Stoffe und Verbindungen vermuten. Das als Multiple Chemical Sensitivity Syndrome (MCS – in Deutsch: Multiple Chemikalien-Sensitivität) bezeichnete Phänomen wird üblicherweise durch die folgenden Fallkriterien nach Cullen (1987; 1994) charakterisiert:


•Die Störung ist erworben, meist im Zusammenhang mit einer belegbaren bzw. nachvollziehbaren Fremdstoffexposition (einschleichender Beginn aber nicht ausgeschlossen).
•Die Patienten berichten über eine multiple (mehrere Organsysteme betreffende) Symptomatik.
•Die Symptome treten besonders in Verbindung mit niedrigen und chemisch verschiedenartigen Fremdstoffexpositionen auf, die in der Bevölkerung üblicherweise toleriert werden und deutlich unter den toxikologischen Schwellenwerten liegen.
•Die Symptome sind nicht durch bekannte organische Erkrankungen oder bekannte Funktionsstörungen bedingt (Ausschlussdiagnostik).

Wegen der im Wesentlichen ungeklärten Ätiopathogenese des MCS-Phänomens ist die Bezeichnung „Multiple Chemical Sensitivity“ in sich missverständlich. Diese Problematik veranlasste eine internationale Arbeitsgruppe bereits 1996 zu der Empfehlung, den Begriff „MCS“ aufzugeben und stattdessen die neutralere Bezeichnung „Idiopathic Environmental Intolerances“ (IEI) zu verwenden. Für IEI wurde die folgende Arbeitsdefinition vorgeschlagen: Es handelt sich um eine erworbene Störung mit multiplen, rekurrierenden Symptomen, die mit diversen Umweltfaktoren, die von der Mehrzahl der Menschen toleriert werden, assoziiert sind, wobei sich die Symptome nicht durch eine bekannte somatische oder psychische Störung erklären lassen (IPCS 1996). Während nach der auf Cullen zurückgehenden Fallcharakterisierung lediglich organische Erkrankungen und Funktionsstörungen bei der Ausschlussdiagnose zu berücksichtigen sind, fordert das IEI-Konzept auch die differenzialdiagnostische Berücksichtigung psychischer Störungen (Dietel et al. 2006). Trotz dieser umfassenderen Definition hat sich die Bezeichnung IEI bis heute nicht durchsetzen können, so dass weiterhin MCS als Terminus Verwendung findet.

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Dieser Eintrag ist ein Auszug aus dem Medizinischen Lexikon der beruflichen Belastungen und Gefährdungen, K. Landau - G. Pressel (Hrsg.), 2., vollständig neubearbeitete Auflage 2009.

http://www.asu-arbeitsmedizin.com/QUlEPTI0MTM0NSZNSUQ9MTA2MTk4.html
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